Berlin. Zehntausende VW-Kunden erhalten in den USA Gutscheine. Laut einem Medienbericht wusste der Konzern früher als bekannt von dem Skandal.

In den USA haben nach Angaben von Volkswagen 120.000 Kunden die von dem Konzern im Zuge des Abgasskandals angebotenen Einkaufsgutscheine angenommen. Eine Teilnahme an dem Programm bedeute nicht, dass die Kunden auf ihr Klagerecht verzichten müssten, betonte Volkswagen of America am Mittwoch.

Das Unternehmen hatte als Zeichen der Wiedergutmachung seinen Kunden in den USA ein Paket angeboten, das Gutscheine im Wert von 1000 Dollar enthält. Volkswagen hatte zugegeben, Diesel-Emissionswerte manipuliert zu haben. In den USA droht dem Konzern deswegen eine milliardenschwere Strafe.

VW wusste schon im August von Manipulationen

Derweil mehren sich die Hinweise, dass der Autobauer bereits früher von der Abgasmanipulation wusste als bisher bekannt. Einem Insider zufolge hat VW schon Mitte August und damit mehrere Wochen vor der offiziellen Bekanntgabe von Unregelmäßigkeiten bei Emissionswerten gewusst. Bereits am 19. August habe es ein Treffen von VW-Ingenieuren mit Vertretern der kalifornischen Umweltbehörde Carb gegeben, sagte der Insider und bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblatt“. Zu dem Zeitpunkt sei noch nicht klar gewesen, ob es sich um eine Abschaltsoftware handelte. Auch sei das Ausmaß der Manipulation unklar gewesen.

Volkswagen erklärte, man habe rechtskonform gehandelt. Als die Sachlage klar gewesen sei, habe man informiert. Der Konzern hatte am 18. September auf Druck der CARB und der Bundesbehörde EPA zugegeben, Abgaswerte mit einer Software geschönt zu haben.

Freitag läuft für VW ein Ultimatum ab

Am Freitag läuft für VW nun eine erste Frist aus, innerhalb derer der Autobauer den amerikanischen Behörden Vorschläge für einen Rückruf von knapp 500.000 Diesel-Fahrzeugen unterbreiten muss, in denen eine spezielle Software zur Manipulation von Emissionstests in den USA installiert wurde. Die Behörden haben dann 20 Geschäftstage Zeit, den Plan zu prüfen.

Kurz vor Ablauf des Ultimatums hielt die kalifornische Umweltbehörde Carb den Druck auf Volkswagen aufrecht. „Wenn sie keinen Plan vorlegen, der für uns akzeptabel ist, dann stehen uns Strafen zur Verfügung – es geht nicht ewig so weiter, es gibt eine Deadline“, sagte Carb-Chefin Mary Nichols bei der Los Angeles Auto Show. Allerdings werde man den Wolfsburgern noch etwas Zeit geben.

Anwälte bereiten Schadenersatzklagen vor

VW-USA-Chef Michael Horn bestätigte in Los Angeles, dass Vertreter des Unternehmens sich am Freitag zu Gesprächen mit den US-Behörden treffen werden. Er wollte aber noch keine Details zum Rückrufplan verraten.

Anwälte in den USA sammeln inzwischen Munition für Schadensersatzklagen gegen VW. Auch in Australien fordern VW-Besitzer wegen des Abgasskandals Schadenersatz in Millionenhöhe. Die Anwaltskanzlei Maurice Blackburn kündigte am Donnerstag eine Sammelklage gegen Volkswagen an, in der sie für jeden Betroffenen umgerechnet etwa 6700 Euro Entschädigung fordere. Sie fügte hinzu, dass bei mehr als 90.000 Fahrzeugen in Australien die Abgaswerte manipuliert worden seien. (rtr/dpa)