Düsseldorf. Die Zahl der Schuldner hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht. Vor allem Ältere sind betroffen – und es werden immer mehr.

Die Zahl der überschuldeten Senioren in Deutschland steigt. Laut des aktuellen Schuldenatlas’, der am Dienstag in Düsseldorf vorgestellt wurde, sind derzeit etwa 150.000 Menschen über 70 Jahre überschuldet. In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen sind es noch einmal etwa 471.000 Überschuldungsfälle. Die Zahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um zwölf beziehungsweise 6 Prozent, sagte Helmut Rödl, Vorstand der Creditreform, die den Atlas jährlich präsentiert. Bei den Über-70-Jährigen liegt die Schuldenhöhe im Durchschnitt bei 50.480 Euro.

Dass die finanzielle Situation bei den Älteren immer schwieriger wird, zeigt sich auch in der stark gestiegenen Zahl älterer Menschen, die die sogenannte Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch erhalten. Im März 2015 waren laut Michael Bretz von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform etwa 512.000 Rentner auf die Grundsicherung angewiesen. Diese Zahl habe sich zwischen 2005 und Ende 2013 fast verdoppelt.

Viele Gründe für Verschuldung

Insgesamt ist die Zahl der Schuldner im laufenden Jahr leicht gestiegen. Zum 1. Oktober 2015 waren laut Schuldenatlas 6,7 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 0,7 Prozent oder 44.000 Menschen an. Mehr als die Hälfte der Betroffenen ist dauerhaft verschuldet.

Gründe für die Überschuldung gibt es einige. Neben Arbeitslosigkeit und Trennung oder Tod des Lebenspartners sind es aktuell vor allem die Folgen einer Erkrankung, einer Sucht oder eines Unfalls, die Menschen in die Verschuldung treiben. Zunehmend ist nach Angaben von Michael Bretz auch eine unwirtschaftliche Haushaltsführung die Ursache.

Ruhrgebiet besonders betroffen

Das Ruhrgebiet bleibt das „Sorgenkind“ im neuesten Schuldneratlas 2015. Die Anzahl der überschuldeten Menschen ist in vielen Städten der Region zum Teil deutlich gestiegen. Mit Schuldnerquoten zwischen 15 und 17 Prozent gehören Hagen, Gelsenkirchen und Herne zu den Städten mit der höchsten Überschuldung bundesweit.

Die höchste Schuldnerquote haben der Studie zufolge die Stadtstaaten Bremen (14,8 Prozent) und Berlin (12,99). Die wenigsten Schuldner im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt es in Bayern (7,12 Prozent) und Baden-Württemberg (8,09 Prozent).

Wie auch in den vergangenen Jahren sind die neuen Bundesländer stärker von Schulden betroffen als Bürger in den alten Ländern: Die Schuldenquote liegt in diesem Jahr in den östlichen Bundesländern ohne Berlin bei 10,26 Prozent – in den westlichen Ländern sind es 9,86 Prozent. (dpa)