Köln . Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ist überzeugt: Flüchtlinge bringen dem Staat am Ende mehr, als dass sie kosten.

Flüchtlinge tragen nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schon nach wenigen Jahren zum Wohlstand in Deutschland bei. „Nach unseren Berechnungen erwirtschaftet ein Flüchtling nach fünf bis sieben Jahren mehr, als er den Staat kostet“, sagte Marcel Fratzscher, Präsident des DIW, der „Welt“.

Er bezeichnete es als „schockierend“, wie einseitig die Debatte in Deutschland über Flüchtlinge geführt werde. Der Fokus liege allein auf angeblich drohenden Steuererhöhungen und sonstigen Zahlungen. Dabei würden Flüchtlinge Einkommen schaffen, die Unternehmenserträge steigern und die Produktivität der Firmen erhöhen. „Davon profitieren auch ihre deutschen Kollegen“, sagte Fratzscher.

Integration dauert

Dennoch: Integration wird teuer. Das bestätigt auch der Wirtschaftsforscher. Zudem werde sie Jahre dauern. „Ich will nicht beschönigen, wie schwer die Integrationsleistung werden wird.“ Die Erfahrung zeige, „dass in den ersten beiden Jahren wohl 90 Prozent aller anerkannten Flüchtlinge arbeitslos sein werden, und nach fünf Jahren könnten es noch 50 Prozent sein“, sagt Fratzscher. Trotzdem würden Flüchtlinge einen wirtschaftlichen Mehrwert schaffen. Die Fokussierung auf die staatlichen Kosten sei verkürzt. „Aus dieser Sicht wäre auch die Hälfte aller Deutschen für den Staat ein Verlustgeschäft“, sagte der DIW-Präsident.

Die Flüchtlingskrise sei ein Weckruf für alle gewesen. „Wir brauchen eine massive Umschichtung der staatlichen Ausgaben“, sagt Fratzscher. Der Staat habe endlich erkannt, dass er mehr in Bildung und Infrastruktur investieren müsse. Den Bedarf habe es aber schon vorher gegeben. „Deshalb finde ich es etwas verlogen, wenn die Debatte jetzt nur wegen der Flüchtlinge aufgemacht wird.“ (sdo/dpa)