Düsseldorf . Billig allein reicht nicht mehr: Während das Geschäft der klassischen Supermärkte boomt, kämpfen Aldi, Lidl & Co mit Verlusten.

Deutschlands Discounter merken es deutlich: Die Deutschen wollen nicht nur billige Produkte. Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) büßten die Billiganbieter allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres zwei Prozent Umsatzvolumen ein. In den „klassischen Supermärkten“ lief das Geschäft dagegen gut.

Die einst so erfolgsverwöhnten Discounter leiden unter akutem Kundenschwund. „Käuferverluste sind einer der Hauptgründe für die anhaltende Umsatzschwäche dieser Vertriebsschiene“, bilanziert die GfK. Daran habe auch der von den Discountern in den vergangenen Monaten angezettelte Preiskampf bei Markenartikeln nichts ändern können.

Läden werden immer aufwendiger gestaltet

Es reicht offenbar nicht mehr, in einem kargen Laden günstige Ware in vernünftiger Qualität aufzutürmen. Inzwischen investieren Aldi, Lidl & Co. Millionen in ihr Image und in Serviceangebote, die Discount-Manager alter Schule als überflüssige Spielereien abgetan hätten.

Eine Folge: Die Läden werden immer aufwendiger. „Sowohl Aldi als auch Lidl erproben derzeit Formate, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären“ urteilt das Fachblatt „Lebensmittel Zeitung“. Eine Filiale von Aldi Süd in Karlsdorf-Neuthard bei Karlsruhe etwa wurde nicht nur in einem neuem Design und hellem Holz gebaut, sondern bietet auch eine Kundentoilette und eine Sitzbank mit Kaffeeautomat hinter der Kassenzone. Ein bislang nicht üblicher Service.

Discounter statt Metzger

Zudem hat sich auch das Warengebot der Discounter seit Jahren weiterentwickelt: Inzwischen gibt es Backstationen, Frischfleisch und Fisch aus der Kühltheke, außerdem immer mehr Markenartikel in den Regalen. Das Ziel: Kunden sollen sich den zusätzlichen Besuch in einem anderen Supermarkt, beim Bäcker oder Metzger ersparen.

Hinzu kommen Fernsehwerbung statt ausschließlich großformatige Zeitungsannoncen und Handzettel. So etwa macht es Lidl. Das Unternehmen investierte in diesem Jahr Millionen in Fernsehwerbespots unter dem Motto „Was gut ist“. Dabei geht es nicht nur darum, Produkte zu verkaufen, sondern darum, das Image des Unternehmens aufzuwerten.

Am Image arbeitet auch Aldi Süd: Der Discounter bietet inzwischen seinen Kunden an rund 50 Filialstandorten die Möglichkeit, ihre Elektroautos kostenfrei an Schnellladestationen aufzufüllen. Auch wenn die Elektrotankstellen durchschnittlich pro Tag nur ein bis zwei Ladevorgänge verzeichnen, ist so viel Umweltbewusstsein gut fürs das Bild in der Öffentlichkeit. (sdo/dpa)