Wolfsburg. Fast sieben Milliarden Euro hat VW für die Rückrufe von manipulierten Autos zurückgestellt - und will das Geld von der Steuer absetzen.

Volkswagen will die milliardenschweren Rückstellungen für Rückrufe im Zusammenhang mit Betrugsskandal bei Diesel-Autos dem Steuerzahler aufbürden. Er gehe davon aus, dass die Beträge steuerlich absetzbar seien, sagte Finanzvorstand Frank Witter am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Analysten. Anders sei dies bei Strafzahlungen oder Bußgeldern, die dem Konzern wegen Umweltvergehen drohen.

Volkswagen hatte wegen millionenfacher Rückrufe 6,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Dies hatte dem Wolfsburger Autobauer auf Quartalsebene den ersten Verlust seit mindestens 15 Jahren eingebrockt.

Volkswagen hatte zugegeben, Abgaswerte durch eine Betrugssoftware manipuliert zu haben. In den USA muss der Konzern deswegen mit Strafzahlungen von umgerechnet bis zu 16 Milliarden Euro rechnen. Auch in anderen Ländern ermitteln die Behörden gegen das Unternehmen. Auf den niedersächsischen Konzern kommen auch zahlreiche Prozesse zu: Anwälte sammeln Munition für Schadensersatzklagen, Investoren wollen erlittene Kursverluste erstattet haben. Hinzu kommen Kosten für die Rücknahme beanstandeter Fahrzeuge. Die Gesamtkosten des Skandals könnten nach Schätzungen von Experten am Ende in einer Größenordnung von 20 bis 30 Milliarden Euro liegen.

VW-Chef Müller reagiert mit Fünf-Punkte-Plan auf Abgas-Skandal

Mit einem Fünf-Punkte-Plan will der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller den Auto-Konzern fit machen für die durch den Betrugsskandal entstandenen Herausforderungen. Höchste Priorität genieße dabei die Hilfe für Besitzer manipulierter Diesel-Autos, sagte der Manager am Mittwoch in einer Mitteilung, die der Telefonkonferenz vorausging. Die ersten Rückrufe sollen im Januar 2016 starten.

Punkt zwei sei die Aufklärung der Manipulationen. „Wir müssen die Wahrheit herausfinden und daraus lernen“, erklärte Müller. An dritter Stelle folge der Konzernumbau und das Sparprogramm. „Der Kernpunkt ist: Unser Konzern wird künftig dezentraler geführt“, sagte Müller und wiederholte damit Pläne, die VW bereits bekanntgegeben hatte. Marken und Regionen sollen eigenständiger agieren können. Zudem komme die Gewinnkraft aller gut 300 Fahrzeugmodelle auf den Prüfstand.

Müller will Offenheit und Kooperation im Unternehmen fördern

Punkt vier seien die Arbeitsatmosphäre und das Führungsverständnis im Unternehmen. Müller betonte: „Wir brauchen eine Kultur der Offenheit und der Kooperation.“ Er forderte im kollegialen Umgang miteinander zudem mehr Mut, mehr Kreativität und auch mehr Unternehmertum.

An fünfter Stelle verwies der Vorstandsvorsitzende auf den Ausbau der bisherigen Ziele für das Jahr 2018. Sie sollen zur „Strategie 2025“ werden. „Dem „Höher, Schneller, Weiter“ wurde vieles untergeordnet, vor allem die Umsatzrendite“, sagte Müller mit Blick auf die Rivalen Toyota und General Motors. Wichtiger als 100.000 Fahrzeuge mehr oder weniger als die Konkurrenz zu verkaufen, sei „qualitatives Wachstum“. Mitte nächsten Jahres will Müller die „Strategie 2025“ vorstellen.