Dublin. Ab Mittwoch wird beim Barkauf in Irland auf die nächste Fünf-Cent-Stelle ab- oder aufgerundet. Deutschland bleibt beim Kupfergeld.

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert, besagt ein altes deutsches Sprichwort. Doch den Iren ist wohl der Taler wichtiger als der Pfennig. Von Mittwoch an gilt in Irland eine neue Regel, nach der Wechselgeldbeträge in Geschäften auf die jeweils nächste Fünf-Cent-Stelle ab- oder aufgerundet werden. Damit will die irische Zentralbank die Zahl der beiden kleinsten Euro-Münzen eindämmen. Nach Belgien, Dänemark, Finnland, Ungarn und den Niederlanden ist Irland bereits das siebte Land in der EU, das die Regelung zur Rundung einführt.

Irland will damit den Bedarf an 1- und 2-Cent-Münzen reduzieren, heißt es in einer Mitteilung der Irischen Zentralbank. Denn die Produktion der kleinen Münzen ist vergleichsweise teuer. Am Stichtag 12. Juni 2015 seien demnach mehr als 1,09 Milliarden 2-Cent-Münzen im Gesamtwert von über 21,9 Millionen Euro im Umlauf gewesen. Bei den 1-Cent-Münzen waren es insgesamt 1,38 Milliarden Stück im Wert von zusammen über 13,8 Millionen Euro. Die Produktion koste 1,65 beziehungsweise 1,94 Cent pro Münze.

Neue Regeln greifen lediglich bei Barkäufen

Die irischen Regeln sehen vor, lediglich den Gesamtbetrag einer Rechnung auf die nächste Fünf-Cent-Stelle zu runden. Der Preis der einzelnen Posten bleibt ungerundet bestehen. Die Regelung tritt nur bei Barkäufen in Kraft, nicht bei elektronischen Transaktionen. Wer also mit EC- oder Kreditkarte zahlt oder Rechnungen per Überweisung begleicht, zahlt weiterhin genaue Centbeträge. Zudem ist die Regel bislang freiwillig. Kunden können sich weiterhin das exakte Wechselgeld auszahlen lassen. 1- und 2-Cent-Münzen bleiben als gesetzliches Zahlungsmittel erhalten.

In Deutschland will die Bundesbank derzeit am kleinen Kupfergeld festhalten. „Die deutsche Bevölkerung hat nach unseren Untersuchungen eine positive Einstellung zu Kleinmünzen“, hatte Notenbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele noch vor Kurzem gesagt. Die Mehrheit sei gegen die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen. Die Bundesbank sehe keinen Grund, den Wunsch der Bevölkerung zu missachten.

Die Ergebnisse einer Umfrage von myMarktforschung zeigt jedoch ein anderes Bild: Kürzlich sprach sich mehr als jeder Zweite (53 Prozent) dafür aus, die kleinen Geldstücke aus dem Verkehr zu ziehen. Lediglich ein gutes Viertel (28 Prozent) lehnte das ab. Im Monatsbericht für April 2015 hatten auch Bundesbank-Experten herausgearbeitet, dass ein „Verzicht auf diese Münzen einen kleinen Beitrag dazu leisten könnte, den Zahlungsverkehr effizienter zu machen“.

Zahl der 1-Cent-Münzen im Umlauf hat sich seit 2002 verfünffacht

Der Umlauf der Kleinmünzen sei in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, weil die kleinen Münzen schnell verloren gingen oder gehortet würden und deshalb immer neue geprägt werden müssten. Eine Statistik der Europäischen Zentralbank zeigt, dass sich die Zahl der 1-Cent-Münzen im Umlauf seit der Einführung 2002 fast verfünffacht hat, die der 2-Cent-Münzen mehr als vervierfacht. Im Vergleich dazu hat sich die Zahl der 2-Euro-Stücke im gleichen Zeitraum lediglich verdoppelt.

Zwar führt Deutschland bislang keine Rundungs-Regeln ein. Manche Einzelhändler haben aber eigene Lösungen gefunden, um den Umgang mit 1- und 2-Cent-Stücken einzudämmen oder sogar ganz zu umgehen. So bietet etwa die Drogeriemarkt-Kette dm ihre Produkte ausschließlich zu Preisen an, die auf 0 oder 5 Cent enden. 13 Handelspartner unterstützen zudem die Aktion „Deutschland rundet auf“, die sich zunutze macht, dass viele Kunden keine Lust auf zu viel Kleingeld im Portemonnaie haben. An der Kasse können die Kunden den Einkaufsbetrag auf den nächsthöheren 10-Cent-Betrag aufrunden. Maximal 10 Cent pro Einkauf spenden sie so an Projekte gegen Kinderarmut.