Die Zeichen stehen auf Sturm: Das Kabinenpersonal lehnt ein letztes Angebot der Lufthansa ab. Von November an sind harte Arbeitskämpfe möglich.

Nach 13 Streikrunden der Piloten müssen sich Passagiere der Lufthansa nun auf einen Arbeitskampf der Flugbegleiter einstellen. „Das wahrscheinlichste Szenario sind jetzt Streiks“, sagte Nicoley Baublies, Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, am Dienstag in Frankfurt. „Wir bereiten uns intensiv darauf vor“, sagte Baublies, „das werden keine Pillepalle-Arbeitskämpfe.“

In den vergangenen Monaten war Ufo den harten Streikkurs der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) nicht mitgegangen. Doch nun hat Ufo das am Montag vorgelegte neue Angebot der Lufthansa als Provokation zurückgewiesen und das Unternehmen aufgefordert, die Vorschläge bis zum Ende der ursprünglich gesetzten Verhandlungsfrist am 1. November nachzubessern. Bis dahin wolle die Gewerkschaft abwarten und keine Streiks ankündigen, sagte Baublies.

Konzern will Streikdrohung nicht kommentieren

Eine Konzernsprecherin wollte die Streikdrohung am Dienstag nicht kommentieren: „Wir sind bis 1. November in Gesprächen.“ Danach könnten der Lufthansa und ihren Passagiere aber schwere Zeiten drohen: Ufo will sich mit der Pilotengewerkschaft VC und der Gewerkschaft Verdi abstimmen, um ein gemeinsames Vorgehen zu verabreden. Dabei sei alles denkbar, sagte Baublies. So könnten die verschiedenen Berufsgruppen zeitgleich oder auch im abgestimmten Wechsel in den Ausstand gehen.

In den Verhandlungen der Gewerkschaft für das Kabinenpersonal geht es vor allem um die Umstellung der Altersversorgung für 19.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen hält das bisherige System der Betriebsrenten wegen der niedrigen Zinsen und der längeren Rentenzeiten für nicht mehr bezahlbar. Im vergangenen Jahr gab sie allein 3,7 Milliarden Euro aus, um die Renten der Kabinenmitarbeiter zu finanzieren. Diese gehen bisher regulär mit 55 Jahren in Rente. Künftig sollen die Betriebsrenten nicht mehr von vornherein garantiert sein, sondern sich nach den eingezahlten und über die Jahre verzinsten Beiträgen richten.

Konflikt dreht sich um Übergangsversorgung

Die Lufthansa will die Flugbegleiter dazu bewegen, länger als bis zum 56. Lebensjahr zu fliegen. Mit dem dadurch eingesparten Geld für die Übergangsversorgung soll die Rente so erhöht werden können, dass sie unter Umständen das letzte Grundgehalt erreicht. Wer mit 28 Jahren angefangen hat und erst mit 65 in Ruhestand geht, könne bis zu 98 Prozent des letzten Grundgehalts als Rente bekommen, erklärt Lufthansa. Wer wie bisher mit 55 Jahren in den Ruhestand gehe, solle nicht weniger Übergangsversorgung bekommen als bisher. Das gelte aber nur dann, wenn sich das eingezahlte Geld wie erwartet mit 5,5 Prozent verzinsen lasse.

Beim Gehalt bot die Lufthansa in ihrem Vorschlag für 2015 eine Einmalzahlung von bis zu 2000 Euro an, für 2016 und 2017 sollen die Tarife um 1,7 Prozent für alle Mitarbeiter erhöht werden, die bis Ende 2012 eingestellt wurden. Der Tarifvertrag soll drei Jahre laufen. „Dieses Angebot zur Alters- und Übergangsversorgung der Lufthansa würde den Kabinenmitarbeitern auch weiterhin mit das beste Versorgungssystem der gesamten Airline-Branche bieten“, betonte das Unternehmen. Ufo-Chef Baublies hingegen bezeichnete die Offerte als „Provokation“. Er könne keinerlei Gesprächsgrundlage mehr erkennen.

Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation Ufo wurde 1992 als Berufsverband gegründet. Mit der Aufnahme von Tarifverhandlungen bei der LTU vollzog Ufo im Jahr 2000 den Schritt zur Gewerkschaft. Seit 2002 ist Ufo auch Tarifpartner für das Kabinenpersonal der Lufthansa AG, weitere Airlines folgten. Nach Ufo-Angaben sind derzeit rund 10.000 Flugbegleiter Mitglied der Gewerkschaft.