Stuttgart. Das Kältemittel R1234yf war bei einem Test in Flammen aufgegangen. Doch der Autobauer will die Gefahr eingedämmt haben.

Nach langem Widerstand lenkt Daimler im Streit um den Einsatz des Kältemittels R1234yf in Auto-Klimaanlagen ein. Nachdem er sich über Jahre vehement geweigert hatte, will der Konzern die umstrittene Chemikalie nun doch von 2017 an in großem Stil einsetzen. Das teilte der Autobauer am Dienstag in Stuttgart mit.

Hintergrund ist der Plan der EU-Kommission, ab dem Jahr 2017 klimaschädliche Chemikalien aus Europas Autos zu verbannen. Die aktuell einzige marktreife Alternative R1234yf war bei einem Daimler-Test im Herbst 2012 in Flammen aufgegangen. Seitdem hatten sich die Stuttgarter geweigert, das Mittel einzusetzen.

Daimler will Gefahr gebannt haben

Doch nun verkündete der Autobauer, es sei gelungen, die Gefahr einer Entzündung zu bannen. Technisch möglich sei das durch den Einsatz des Gases Argon, das im Falle eines Unfalls ausströmen und die erhitzten Bauteile im Motorraum herunterkühlen soll. Dadurch solle verhindert werden, dass R1234yf in Brand gerät. Doch dabei kann auch hochgiftiger Fluorwasserstoff (Flusssäure) entstehen.

Eine Alternative sind CO2-Klimaanlagen. Daimler will sie aber zunächst nur in der S- und E-Klasse von Mercedes-Benz verbauen. Die Begründung dafür sind die höheren Kosten für diese Klimaanlagen.

Daimler will seit 2014 auf CO2-Variante setzen

Denn während beim Einsatz von R1234yf die Anlagen nur umgerüstet werden müssen, ist bei CO2 ein komplett neues System nötig. Die CO2-Moleküle sind kleiner, weshalb die Systeme dichter sein müssen. Zudem ist der Druck, unter dem das Gas verarbeitet und heruntergekühlt wird, höher.

Daimler hatte schon 2014 angekündigt, auf die CO2-Variante zu setzen. Doch ein flottenweiter Einsatz sei zum Stichtag der neuen EU-Richtlinie am 1. Januar 2017 nicht darstellbar, hieß es.

Ungefährlich ist CO2 auch nicht. Tritt es in den Innenraum aus, kann es den Fahrer benommen machen. Mit Kontrollsensoren werde die Luft überwacht und notfalls gereinigt, erklärte Jürgen Wertenbach, bei Daimler Experte für Kältemittel.

Verhaltene Reaktionen in Brüssel

Das Einlenken Daimlers rief bei der Brüsseler Behörde am Dienstag nur eine verhaltene Reaktion hervor. Man nehme die Ankündigung „zur Kenntnis“, erklärte eine Sprecherin. „Wir werden die vorgeschlagene Lösung und ihre Auswirkungen - falls es welche gibt - auf das laufende Vertragsverletzungsverfahren untersuchen.“

Daimler nutzte nach Ansicht der Behörde das bisherige Mittel R134a, das übergangsweise noch bis Ende 2016 eingesetzt werden kann, mit einer unzulässigen Typ-Genehmigung. Alle Fristen in dem Mahnverfahren sind seit fast einem Jahr abgelaufen. Die EU-Kommission könnte Deutschland nun vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen. Sollte sie Recht bekommen, müsste das Kraftfahrt-Bundesamt Mercedes womöglich zu einer Austauschaktion zwingen.