Dünger

Hamburger Forscher macht aus Abfall Geld

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Daniela Stürmlinger
Dünger-Erfinder Thomas Voß (m.) mit den beiden Investoren Wolfgang Wetzel und Jörn Schmidt

Dünger-Erfinder Thomas Voß (m.) mit den beiden Investoren Wolfgang Wetzel und Jörn Schmidt

Foto: Roland Magunia

Der Ingenieur entwickelt Düngepellets auf Phosphorbasis für Garten und Acker. Nun kommen die Terra Preta auf den Markt.

Hamburg.  Er macht aus Abfall Geld. Der Ingenieur Thomas Voß vom Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft an der TU Harburg tüftelte gemeinsam mit einem Kollegen aus der Wasserwirtschaft an der Idee, aus biologischen Reststoffen wie Pflanzen, für die es keine Verwendung gab, ein Düngemittel auf Phosphorbasis zu entwickeln.

Der gewonnene Recycling-Phosphor wird in einer Kläranlage gereinigt, sodass er in Bioqualität weiterverwendet werden kann. Gerade in Zeiten in denen das chemische Element knapp wird, ein Erfolg. Der Biophosphor ist ein wesentlicher Bestandteil des neuen, organisch-mineralischen Düngers in Pellet-Form.

Revolutionieren die Pellets den Düngermarkt?

Nach mehreren Jahren Forschungsarbeit will Voß das innovative Produkt nun an Handelsketten, Baumärkte und Gärtnereien unter dem Namen Terra Pellet vermarkten. Der Name lehnt sich an die sogenannte Terra Preta im Amazonasgebiet an. „Dort stellten die Ureinwohner Erde aus Abfällen her, um die nährstoffarmen tropischen Böden anzureichern“, erzählt Voß. Neben dem Abfall sind auch Abwasser und Holzkohlereste Bestandteile des Düngers.

Voß hat kompostierte Gärreste mit organischen Abfällen vermischt und zudem Biokohle zugesetzt. „Aus einer Holzvergasungsanlage im Emsland beziehen wir die Abfälle. Für unseren Dünger stirbt somit kein Baum“, sagt Voß. Durch eine Verbesserung des Wasserhaushaltes von Pflanze und Boden kann Terra Pellet ohne den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel Böden düngen.

„Terra Pellet hat das Potenzial den Düngermarkt zur revolutionieren. Das Produkt bietet nachhaltige Lösungen zur Verminderung von Nährstoffauswaschung und zur Vermeidung von Bodenverschlechterung und -erosion,“ sagt Ralf Otterpohl vom Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz der TU Harburg. Das Produkt speichere zudem das klimaschädliche Kohlendioxid. Das Treibhausgas wird der Atmosphäre entzogen und mit der Düngung wird der Kohlenstoffanteil im Boden erhöht. So könne der Dünger einen wichtigen Beitrag zum angewandten Umweltschutz leisten.

Biolandwirte sollen als Kunden gewonnen werden

Einen Interessenten hat Terra Pellet bereits überzeugt. Der Wentorfer Unternehmer Wolfgang Wetzel, der vor allem in grüne Start-ups investiert, greift Voß unter die Arme. Wie viel er in das Unternehmen gesteckt hat, will er nicht sagen. Auch die Stadt Hamburg gab Geld. 100.000 Euro flossen von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank in die Firma. „Das Kapital müssen wir nicht zurückzahlen, aber wir selbst müssen ebenfalls 100.000 Euro investieren“, sagt Voß.

Nun startet der Vertrieb von Terra Pellet. Dafür ist unter anderem Jörn Schmidt zuständig. Auch er investiert privat in grüne Technologien. „Terra Pellet passt gut in mein Portfolio, in dem sich auch Biogasanlagen befinden.“ Wetzel hat den Dünger auf dem eigenen Rasen getestet. Das Gras sei danach schneller gewachsen. Das Potenzial sei groß, sagen die Investoren. Schmidt spricht bereits mit Baumarkt- und Handelsketten aus dem Norden.

Im Onlineshop bietet die Firma derzeit die Vier-Kilo-Tüte Terra Pellet für 10,79 Euro an. Voß will auch Ökobauern für sein Produkt begeistern. „Allein der Verband Bioland hat 6500 Landwirte als Mitglieder, die den Dünger nutzen könnten.“ Denn auch in Deutschland werden und wurden viele Böden während der vergangenen Jahrhunderte ausgelaugt.

Für die Stadt Hamburg hat Voß übrigens ein weiteres Projekt gestartet. Seine Kohle-Pellets können für den Betrieb von Trockensanitärsystemen verwertet werden. Die Folge: der Geruch in den Toiletten wird reduziert.

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