Kiel

Russland-Sanktionen führen zu Exportrückgang im Norden

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Wolfgang Schmidt
Reinhard Meyer,
Wirtschaftsminister
Schleswig-Holstein

Reinhard Meyer, Wirtschaftsminister Schleswig-Holstein

Foto: Marcelo Hernandez

Maschinenbau und Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein erfahren Umsatzeinbruch. Ausfuhren sinken um 31 Prozent.

Kiel.  Die Sanktionen gegen Russland machen nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer zunehmend der schleswig-holsteinischen Wirtschaft zu schaffen. „Vor allem die Automobilbranche, aber auch der Maschinenbau und die Ernährungswirtschaft sind stark betroffen“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Ein aktuelles Beispiel sei die Großmeierei Holtsee bei Gettorf, die infolge des weggebrochenen Russland-Marktes massiv unter Umsatzeinbußen leide. Auch andere Nahrungsmittelproduzenten im Land hätten wegen der Entwicklung um Russland Probleme.

„Unsere Wirtschaftsförderungsgesellschaft WTSH, aber auch die Indus­trie- und Handelskammern bieten deshalb seit Jahresbeginn bereits regelmäßig „Russlandsprechtage“ an, sagte Meyer. Bei den Unternehmen stoße dies auf sehr großes Interesse.

Einige Logistikunternehmen sind bereits existenziell gefährdet

Schleswig-Holsteins Ausfuhren nach Russland seien im vorigen Jahr insgesamt um 31 Prozent eingebrochen, sagte Meyer. Beim Import betrage das Minus mittlerweile mehr als 13 Prozent. „Im Ranking und damit in der Bedeutung der Ausfuhrpartnerländer Schleswig-Holsteins ist Russland im Jahr 2014 damit von Rang elf auf Rang 17 zurückgefallen.“

Klagen erreichen das Wirtschaftsministerium auch aus den Reihen der Logistikunternehmen. „Hier sehen sich einige Betriebe durch die ausfallenden Transportaufträge bereits akut in ihrer Existenz gefährdet“, sagte Meyer weiter. Er sieht die Gefahr, dass sich über die aktuellen Einbußen hinaus für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein die Geschäfte dauerhaft verlagern werden. „Die Russische Föderation dürfte sich mittel- und langfristig umorientieren und ihre Geschäfte künftig beispielsweise verstärkt mit China betreiben.“ Dabei seien die Exportrückgänge keineswegs ausschließlich auf die von der EU verhängten Sanktionen zurückzuführen, sondern auch auf die schlechte Konjunkturentwicklung in Russland generell.

Weniger Transporte über Kieler Hafen ins Baltikum und nach Russland

Nach Angaben des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft nimmt die wirtschaftliche Dynamik in Russland bereits seit fast drei Jahren deutlich ab. „Obendrauf kommen nun noch die Sanktionen, die die russische Wirtschaft insbesondere im Finanzsektor treffen“, sagte Meyer. „Die Möglichkeiten für russische Banken, sich am Markt zu finanzieren, haben sich deutlich verschlechtert.“

Konkrete Folgen habe die Entwicklung auch für die Häfen, sagte Meyer. So sei der für Schleswig-Holstein wichtige Umschlagplatz Hamburg auch wegen der Russland-Krise auf Rang drei der europäischen Häfen nach Rotterdam und Antwerpen gerutscht. „Der Hamburger Hafen hat für Wachstum und Beschäftigung in Schleswig-Holstein eine immense Bedeutung, sodass auch von dort erst einmal kurz- und mittelfristig nur verhaltene Wirtschaftsimpulse zu erwarten sind.“

Betroffen seien auch die schleswig-holsteinischen Häfen. Zwar habe der Verfall der russischen Währung bereits im letzten Jahr dazu geführt, dass verstärkt Forstprodukte aus Russland importiert wurden. Aber für den Kieler Seehafen, seit mehr als 20 Jahren Marktführer bei direkten Fährverbindungen ins Baltikum und nach Russland, habe es auch Rückschläge gegeben. „So führte die Russlandkrise bislang zu einem Rückgang des Transportvolumens um knapp sechs Prozent.“

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