Tarifeinigung im Sicherheitsgewerbe. Keine Streiks mehr an den Flughafen-Passagierkontrollen in Hamburg bis Ende 2016

Hamburg. Wenigstens ein potenzieller Grund für Streiks am Hamburger Flughafen ist am Mittwoch weggefallen: Die Arbeitgeber des Sicherheitsgewerbes haben sich mit der Gewerkschaft Ver.di auf einen Tarifabschluss geeinigt. Erst am Montag hatte das Wachpersonal den Flughafen praktisch lahmgelegt, 40.000 Passagiere waren betroffen.

Der Einigung zufolge erhalten die rund 7000 Beschäftigten der Hamburger Sicherheitsbranche Lohnerhöhungen von bis zu 13 Prozent innerhalb eines Jahres. „Wir sind froh, nach harten Verhandlungen und dem chaotischen Streik auf dem Hamburger Flughafen am Montag heute doch zu einem Ergebnis gekommen zu sein“, sagte der Landesgruppenvorsitzende des Branchenverbands BDSW, Jens Müller. „Wir sind bis an die Grenze dessen gegangen, was wir unseren Mitgliedern und vor allem deren Kunden glauben zumuten zu können.“ Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2016. Für die Beschäftigten in der untersten Lohngruppe, die aktuell den Mindestlohn erhalten, steigt das Gehalt auf 9,00 Euro am 1. Januar 2016.

Bei ihren Kollegen am Flughafen erhöhen sich die Stundengrundlöhne in zwei Stufen. Für Fluggastkontrolleure klettert der Lohn von derzeit 14,00 Euro pro Stunde auf zunächst 15,00 Euro zum 1. April und dann weiter auf 15,50 Euro zum 1. Januar 2016. Das entspricht einem Plus von 10,7 Prozent. Die Beschäftigten, die das interne Flughafenpersonal sowie Waren kontrollieren, verdienen aktuell 12,40 Euro (einschließlich eines Zuschlags von 1,05 Euro), zum 1. April sollen es 13 Euro sein und zum 1. Januar kommenden Jahres 14,00 Euro – das ist ein Anstieg um insgesamt 12,9 Prozent.

„Dieser Abschluss bedeutet für die Arbeitgeber und vor allem auch deren Kunden eine deutliche wirtschaftliche Herausforderung“, so Müller. „Nichtsdestotrotz sind wir froh, nun einen Abschluss erreicht zu haben und keine weiteren Ausstände am Flughafen mehr befürchten zu müssen.“

Die Arbeitgeberseite hatte eine Anhebung des Einstiegsgehalts in der Sicherheitswirtschaft auf 8,75 Euro angeboten, den Mitarbeitern am Flughafen wollte man 14,90 Euro zahlen. Dagegen forderte Ver.di 9,20 Euro für die Mitarbeiter im normalen Wachdienst. Die Beschäftigten am Flughafen sollten nach den Vorstellungen der Gewerkschaft künftig 15,00 Euro verdienen. Außerdem sollte es für erfahreneres Personal an den Passagierkontrollen einen nach Dienstjahren gestaffelten Lohn von bis zu 18,50 Euro geben.

Der BDSW-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok hatte diese Forderungen als „utopisch“ bezeichnet und darauf verwiesen, dass sich der Lohn der sogenannten Luftsicherheitsassistenten in Hamburg von 2011 bis heute bereits um 27 Prozent erhöht habe.

Peter Bremme, der Verhandlungsführer von Ver.di, führte das Tarifergebnis auf den „Erfolg“ der beiden Warnstreiks am Flughafen in den zurückliegenden Wochen zurück. Sie hätten zu Bewegung auf der Arbeitgeberseite geführt. „Wir wollten nicht, dass sich die Verhandlungen noch bis in die Ferienzeit hineinziehen“, so Bremme; in Hamburg beginnen die nächsten Schulferien am 2. März.

Mit den jetzt ausgehandelten Lohnsteigerungen habe das Sicherheitsgewerbe in Hamburg „den Anschluss an andere Bundesländer gefunden“, erklärte der Ver.di-Verhandlungsführer. So erhielt etwa das Sicherheitspersonal am Stuttgarter Flughafen schon bisher 15,00 Euro pro Stunde.

Zwar ist es Ver.di nicht gelungen, für die Passagierkontrolleure die geforderte Staffelung des Gehalts nach Dienstalter durchzusetzen. „Hamburg wäre aber das einzige Bundesland gewesen, in dem es ein solches Modell gibt“, so Bremme. Daher sei es in der diesjährigen Tarifrunde noch nicht möglich gewesen, dies auszuhandeln. Außer in Hamburg standen auch in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen Tarifverhandlungen im Sicherheitsgewerbe an.

Es sei in Hamburg aber gelungen, beim Gehalt im einfachen Wachdienst „eine Schallmauer zu durchbrechen“, so Bremme: „Noch nie gab es hier einen Abschluss, der oberhalb des Mindestlohns liegt.“ Die Anhebung des Einstiegslohns liege jedoch auch im Interesse der Arbeitgeber, argumentiert der Gewerkschaftler: „Sie müssen etwas tun, damit sich überhaupt Menschen für diesen Beruf entscheiden.“ Jetzt hätten es die Ver.di-Mitglieder in der Hand, dem Tarifabschluss am 19. Februar zuzustimmen.

Anfang des Jahres 2013 war der damalige Tarifstreit im Sicherheitsgewerbe ebenfalls über Warnstreiks am Flughafen ausgetragen worden. An vier Streiktagen im Januar und Februar waren insgesamt rund 100.000 Passagiere betroffen gewesen.