38 Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings fallen an diesem Donnerstag in Hamburg aus

Hamburg. Während die Streikgefahr an den Hamburger Flughafen-Sicherheitskontrollen nun gebannt ist, können Fluggäste in der Hansestadt an diesem Donnerstag und am Freitag aus einem anderen Grund nicht abheben: Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat das Cockpitpersonal der Lufthansa-Billigtochter Germanwings zu einem Streik aufgerufen.

Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Wie stark ist der Flughafen Hamburg vom Germanwings-Pilotenstreik betroffen?

Mit 50 Zielorten ist Germanwings einer der größten Anbieter am Hamburger Flughafen. Für den heutigen Donnerstag waren regulär 50 Abflüge und 50 Ankünfte der Lufthansa-Billigtochter vorgesehen, jeweils 19 davon sind gestrichen worden. Hamburg kommt vergleichsweise glimpflich davon, weil hier etliche der Germanwings-Flüge mit Flugzeugen und Personal der ebenfalls zum Lufthansa-Konzern gehörenden Eurowings bedient werden – und Eurowings wird nicht bestreikt.

Die annullierten Verbindungen werden auf der Germanwings-Internetseite aufgelistet. Für den Freitag stehen je 55 Abflüge und Ankünfte von Germanwings im regulären Hamburger Flugplan. Wie viele davon ausfallen, ist noch unklar.

Worum geht es im Streit zwischen den Piloten und dem Lufthansa-Konzern?

Wie schon bei den Pilotenstreiks im vorigen Jahr geht es vor allem um die tariflich geregelte Frührentenregelung für das Cockpitpersonal. Derzeit scheiden die Piloten im Schnitt mit 58 Jahren aus dem Dienst aus; dieses Durchschnittsalter soll schrittweise auf 61 Jahre steigen. Die VC wirft der Lufthansa außerdem vor, die Übergangsrenten für junge Piloten ganz abschaffen zu wollen. Es seien mehrfach Vorschläge für eine Gesamtschlichtung gemacht worden, sagte VC-Vizesprecher Markus Wahl. „Aber die Lufthansa hat alle Vorschläge ausgeschlagen. Irgendwann ist der Bogen überspannt.“

Nach Ansicht der Lufthansa würde die zukünftig angebotene Übergangsversorgung auch nach der Neuregelung eine der besten in der Branche weltweit bleiben. Der Konzern und die Gewerkschaft seien sich in den bisherigen Verhandlungen „in nahezu allen Punkten“ zur Neuregelung der sogenannten Übergangsversorgung einig. „Ein Schlichter hätte die verbliebenen offenen Punkte leicht regeln können, ohne den Kunden der Germanwings erneut diese Belastungen zuzumuten“, sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Welche Rechte haben die vom Streik betroffenen Fluggäste?

Wegen des Ausstands bietet Germanwings den Passagieren annullierter Verbindungen eine kostenfreie Umbuchung auf andere Flüge der Airline an. Einen wegen Streiks gestrichenen Flug kann der Kunde auch stornieren; er bekommt dann sein Geld zurück. Wer auf die Bahn umsteigen möchte, kann sein Ticket auf der Internetseite von Germanwings ohne Aufpreis in ein Zugticket umwandeln, sich den Preis dafür aber auch nachträglich erstatten lassen.

Eine Entschädigung bekommen Kunden nach derzeitiger Rechtsprechung nicht, wenn Flüge durch höhere Gewalt ausfallen oder sich verspäten. Das ist laut dem Bundesgerichtshof bei Streiks der Fall.

Welche Tarifkonflikte im Luftverkehr können zu weiteren Streiks führen?

Nachdem die Tarifverhandlungen bei der Lufthansa über die Pensionsregelungen für die 18.000 Flugbegleiter geplatzt sind, kann es auch hier zu Streiks kommen. In einer Urabstimmung haben sich 93 Prozent der Mitglieder der Spartengewerkschaft Ufo prinzipiell für einen Arbeitskampf ausgesprochen. Die Ufo fordert acht Prozent mehr Lohn für die kommenden zwei Jahre. Zudem will die Gewerkschaft Ver.di für das von ihr vertretene Boden- und Kabinenpersonal 5,5 Prozent mehr Lohn.Ein Lufthansa-Sprecher bezeichnete die Forderung hingegen als „überzogen“. Ein Lohnaufschlag von 5,5 Prozent werde der „angespannten Wettbewerbssituation“ nicht gerecht.