Eine Firma aus Buxtehude investiert Millionen Euro in ihren neuen Standort. In jedem Modell steckt viel Handarbeit – aus Indonesien und Deutschland.

Das neue Gewerbegebiet in Buxtehude erinnert an einen Freizeitpark. Links der Zufahrtsstraße gibt es Whirlpools und rechts die Strandkörbe für die Erholung nach dem Badespaß. Unternehmensgründer Kay Gosebeck hat den neuen Standort für seine Strandkorbmanufaktur bewusst gewählt. Sein Nachbar, die Whirlpool Import GmbH, hat ihm bereits ein Umsatzplus von zehn Prozent prognostiziert – allein aufgrund der Lage direkt an der B 73 in Ovelgönne, wo täglich Tausende Autos in Richtung Cuxhaven oder Hamburg vorbeifahren.

„In den 3000 Quadratmeter großen Neubau haben wir einige Millionen Euro investiert“, sagt Kay Gosebeck. Bisher nutzte das Unternehmen eine angemietete Halle in Buxtehude. Der Umzug mitten im Winter kommt dem Firmengründer gelegen. Im Moment läuft der Betrieb auf Sparflamme. Nur wenige Strandkörbe werden jetzt ausgeliefert. Doch schon bald wird sich das ändern, ist Kay Gosebeck überzeugt: „Je nach Witterung erreichen uns die meisten Bestellungen zwischen März bis Juni. Sobald sich das Thermometer der 20-Grad-Marke auch nur nähert, setzt der Ansturm ein.“

Dann erst dürfte sich der neue Standort erst richtig auszahlen. Die Mitarbeiter profitieren bereits jetzt von den großräumigeren Arbeitsbedingungen und die Kunden von einer noch schnelleren Fertigung. „Selbst in der Hochsaison wartet keiner länger als zwei Wochen auf seinen individuellen Strandkorb“, sagt Kay Gosebeck. „Ohne den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiter und ihre vielen Überstunden wäre das nicht zu schaffen“, sagt er.

Das Unternehmen verzeichnet seit seiner Gründung 2004 jährlich hohe einstellige prozentuale Wachstumsraten und hat pro Jahr zwei bis drei neue Arbeitsplätze geschaffen. Inzwischen sind es 33 Mitarbeiter in dem Familienbetrieb. Seit 2004 wurden etwa 50.000 Strandkörbe verkauft. Konkretere Zahlen zu verkauften Stücken, Umsatz oder Gewinn will Gosebeck aus Konkurrenzgründen aber nicht preisgeben.

Das Einzugsgebiet der Kunden umfasst einen Radius von gut 200 Kilometern. So weit fahren die Kunden, um sich ihren Strandkorb auszusuchen. Selbst aus ferneren Regionen kommen Kunden auch während des Nord- oder Ostseeurlaubs in Buxtehude vorbei. Zwar gibt es auch einen Onlineshop (www.strandkorbprofi.de), aber die Modelle wählen die Käufer lieber direkt in der Manufaktur aus.

„Wir sind einer der größten deutschen Hersteller hochwertiger Teak- und Mahagoni-Strandkörbe“, sagt Kay Gosebeck, der sich mit 57 Jahren allmählich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen will. Die Kunden sind meistens im Alter ab Anfang 40 und gönnen sich mit dem Strandkorb „ein Stück Luxus, stellen ihn in den Garten oder auf die Terrasse, kleinere Modelle auch auf den Balkon“, berichtet Gosebeck. Je nach Größe und Ausstattung steigt der Komfort. Während es im Strandkorb an der Ostsee für zwei Personen schon recht eng werden kann, haben die Zweieinhalbsitzer der Standkorbmanufaktur mit 1,45 Metern eine komfortable Breite. Der klappbare Tisch kann so groß gewählt werden, sodass darauf auch ein Notebook passt. Mithilfe einer Gasdruckfeder lassen sich die Premiummodelle zudem problemlos mit einer Hand in der Neigung verstellen.

„Der Strandkorb im Garten hat inzwischen die Hollywoodschaukel abgelöst“, sagt Kay Gosebeck. Ideale Werbeträger für die Strandkorbmanufaktur sind die prominenten Käufer. Der Schauspieler Marek Erhardt hat gerade das Modell Kampen Teak bestellt. Auch HSV-Trainer Joe Zinnbauer hat sich gleich einen Strandkorb für sein Haus geleistet. Zu den prominenten Kunden gehören zudem Manuel Neuer, Dieter Bohlen und Helene Fischer.

Kay Gosebeck ist in dem Geschäft mit Strandkörben im Vergleich zu seinen Konkurrenten eher ein Newcomer. Bundesweit gibt es eine gute Handvoll Hersteller, die zumeist auf eine lange Tradition zurückblicken können. So reicht beispielsweise die Geschichte des Strandkorbherstellers Eggers aus Mölln bis ins 18. Jahrhundert zurück. Der Familienbetrieb wurde bereits 1772 gegründet. Die Hersteller Dekovries aus Ostfriesland oder Müsing aus Bielefeld sind wiederum größer.

Gut zehn Jahre nachdem Kay Gosebeck das erste Mal geschäftlich mit Strandkörben zu tun hatte, ist das neue Firmenquartier auch Symbol einer ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Der gelernte Kaufmann, der zunächst Immobilien vermittelte und 15 Autowaschanlagen betrieb, bekam vor zwölf Jahren die Anfrage, ob er vier Container mit 200 Strandkörben vermarkten könne. Der Einkaufspreis war günstig und so ließ sich Kay Gosebeck auf das Geschäft ein – noch leidenschaftslos.

Allerdings war Gosebeck überrascht, wie gut sich die damals vergleichsweise anspruchslosen Strandkörbe verkaufen ließen und bestellte deshalb auf eigene Rechnung Strandkörbe in Indonesien. Für den Strand an Ost- und Nordsee waren diese Körbe nicht gedacht. Vielmehr holten sich die Käufer mit ihnen schon damals das Strandfeeling auf ihren Balkon und Terrasse. Der Anfang war schwierig. Wegen feuchten Materials gab es bei den ersten Importen Qualitätsprobleme. An eine moderne Manufaktur und eigene Produktentwicklung war damals noch nicht zu denken.

„Heute können die Kunden aus dem Ausstellungsraum durch Glasscheiben direkt in die Produktion schauen und sehen, wie die Strandkörbe entstehen“, sagt Nils Gosebeck, Sohn von Kay Gosebeck und mit 26 Jahren bereits Geschäftsführer der Strandkorbmanufaktur seines Vaters. Helle, große Räume zeichnen den Neubau aus.

Im Ausstellungsraum haben die Kunden die Qual der Wahl. Sechs Modelle in unterschiedlichen Ausführungen gibt es. Die Vielfalt kommt durch 60 verschiedene Bezugsstoffe, für deren Auswahl wiederum die Ehefrau des Gründers, Gabriele Gosebeck, verantwortlich zeichnet. Die Palette reicht vom platzsparenden Einsitzer List bis zum Luxusmodell Kampen Teak mit seitlichen Bullaugen. Die Preise bewegen sich je nach Größe und Ausstattung zwischen 650 und 2500 Euro. Die Rollen beim Kauf sind klar verteilt: „Die Männer entscheiden über die Größe, die Frauen über die Stoffauswahl“, beschreibt Nils Gosebeck das Einkaufsverhalten seiner Klientel. In der Regel kauften 90 Prozent der Kunden, die den Laden betreten, auch einen Strandkorb.

Aus den traditionellen Materialien Rohrbast oder Peddigrohr entstehen die Strandkörbe nicht mehr. „Wir verwenden ein Polyethylen-Geflecht, das sehr witterungsbeständig ist und verschiedene Farbschattierungen und Maserungen ermöglicht“, sagt Nils Gosebeck. Für die Flechtarbeiten hat die Strandkorbmanufaktur Buxtehude einen Produktionsstandort in Cirebon in Indonesien. 165 Mitarbeiter flechten dort die Körbe, die dann per Schiff nach Deutschland transportiert werden. Bereits 2006 wurde das Unternehmen übernommen. „Wir haben noch einen Korbflechtermeister. Das ist in Deutschland jedoch ein aussterbender Beruf“, sagt Kay Gosebeck.

Die Fertigung der Strandkörbe erfolgt etwa je zur Hälfte in Handarbeit in Cirebon und in Buxtehude. In der Hansestadt werden die Bezugstoffe zugeschnitten und genäht, die Polster gefertigt, und hier erfolgt die Endmontage. Bei seinen Besuchen in Cirebon hat Kay Gosebeck die Leidenschaft für den Strandkorb entdeckt. „Es ist beeindruckend, wie leidenschaftlich die Mitarbeiter dort bei der Sache sind“, sagt er.

Die Leidenschaft hat inzwischen die ganze Familie erfasst. Der 17-jährige Bruder von Nils, Torben Gosebeck, bereitet sich mit einer Lehre als Kaufmann für Bürokommunikation für den Einstieg in das Unternehmen vor, wo er schon als Kind ausgeholfen hat. Nils hat bereits alle Stationen der Firma durchlaufen. „Ich habe keine Probleme loszulassen und die Verantwortung in jüngere Hände zu geben“, sagt Kay Gosebeck. Nachdem die Nachfolge geklärt war, wurde der neue Standort in dem 16 Hektar großen Gewerbegebiet geplant. „Wir haben verschiedene Orte in der Umgebung geprüft, doch Buxtehudes Wirtschaftsförderung hat uns die besten Bedingungen geboten.“

In dem Gewerbegebiet, das bislang erst zur Hälfte belegt ist, hat sich auch die Strandkorbmanufaktur die Möglichkeit für eine Expansion gesichert. „Wir können gleich nebenan noch ein weiteres Grundstück erwerben“, sagt Kay Gosebeck. Wachstumschancen sieht er vor allem im Ausland. Bislang exportiert der Familienbetrieb vor allem nach Österreich und in die Schweiz – nun sollen die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Schweden hinzukommen.