Keine Passagierkontrollen von 11 bis 16 Uhr. Gewerkschaft fordert mehr Lohn für Sicherheitspersonal

Hamburg. Die Streiks an den Flughafen-Sicherheitskontrollen vor zwei Jahren zeigten offenbar auch in der aktuellen Tarifrunde noch Wirkung, sagt Peter Bremme, Verhandlungsleiter der Gewerkschaft Ver.di im Tarifbezirk Hamburg: „Die Arbeitgeberseite hat sich bewegt, aber noch nicht genug.“ Deshalb habe man die Beschäftigten von 17 Hamburger Firmen der Sicherheitsbranche, die unter anderem am Flughafen tätig sind, für den heutigen Freitag zwischen 11.00 und 16.00 Uhr zu einem Warnstreik aufgerufen.

Die Arbeitgeber bezahlten derzeit für 60 Prozent aller 6000 Beschäftigten im Wach- und Sicherheitsgewerbe in Hamburg nur den Mindestlohn, heißt es von Ver.di. Die Gewerkschaft fordere „mehr Respekt und Anerkennung“ für die Arbeit des Personals in dieser Branche, denn: „Sicherheit ist ein kostbares Gut und hat ihren Preis.“

Insbesondere in einer Großstadt wie Hamburg sei es für die Mitarbeiter aber kaum möglich, mit den derzeitigen Gehältern auszukommen, so Bremme: „Wir leben in einer Metropolregion, es werden hier aber keine Metropollöhne gezahlt.“ Er rechnete vor, dass eine alleinstehende Sicherheitsmitarbeiterin mit einem Bruttogehalt von 1470,50 Euro monatlich (Mindestlohn, 40-Stunden-Woche) über netto 1075 Euro verfügen könne.

Bei einer für die Hansestadt durchschnittlichen Warmmiete von 643 Euro blieben abzüglich üblicher Fahrt- und Telekommunikationskosten pro Woche gerade einmal 86,25 Euro. „Davon kann man den Lebensunterhalt nicht bestreiten“, sagt Bremme. Nur durch Überstunden und verschiedene Zuschläge sei das möglich.

Ver.di fordert als Einstiegslohn für die Hamburger Sicherheitsbranche einen Stundenlohn von 9,20 Euro. Werkschutz-Fachkräfte sollen 12,55 Euro erhalten (bisher 10,05 Euro); damit wolle die Gewerkschaft auch regionale Unterschiede ausgleichen, so Bremme: „In Niedersachsen gibt es schon jetzt zwei Euro mehr.“

Am Hamburger Flughafen sind die Gehälter deutlich höher als sonst im Sicherheitsgewerbe der Hansestadt üblich. Allerdings sei die Teilzeitquote am Flughafen hoch, erklärt Bremme. Beim größten der dort eingesetzten privaten Dienstleister liegt sie bei 55 Prozent. Beschäftigte, die am Flughafen das dortige Personal sowie Waren kontrollieren, verdienen bisher 12,40 Euro, künftig sollen es 15,00 Euro sein. Für deren Kollegen an den Passagierkontrollen, die bisher 14,00 Euro je Stunde erhalten, verlangt die Gewerkschaft einen nach Dienstjahren gestaffelten Lohn zwischen 15,00 Euro und 18,50 Euro.

„Die Gewerkschaft Ver.di hat die Bodenhaftung verloren“, sagt dazu der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Harald Olschok. Die Forderungen, die einer Lohnsteigerung von bis zu 32 Prozent entsprächen, seien utopisch. Dies sei wirtschaftlich nicht umsetzbar, ergänzt BDSW-Sprecherin Silke Wollmann: „Derartige Gehälter kann man auch nicht erstreiken.“

Die Arbeitgeberseite bietet eine Anhebung des Einstiegsgehalts in der Hamburger Sicherheitswirtschaft auf 8,75 Euro, für die Mitarbeiter am Flughafen soll es 14,90 Euro geben.

Olschok wirft der Gewerkschaft vor, stets an den Flughäfen zu streiken, obwohl dort nur ein kleiner Teil der in der Branche beschäftigten Personen arbeite. „Ver.di hat mit den Flughäfen einen Streikort gefunden, an dem mit möglichst wenig Aufwand eine große mediale Aufmerksamkeit erzielt wird.“ Allerdings geschehe dies vor allem auf Kosten Dritter. Geschädigt würden die Flughäfen, die Fluggesellschaften und vor allem Tausende von Reisenden, die in den Urlaub oder zu einem Geschäftstermin starten wollen, so Olschok.

Auf „vereinzelten Arbeitsplätzen“, wie sie im Bewachungsdienst sonst üblich seien, lasse sich nur schwer ein wirkungsvoller Streik organisieren, sagt Bremme dazu. Dies sei an Orten wie einem Flughafen, an dem es eine Ballung von Sicherheitsbeschäftigten gebe, sehr viel leichter.

Der BDSW-Hauptgeschäftsführer Olschok hatte zudem eine gesetzliche Änderung der Regeln für Streiks in Bereichen der so genannten Daseinsvorsorge, etwa an Flughäfen, gefordert. Dort solle eventuellen Streiks stets ein Schlichtungsverfahren vorangehen.

Die Entscheidung darüber, ob ein Schlichter eingesetzt werden soll, sei zunächst die Sache der Tarifpartner, sagt dagegen Bremme. Ver.di habe in der aktuellen Tarifrunde einen solchen Weg vorgeschlagen. „Wir haben von der Arbeitgeberseite aber gehört, dass sie davon Abstand nehmen will. Das finden wir schade“, so Bremme.

Ulrike Fürniß von Ver.di Hamburg warnte die Arbeitgeber davor, demnächst Leihkräfte als Streikbrecher einzusetzen. Es sei bundesweit tariflich geregelt, dass Leihkräfte in einem ordnungsgemäß angesetzten Streik nicht eingesetzt werden dürfen. Sollte dies dennoch geschehen, werde man die Streiktaktik ändern.