Trotz Niedrigzinsen steigen Einlagen des Hamburger Instituts um zwölf Prozent. Keine Filialschließungen 2015 geplant

Hamburg. Für Kampfkonditionen bei den Sparzinsen ist die Hamburger Volksbank nicht bekannt. Mehr als 0,75 Prozent feste Rendite sind bei ihr nicht drin – und dafür muss man das Geld schon für fünf Jahre anlegen. Dennoch kletterten im Jahr 2014 die Kundeneinlagen um 12,1 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro. „Ein zweistelliger Einlagenzuwachs spricht dafür, dass uns unsere Kunden und viele neue Kunden vertrauen“, sagt dazu Reiner Brüggestrat, Vorstandssprecher des Instituts. Tatsächlich ist die Zahl der Kunden um drei Prozent auf 113.000 weiter gestiegen. Damit habe die Volksbank ihre Marktposition ausgebaut.

Beachtenswert ist außer dem kräftigen Anstieg der Spareinlagen das Plus bei der Kreditvergabe von 5,2 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro. Das Wachstum verteile sich zu ungefähr gleichen Teilen auf Privat- und Geschäftskunden, so Brüggestrat. Zwar verzeichnet er – wie auch viele Wettbewerber – eine gewisse Investitionszurückhaltung der Firmenkunden angesichts weltpolitischer Risiken. Zudem verfügten zahlreiche Unternehmen über „tolle Liquiditätspolster“ und eine große Selbstfinanzierungskraft. Die Volksbank habe aber Geschäftskunden hinzugewonnen.

Im Hinblick auf Wertpapierkäufe zeigten sich die Privatkunden trotz der Niedrigzinsen „nach wie vor zögerlich“, sagt Brüggestrat, allerdings hätten die Wertpapierprovisionen im abgelaufenen Jahr leicht zugenommen. Möglicherweise habe die allgemeine Diskussion über Strafzinsen manche Kunden zum Nachdenken gebracht, vermutet der Volksbank-Chef, auch wenn er Negativzinsen für das eigene Haus ausgeschlossen hat.

Zwar konnte der Zinsüberschuss nahezu konstant gehalten werden, während der Provisionsüberschuss stieg. Eines aber lasse sich nicht übersehen: „Die Niedrigzinspositionen fressen sich immer weiter in die Jahresabschlüsse hinein.“ Der Gewinn hat sich leicht reduziert: Das Betriebsergebnis vor Bewertung nahm um 0,9 Millionen Euro auf 16,7 Millionen Euro ab. Nachdem im Jahr 2013 noch 22 Stellen durch natürliche Fluktuation abgebaut wurden, hat sich die Beschäftigtenzahl 2014 um zehn auf 475 Personen erhöht.

Insgesamt hat sich die Hamburger Volksbank im Niedrigzinsumfeld bisher besser behaupten können als von Brüggestrat vor zwei Jahren erwartet. Allerdings geht er davon aus, dass der Gewinn 2015 abermals leicht zurückgeht. Selbst wenn das Betriebsergebnis später einmal bis auf 13 Millionen Euro sinken sollte, könnte man damit aber noch gut leben. Dabei hält der Bankchef es für ratsam, die Kernkapitalquote von aktuell 17 Prozent hochzuhalten oder eher noch zu steigern: „Die Bankenaufsicht wird in Zukunft immer stärker auf die Eigenkapitalquoten achten.“ Das für 2015 geplante Kreditwachstum wurde denn auch mit zusätzlichem Eigenkapital in Höhe von rund zehn Millionen Euro abgesichert.

Die Zahl der Filialen ist in den zurückliegenden beiden Jahren um fünf auf 39 gesunken. Dennoch bleibe die Bankfiliale im Zentrum des Geschäftsmodells und sei keinesfalls ein Auslaufmodell, sagt Brüggestrat: „Es gibt kein Entweder-Oder, sondern das genossenschaftliche Prinzip: Wir sind dort präsent, wo unsere Kunden sind.“ Für 2015 ist keine Reduktion des Zweigstellennetzes vorgesehen. Wie zukunftsfähig das Filialgeschäft sein könne, zeige das Beispiel des im Jahr 2012 eröffneten Standorts Bergedorf. Dort habe man bereits 1000 neue Kunden gewonnen und inzwischen – ein Jahr früher als erwartet – eine „schwarze Null“ erreicht.

Während die Haspa bereits konkret an einer Videoberatung arbeitet, zeigt sich der Vorstand der Hamburger Volksbank im Hinblick auf derartige neue Formen des Kundenkontakts zurückhaltender. Man wolle zuvor die Kunden befragen, welche Einstellung sie dazu haben, erklärte Brüggestrat – und die Firmenkunden stünden einer Videoberatung ohnehin sehr skeptisch gegenüber.

Das nun schon jahrelang anhaltende Niedrigzinsniveau belastet nach Auffassung des Bankchefs nicht nur direkt die Erträge der Branche. Es berge auf etwas längere Sicht erhebliche Risiken. So könnten die Menschen verleitet werden, die private Altersvorsorge einzustellen: „Rein psychologisch ist die Motivation, für das Alter zu sparen, bei einem Zinssatz von einem Prozent geringer, als wenn es vier Prozent gäbe, auch wenn sich der Realzins – also der Zins nach Abzug der Inflationsrate – gar nicht verändert.“

Doch auch im Geschäftskundensegment sieht Brüggestrat Gefahren, obwohl diese in den südlichen Euro-Ländern ausgeprägter seien: „Wackelige Unternehmen, die nur durch die niedrigen Zinsen im Markt gehalten werden, machen gesunden Unternehmen Konkurrenz.“ Dies führe zu Marktverzerrungen, die auch dem deutschen Mittelstand schaden könnten.