Umweltschützer warnen dagegen vor Überfischung in der Nordsee durch EU-Reform.

Brüssel. Die deutsche Fischereibranche ist mit den von der EU beschlossenen Fangquoten für nächstes Jahr zufrieden. „Die Aussichten für die deutsche Fischerei sind nicht so schlecht“, sagte der Sprecher des Deutschen Fischerei-Verbandes in Hamburg, Claus Ubl. Empört sind dagegen Umweltschützer. WWF und Greenpeace kritisierten, dass die jüngst beschlossene Fischereireform ignoriert werde und die Überfischung weitergehe. Die EU-Staaten hatten sich nach langwierigen Verhandlungen einstimmig darauf verständigt, wie viel die Fischer 2015 in Nordsee und Nordostatlantik fischen dürfen. Es geht um Hunderte von Beständen, also bestimmte Fischarten in abgegrenzten Meeresgebieten. Ein Teil der Quoten stand aber schon zuvor fest, da es sich um gemeinsam mit Nicht-EU-Fischern bewirtschaftete Bestände handelt.

Für Deutschland sind unter anderen Scholle, Kabeljau und Hering wichtig. „Die Fischer freuen sich natürlich, dass einige Quoten hochgehen“, sagte Branchensprecher Ubl. Darunter sei eine Steigerung von Kabeljau in der Nordsee um fünf Prozent und eine Steigerung bei der Scholle um weitere 15 Prozent, da die Schollenbestände „einen historischen Höchststand“ erreicht haben, wie Ubl sagte. Beim Hering, dem laut EU-Diplomaten vom Fanggewicht her wichtigsten Bestand, müssen die deutschen Fischer hingegen Kürzungen „im einstelligen Bereich“ hinnehmen, wie in Brüssel verlautete. Bei Seelachs beträgt die Kürzung 15 Prozent.

Die europäischen Fangquoten werden alljährlich am Ende des Jahres beschlossen. Diesmal waren sie von besonderem Interesse, da die EU 2013 eine große Fischereireform beschlossen hat. Sie soll die Überfischung zwischen 2015 und 2020 zugunsten einer überall nachhaltigen Bewirtschaftung stoppen. Dabei bildet der sogenannte höchstmögliche Dauerertrag den Maßstab. Das ist die Menge, die nicht überschritten werden darf, damit der Bestand langfristig überlebt.

Allerdings sind die Meinungen geteilt, ob die Reform schon gebührend ernst genommen wird. Die EU-Kommission bejaht dies: „Die reformierte gemeinsame Fischereipolitik hat ihren erst richtigen Test bestanden“, erklärte Fischereikommissar Karmenu Vella. Umweltschützer sind anderer Meinung: „Mehr als die Hälfte der Fangmengen setzten die Fischereiminister – teilweise deutlich – oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen fest“, kritisierte der WWF in Berlin.