Abendblatt-Test: Welche Geldanlage im Jahr 2014 die beste war. Die Ergebnisse überraschen selbst Experten

Hamburg. Die richtige Geldanlage war in diesem Jahr nicht einfach. Nur wenige dürften damit gerechnet haben, dass sich ausgerechnet mit Staatsanleihen in diesem Jahr eine zweistellige Rendite erzielen ließ. „Das ist schon überraschend“, sagt Marco Günther von der Hamburger Sparkasse (Haspa). Auch Anleger werden sich verwundert die Augen reiben. Wie geht das angesichts der historisch niedrigen Zinsen? Gerade sie sind der Grund für die ungewöhnlich hohe Rendite mit zehnjährigen Bundesanleihen von rund 14 Prozent. „In diesem Jahr waren deutsche Staatsanleihen stark gefragt“, sagt Stefan Gäde von der HSH Nordbank. „Das hat zu den steigenden Kursen geführt.“ Anleger lockte nicht der niedrige Zins, sondern die Sicherheit der Papiere. „Es gab viele Krisenherde von der Ukraine bis zum Irak“, sagt Gäde. In einer solchen Situation seien deutsche Staatsanleihen stets gefragt, vor allem von institutionellen Anlegern wie Pensionskassen oder Fonds, die große Summen anlegen müssen. Die Bundespapiere sind durch ihr hervorragendes Rating sehr sicher und jederzeit wieder veräußerbar.

„Anfang Januar lag die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe bei knapp zwei Prozent“, sagt Günther. Aktuell beträgt die Rendite nur noch 0,68 Prozent pro Jahr. Diese für ein festverzinsliches Wertpapier ungewöhnliche Renditeveränderung innerhalb eines Jahres hat den Kurs der Anleihe stark steigen lassen. Da die Höhe der Zinsen einer Anleihe über die gesamte Laufzeit feststehen, kann ein Ausgleich für die Änderung des Zinsniveaus am Markt nur über den Kurs erfolgen. Bei steigenden Zinsen fallen die Kurse und bei sinkenden Zinsen steigen die Kurse. Ein Großteil der Rendite in diesem Jahr ist also dem Kursanstieg geschuldet und nicht den Zinsgewinnen. Erwerbs- und Depotkosten sind bei der Renditeberechnung nicht berücksichtigt.

Am Beispiel der Bundesanleihe mit der Wertpapierkennnummer (WKN) 110232 verdeutlicht Gäde den Kursgewinn. Das Papier konnte man am 2. Januar zu 100,52 Prozent erwerben. Der Verkauf wäre am 12. Dezember zum Kurs von 112,81 Prozent möglich gewesen. Das sind allein gut zwölf Prozent Kursgewinn, dazu kommen noch die Zinsen in Höhe von zwei Prozent. Wer das Papier bis zur Fälligkeit im Jahr 2023 hält, verschenkt allerdings die Kursgewinne, denn zurückgezahlt werden die Anleihen immer zu 100 Prozent. Noch mehr Geld ließ sich mit spanischen Staatsanleihen verdienen, rund 26 Prozent. Die Mechanismen sind hier ähnlich wie bei der Bundesanleihe. Die relativ hohen Zinsen sind im Jahresverlauf stark gefallen. Die Rendite einer zehnjährigen spanischen Staatsanleihe liegt inzwischen unter zwei Prozent, zum Jahresanfang waren es noch 3,8 Prozent. Entsprechend hoch fielen im Gegenzug die Kursgewinne aus. „Spanien profitiert von seiner positiven wirtschaftlichen Entwicklung, obwohl die Arbeitslosigkeit noch hoch ist“, sagt Gäde. Preise und Löhne im Land sind gesunken. Das hat die Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Folglich ist auch das Vertrauen der Anleger in die Staatsanleihen wieder gestiegen, und sie geben sich mit weniger Zinsen zufrieden.

Wer jetzt noch deutsche Staatsanleihen hält, kann darauf hoffen, dass seine Kursgewinne im nächsten Jahr noch steigen. „Wir rechnen mit weiter fallenden Renditen und steigenden Kursen“, sagt Gäde. „Bis zur Jahresmitte kann die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe noch auf 0,50 Prozent sinken.“ Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte angekündigt, auch Staatsanleihen aufzukaufen, um das Zinsniveau in der Euro-Zone weiter zu senken und die Konjunktur anzukurbeln. „Es besteht kaum noch ein Zweifel, dass dieser Schritt im nächsten Jahr auch wirklich erfolgt“, sagt Gäde. Auch die spanischen Papiere können davon weiter profitieren.

Mau sah es dagegen für die Hamburger Sparer aus. Durchschnittlich 26.614 Euro hat jeder auf dem Sparbuch, geht aus einer Studie der Postbank hervor. Bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 0,23 Prozent, steht damit am Jahresende nur ein Zinsgewinn von 61 Euro. Knapp 400 Euro hätten es sein können, wenn das Geld auf einem Tagesgeldkonto mit der höchsten Verzinsung gelegen hätte. Der Abstand zwischen dem Durchschnitt und den besten Zinsangeboten ist hoch. So hätte man sich Anfang des Jahres noch 2,3 Prozent für ein vierjähriges Festgeld sichern können. Inzwischen gibt es nur noch 2,1 Prozent (VTB Direktbank und Credit Agricole). „Die Banken sind auch im nächsten Jahr nicht auf das Geld der Sparer angewiesen“, sagt Herbst. Die Institute können es sich zu Niedrigstzinsen bei der EZB besorgen. „Auch 2015 wird die EZB die Leitzinsen nicht erhöhen“, sagt Herbst. „Beim Tagesgeld können die Konditionen im Durchschnitt bis auf 0,15 Prozent sinken.“

Für Aktienanleger ist die Bilanz ebenfalls negativ. Denn wer gleich zum Jahresanfang in den Deutschen Aktienindex (DAX) investierte, zum Beispiel über sogenannte Indexfonds oder auch Indexzertifikate, machte rund 100 Euro Verlust. Der Kursverlauf 2014 war gekennzeichnet von einem beständigen Auf und Ab, denn die Erwartungen an eine aufblühende Konjunktur wurden nicht erfüllt. Die große Kaufchance kam erst im Oktober, als das Kursbarometer bis auf 8600 Punkte abstürzte. Wer in die mittelgroßen Aktien des MDAX investierte, machte ebenfalls einen leichten Verlust.

„Der Aktienboom in China wurde durch Ausländer ausgelöst, die erstmals seit Mitte November 2014 in chinesische Aktien investieren können“, sagt Günther. Die konjunkturellen Aussichten in dem Land seien aber eher gedämpft. Gold glänzt nur in Euro mit einem Plus von knapp neun Prozent. Das liegt daran, dass das Edelmetall in Dollar notiert und der Euro gegenüber dem Dollar deutlich an Wert verloren hat.