Hersteller reduzieren Füllmenge, lassen den Preis aber konstant.

Hamburg. Die Verbraucherzentrale Hamburg will auf den zunehmenden Etikettenschwindel in deutschen Supermärkten aufmerksam machen und vergibt daher erstmals den Preis Mogelpackung des Jahres. Fünf Produkte, mit denen Hersteller ihre Kunden nach Ansicht der Verbraucherschützer besonders getäuscht haben, sind für die wenig schmeichelhafte Auszeichnung nominiert. Bis zum 8. Januar 2015 können Verbraucher unter www.vzhh.de abstimmen, wer den Preis erhalten soll.

Zur Wahl stehen Pampers-Windeln von Procter & Gamble, der Schokoriegel Lion von Nestlé, die Käsemarke Leerdammer der Bel Deutschland GmbH, die Mittelmeerküche Gemüseideen à la Toscana von Iglo, sowie die Hafertaler mit Schokolade des Unternehmens Continental Bakeries North Europe. Die Verbraucherzentrale hat die fünf Kandidaten nach eigenen Angaben aus zahlreichen Beschwerden im Jahr 2014 ausgewählt. Vier tragen bereits den Titel Mogelpackung des Monats. „Die Anwärter für unsere neue Auszeichnung haben Verbraucher entweder durch eine Reduzierung der Füllmenge oder zu viel Luft in der Verpackung verärgert“, sagt Lebensmittelexperte Armin Valet, der mit der Auslobung des Preises gezielt auf die Tricksereien im Supermarkt aufmerksam machen will.

Wie ausgeklügelt diese sind, zeigt etwa das Beispiel Nestlé. So sind im Lion-Sammelpack jetzt zwar sechs statt vorher fünf Schokoriegel zum identischen Preis von 1,99 Euro enthalten. Doch zugleich hat der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern die Größe der einzelnen Riegel von 42 auf 30 Gramm herabgesetzt. Tatsächlich erhalten die Kunden pro Sammelpackung daher nur noch 180 statt zuvor 210 Gramm Schokolade – eine versteckte Preiserhöhung von 17 Prozent. Nestlé begründete diese Veränderung auf Nachfrage der Verbraucherschützer unter anderem mit gestiegenen Rohstoffpreisen wie etwa Kakaobutter.

Laut Valet steckt hinter der Zahlenakrobatik allerdings System: „Die vielen, täglich bei uns eingehenden Verbraucherbeschwerden zeigen, dass es aufseiten der Anbieter fast schon zur Routine geworden ist, höhere Preise in immer kleineren oder luftigeren Packungen zu verstecken, um gegenüber der Kundschaft preisstabil zu erscheinen“, sagt er.