Das Tesa-Werk in Hausbruch nimmt eine neue Anlage in Betrieb und setzt damit weltweit Maßstäbe in der Branche.

Hamburg. Mehr Mitarbeiter und hohe Investitionen in die Zukunft. Allein in diesem Jahr hat der Hamburger Klebebandhersteller Tesa in seinem Werk in Hausbruch rund 50 neue Beschäftigte eingestellt und damit die Zahl der Mitarbeiter auf 549 erhöht. Zudem bildet das Unternehmen seit 2013 auch Auszubildende aus. Sie sollen künftig auch übernommen werden. „Wir brauchen junge Menschen, die bei uns arbeiten und mit uns neue Technologien entwickeln“, sagt Werksleiter Torsten Sandgathe. „Wir wollen sicherstellen, dass wir auch in Zukunft weiter wachsen können.“

In den vergangenen beiden Jahren hat sich der Hersteller, der unter anderem Weltmarktführer für Spezialklebebänder der Druckindustrie ist, besser entwickelt als die Konkurrenz. Von 2012 bis 2013 hat das Unternehmen rund 40 Millionen Euro in innovative Technologien am Hamburger Standort investiert. Unter anderem hat die Tochter des Hamburger Nivea-Herstellers Beiersdorf ein weltweit einzigartiges Verfahren entwickelt, mit dem sich besonders dicke, witterungsbeständige doppelseitige Klebebänder mit sehr hoher Haltekraft herstellen lassen. Diese ACX genannte Technologie wird vor allem im Bau- und Konstruktionsbereich eingesetzt, zum Beispiel für Fassadenelemente von Gebäuden sowie zur Montage von Solarpanelen. Schrauben werden damit in vielen Anwendungsbereichen überflüssig.

Tesa hat diese Technik bereits 2012 auf den Markt gebracht. Doch um diese Produkte herzustellen, benötigt man eine besonders große Menge Klebmasse. Deshalb hat das Unternehmen zusätzlich eine neue Polymerisationsanlage errichtet. In ihr wird Klebmasse hergestellt, die in der neuen ACX-Anlage zu den neuen doppelseitigen Klebebändern verarbeitet wird. Der Bau der Maschine aus eigenen Kräften war auch für Michael Jonté anspruchsvoll. Denn solche Anlagen gibt es nicht von der Stange. Jonté ist 60 Jahre alt, am Jackenkragen trägt der promovierte Polymerchemiker ein Abzeichen der amerikanischen Route 66.

Der gebürtiger Amerikaner hat an der Konzeption der neuen Anlage, seine dritte dieser Art, mitgewirkt. Er und rund zehn Mitarbeiter aus unterschiedlichen technischen Tesa-Bereichen haben gemeinsam geplant und gerechnet. Jeder trägt stolz einen Aufnäher mit dem Titel „Mission Team“ auf der Arbeitskleidung. Das interdisziplinäre Projekt war erfolgreich. Am Ende entstand eine rund 500 Meter lange Halle, in der die Polymerisationsanlage nun bereits im Probelauf tatsächlich verschiedene Klebmassen herstellt und im ersten Quartal 2015 voll in Betrieb gehen soll. Dann wird sie jeden Tag zehn Tonnen der klebrigen Masse produzieren. „Wir haben nun die modernste Klebebandanlage der Welt“, sagt Sandgathe, der für Tesa unter anderem in Italien und als Werksleiter in Offenburg aktiv war, bevor er vor einem halben Jahr nach Hamburg kam. „Bei Tesa liegt die Fluktuationsrate nahe null Prozent“, sagt er. Er fühlt sich wohl in der Stadt und ist dabei, mit seinen Mitarbeitern für die Zukunft zu denken.

„Unter anderem wollen wir im nächsten Schritt die Produktion so gestalten, dass die Beschäftigten nicht isoliert arbeiten, sondern im Team gemeinsam für den gesamten Produktionsablauf an einer Maschine verantwortlich sind“, sagt er. „Das heißt, dass sie beispielsweise auch Teile der technischen Wartung und Reparaturen selbst übernehmen und darauf achten, dass alles läuft.“ Die Mitarbeiter würden davon profitieren, indem sie etwa nicht nur die gleichen Handgriffe im Produktionsprozess verrichten müssten, sondern auch neue Tätigkeiten lernen würden. „Wir brauchen nicht nur die Hände der Mitarbeiter, sondern vor allem ihre Köpfe und ihr Herz“, sagt Sandgathe. „Das geht nur über Eigenverantwortung.“ In einem neuen Gebäude will er eine neue Produktionsorganisation etablieren, bei der jeder Beschäftigte für mehrere Bereiche verantwortlich sein soll. Ein Grund für die neue Initiative besteht darin, dass Tesa bemüht ist, seinen Führungskräftenachwuchs aus den eigenen Reihen zu fördern. „Uns schwebt vor, dass 80 Prozent der Führungskräfte von Tesa selbst kommen und 20 Prozent von außen“, sagt der Chef. Unter seiner Leitung bietet das Hamburger Werk jetzt in einem gemeinsam mit dem Betriebsrat ausgehandelten System ein Altersteilzeitmodell für Mitarbeiter ab 57 Jahren an.

Während der Begriff Tesa vielen Konsumenten ein Begriff ist, wissen die wenigsten, dass in den fünf Werken in Deutschland, Italien, China und den USA neben dem Tesafilm rund 75 Prozent des Umsatzes mit Industriekunden erzielt wird und nur 25 Prozent mit Produkten für private Abnehmer.

2012 hat Tesa erstmals beim Umsatz die Milliardengrenze überschritten. In der Auto- und Elektronikbranche sieht die Firma noch Wachstumschancen. Unter anderem werden Handys der großen Hersteller mit den Produkten aus Hamburg verklebt. In den ersten neun Monaten 2014 kletterte der Umsatz nominal um 2,5 Prozent auf 811 Millionen Euro.