Hamburger Weinhändler hält Angebot von Großaktionär Meyer für zu niedrig. Das Übernahmeangebot schade den Aktionären und den Interessen der Gesellschaft und ihrer Kunden. Wie geht es nun weiter?

Hamburg. Der Vorstand von Hawesko sagt dem größten Aktionär des Hamburger Weinhändlers den Kampf an. Das Übernahmeangebot von Detlev Meyer sei „unangemessen und zu niedrig“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichen Stellungnahme. Daher suche das Management nach einer besseren Alternative zu Meyers Offerte – einen „weißen Ritter“. Gespräche mit einigen Interessenten würden bereits geführt, diese seien aber noch in einem frühen Stadium. „Das Übernahmeangebot schadet aus Sicht des Vorstands nicht nur den Aktionären, sondern auch den Interessen der Gesellschaft und ihren Kunden und Lieferanten“, hieß es in der Stellungnahme.

Auch der unter anderem mit der Schmuckunternehmerin Kim-Eva Wempe und Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle besetzte Aufsichtsrat stellte sich in einer separaten Stellungnahme gegen sein Mitglied Meyer: Er möge sich mit dem Vorstand und dem zweiten Großaktionär, Vorstandschef Alexander Margaritoff, einigen, „um eine Frontstellung zu vermeiden, die dem Unternehmen und den Aktionären schaden könnte“. Vorstand und Aufsichtsrat hatten getrennt Gutachten der Privatbank Berenberg und der Investmentbank Perella Weinberg eingeholt, die die Offerte als zu niedrig einstuften.

Meyer, als Gründer der Modeholding CBR (Cecil, Street One) bekannt geworden, mache sich nur eine „aktuelle Kursschwäche zunutze“, um billig die Macht im Unternehmen an sich zu reißen, argumentiert der Hawesko-Vorstand. Seine Mitglieder dächten jedenfalls nicht daran, ihre Anteile abzugeben. Notfalls könne Hawesko auch eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, die die Annahmefrist automatisch auf zehn Wochen verlängere, so das Unternehmen (Wein & Vinos, Jacques‘ Wein-Depot). Bisher haben die Aktionäre bis zum 22. Dezember Zeit, Meyers Angebot über 40 Euro je Aktie zu akzeptieren. Schon nach wenigen Tagen hatte der Unternehmer auf 31,3 von 29,5 Prozent aufgestockt und Margaritoff als größten Aktionär abgelöst. Der Kurs liegt aber seit der Ankündigung stetig über 40 Euro.

Alexander Margaritoff ist der Sohn des Firmengründers. Meyer hatte von einem „Generationswechsel“ gesprochen, der im Vorstand nötig sei. Das sei ein „Affront“ gegen Margaritoff, dessen Kontakte zu den Wein- und Sektlieferanten entscheidend für den Erfolg von Hawesko seien, erklärte der Vorstand. Er nimmt Meyer besonders übel, dass er sein Angebot in der für das Geschäft wichtigen Vorweihnachtszeit lanciert hat. Das binde Managementkapazitäten, die für das operative Geschäft gebraucht würden.

Meyers Toco Beteiligungsgesellschaft erklärte hingegen, dass ein Schaden für das Weihnachtsgeschäft nicht erkennbar sei. Gerade weil Margaritoff eine so wichtige Rolle bei Hawesko zukomme, müsse ein Generationswechsel rechtzeitig und systematisch angegangen werden. Das eigene Übernahmeangebot halte man auch weiterhin für „hochattraktiv“.