Chef von Beteiligungsgesellschaft bietet pro Aktie 40 Euro an

Hamburg. Er sitzt seit 2010 im Aufsichtsrat des Hamburger Weinhändlers Hawesko. Jetzt will er einen großen Teil des Unternehmens übernehmen. Am Freitag hat der Investor Detlev Meyer mit seiner Hamburger Beteiligungsgesellschaft Tocos den Hawesko-Aktionären ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für alle ausstehenden Aktien des Weinhändlers angekündigt. Bislang hält Meyer, der 40 Euro pro Aktie bezahlen will, bereits rund 29,5 Prozent an der Handelsgruppe mit Marken wie Jaques’ Wein-Depot, Wein & Vinos und natürlich Hawesko. Unter Berücksichtigung aller ausgegebenen Aktien, die noch nicht von Tocos gehalten werden, entspricht der Angebotspreis einem Volumen von 253 Millionen Euro. Am Freitag legte die Aktie nach Bekanntwerden des Kaufangebots mit 41,01 Euro um 7,1 Prozent zu.

„Das Unternehmen und der Gründersohn Alexander Margaritoff seien von der Offerte überrascht worden“, so ein Sprecher von Hawesko. Margaritoff, der das Unternehmen von seinem Vater übernommen und den Umsatz in den dreistelligen Millionenbereich gehoben hat, war demnach nicht erfreut. Der Vorstand werde das Angebot prüfen und sich erst dann dazu äußern, hieß es einsilbig. Nicht alles lief offenbar rund. Am Donnerstag musste Hawesko noch seine Gewinnprognosen nach unten korrigieren.

„Tocos will größter Ankeraktionär werden“, sagte ein Sprecher Meyers. Die Beteiligungsgesellschaft will nun „gemeinsam mit dem Hawesko-Management“ den Weinhändler weiterentwickeln. Es gehe um Themen wie Internationalisierung, Generationswechsel und Stärkung der Finanzkraft. Damit könnte es zwischen Margaritoff und Meyer zu einem Machtkampf kommen.

Meyer ist in der Handelswelt kein Unbekannter. Der Hannoveraner hat bereits Marken wie Street One und Cecile auf dem Markt etabliert und später verkauft. Neben Tocos ist der Investor in Hamburg bekannt, weil er mit der Private-Equity-Gesellschaft Genui Partners auch Anteile an der deutschen Premiummarke Closed hält.

Derzeit wird das Kaufangebot von der Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungsaufsicht geprüft. Erst danach kann Meyer, 61, richtig loslegen. Er ist mit Tocos zudem am dänischen Schuhfilialisten Bianco beteiligt und Gesellschafter des Fußballvereins Hannover 96. Dem Besitzer des Weinguts St. Antony in der Pfalz gehören auch Anteile an WeinArt, einem auf Raritäten und dem Ultra-Premium-Segment spezialisierten Weinhändler. Zudem ist der Weinkenner an der Rüdesheimer Handelsgesellschaft Grand Cru Select für Premiumweine beteiligt.