Überschussbeteiligung fällt auf 3,4 Prozent. Auch Konkurrenten dürften dem Beispiel folgen. Ablaufleistungen werden reduziert

Frankfurt. Die Kunden des größten deutschen Lebensversicherers müssen sich auf weitere Kürzungen bei ihrer privaten Altersvorsorge einstellen. Die Allianz Leben senkt die Überschussbeteiligung auf klassische Lebens- und Rentenversicherungen im kommenden Jahr auf 3,4 Prozent. In diesem Jahr werden die Sparanteile der Policen der rund zehn Millionen Kunden noch mit 3,6 Prozent verzinst.

Viele Rivalen versuchen sich bei der Verzinsung am Marktführer zu orientieren. Die Ratingagentur Assekurata erwartet für 2015 im Schnitt einen Rückgang der Überschussbeteiligung auf Lebensversicherungen um 0,25 Prozentpunkte auf rund 3,15 Prozent, sagte Geschäftsführer Reiner Will. Die Überschussbeteiligung in der Branche sinkt wegen der niedrigen Zinsen seit Jahren. Die bei Abschluss versprochenen Ablaufleistungen können nicht mehr erfüllt werden. Sicher sind nur die Leistungen, die sich aus dem bei Abschluss zugesagten Garantiezins ergeben.

Die Allianz begründete die Senkung mit den nochmals stark rückläufigen Kapitalmarktzinsen. So hat sich der Zins auf zehnjährige Bundesanleihen – eine der bevorzugten sicheren Kapitalanlagen von Lebensversicherern – binnen eines Jahres von 1,95 auf 0,77 Prozent mehr als halbiert. „Wir haben einen Abstand zum Kapitalmarktzins, den es so noch nie gab“, sagte Allianz-Leben-Privatkundenchef Alf Neumann. „Es war klar, dass die Allianz etwas tun musste. Sie hat sich damit aber noch ein ganzes Stück über dem Durchschnitt des Marktes positioniert“, sagte Will. Die Gesamtverzinsung für 2015, zu der auch noch ein Schlussüberschuss hinzugerechnet wird, liegt bei der Allianz bei vier Prozent. 2014 waren es noch 4,2 Prozent. Dieser Wert ist allerdings nur für Kunden relevant, deren Vertrag im nächsten Jahr ausläuft. Für den laufenden Kapitalaufbau ist die jährlich neu festgelegte Überschussbeteiligung wichtiger. Ob andere Lebensversicherer mit der Allianz mithalten können, ist fraglich. Einige Versicherer hatten schon für 2014 nur noch 3,0 Prozent ausgeschüttet. „Der Druck auf die Überschussbeteiligungen kommt derzeit nicht nur von den Zinsen, sondern auch von den Aufsichtsbehörden“, sagte Branchenexperte Will. Die Versicherungsaufsicht BaFin hat mit Blick auf das EU-Eigenkapitalregime „Solvency II“ ein Auge darauf, dass die Lebensversicherer nicht zu viel ausschütten.

Die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA hatte erst in dieser Woche gewarnt, dass einige Versicherer in acht bis elf Jahren ihre Zusagen an die Kunden nicht mehr erfüllen könnten, wenn die Zinsen so niedrig blieben. Die BaFin zwingt die Lebensversicherer daher seit 2011 zur Bildung zusätzlicher Rücklagen. „Die Zinszusatzreserve wird noch einmal deutlich aufgestockt werden“, sagte Neumann voraus.

Die Lebensversicherer versuchen schon länger von den lebenslangen Garantien wegzukommen, die sie belasten. Klassische Policen machen bei der Allianz inzwischen weniger als die Hälfte des Neugeschäfts aus. Die neue Produktlinie „Perspektive“ verzichtet auf einen Garantiezins.