Vielleicht braucht man die Sicht von außen, um zu einer solchen Erkenntnis zu kommen: „Die Probleme, die Deutschland hat, hätte man im Ausland gern“, sagt Holger Schmieding, der zwar Chefvolkswirt des Hamburger Bankhauses Berenberg ist, sein Büro aber in London hat. Der 56-Jährige wurde in Papenburg geboren und hat zunächst als Journalist gearbeitet, bevor er ein Studium der Volkswirtschaftslehre aufnahm: „Ich fand, um die Welt besser einschätzen zu können, sei es ganz nützlich, etwas von Wirtschaft zu verstehen.“ Nach der Promotion in Kiel ging er zum Internationalen Währungsfonds nach Washington. Dort erhielt er ein Angebot von der US-Investmentbank Merrill Lynch, die heute Teil der Bank of America ist. Seit 1998 war London sein Dienstsitz.

Dort blieb er auch nach dem Wechsel zu Berenberg im Jahr 2010 – weil viele der Kunden aus Großbritannien kommen, aber auch privat passte das gut: Schmieding ist verheiratet und hat vier Kinder, von denen drei inzwischen studieren. Im Urlaub wandert er mit seiner Frau in den Alpen. Eher Männersache sind Langstrecken-Kanutouren im Nordwesten Kanadas, auf denen ihn zwei der Söhne begleiten. Doch auch im Alltag beweist Schmieding Sportlichkeit: An jedem Londoner Arbeitstag radelt er 16 Kilometer bis in die City. „Eine Erkältung muss man dabei schon mal in Kauf nehmen“, sagt er mit Blick auf das englische Wetter.