500 Vollzeitarbeitsplätze sollen bis zum Jahr 2017 abgebaut werden. Hamburg und Kiel als große Standorte besonders betroffen

Hamburg. Die Nachricht kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Nichts in den jüngsten offiziellen Verlautbarungen der HSH Nordbank deutete darauf hin, dass sie abermals massiv Stellen abbauen muss. Ende August hatte der Vorstandsvorsitzende Constantin von Oesterreich in der Halbjahres-Pressekonferenz verkündet, der Gewinn vor Steuern habe sich in den ersten sechs Monaten 2014 auf 432 Millionen Euro mehr als verdreifacht.

„Wir werden stetig besser, und wir haben ein stabiles Geschäftsmodell“, sagte der Landesbank-Chef bei dieser Gelegenheit. Und Ende Oktober, als der Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) bestanden war, zeigte er sich erleichtert: „Unser Blick ist jetzt klar in die Zukunft gerichtet.“

Der damals eher banal klingende Satz, den Constantin von Oesterreich anfügte, erscheint nun in einem neuen Licht: „Im Rahmen des noch laufenden EU-Beihilfeverfahrens werden wir die strategischen und strukturellen Herausforderungen konzentriert weiter angehen.“ Tatsächlich erklärt der Vorstandschef den Abbau von 500 Vollzeitstellen in den Jahren bis 2017 – das ist nahezu jede fünfte der insgesamt 2600 Stellen – nicht zuletzt mit der erneuten Prüfung durch die EU-Kommission. Sie war nötig geworden, weil Hamburg und Schleswig-Holstein im Jahr 2013 ihre Garantien wieder von sieben Milliarden Euro auf zehn Milliarden Euro angehoben haben.

Schon im Rahmen eines ersten EU-Beihilfeverfahrens, das nach der Rettung der HSH Nordbank durch die beiden Haupteigner angesichts von Milliardenverlusten in der Finanzkrise eingeleitet worden war, hatte der damalige Vorstand die Streichung von 1200 Stellen bis Ende 2014 beschlossen. Dieser Jobabbau ist umgesetzt. Die Brüsseler hatten der Bank drastische Einschnitte bis hin zur Aufgabe kompletter Geschäftsfelder verordnet.

Auch für das neue Sparprogramm spielen Anforderungen der EU eine Rolle. „Die EU-Kommission verlangt von uns eine wettbewerbsfähige Ertragssituation“, sagt von Oesterreich. „Nach allem, was wir wissen, bedeutet das ein Verhältnis von Kosten zu Erträgen von 50 Prozent. Um das zu erreichen, müssen die Kosten bis Ende 2017 um 170 Millionen Euro auf dann 500 Millionen Euro sinken.“

Doch nicht allein das Prüfungsverfahren sei verantwortlich für den jüngsten Beschluss. Zwar habe man die Kosten bereits in den vergangenen drei Jahren um ein Drittel reduziert, aber das genüge noch nicht. „Dieses Kostenprogramm ist schlichtweg unabdingbar, damit wir langfristig im Markt wettbewerbsfähig sind“, sagt der HSH-Chef. „Auch ohne das laufende EU-Verfahren würden wir diese nötigen und richtigen Schritte angehen.“ So gelinge es der internen „Abbaubank“ – auf die problembehaftete Wertpapiere aus der Zeit vor der Finanzkrise, faule Kredite vor allem aus dem Bereich Schiffsfinanzierung sowie nicht mehr zum Kerngeschäft gehörende Aktivitäten übertragen wurden –, die Altlasten schneller als geplant zu reduzieren. Von Oesterreich sagt: „Auch dadurch vermindert sich das Arbeitsvolumen.“

Nach Angabe des Instituts werden der Großteil der 500 Stellen im Verwaltungsbereich, in den Stabsabteilungen und in Zentralbereichen wegfallen. Und das bedeutet: Die beiden Standorte Hamburg und Kiel, an denen mehr als 2000 der 2600 Vollzeitstellen angesiedelt sind, werden besonders stark betroffen sein. Auf jeden Fall sollen beide Standorten erhalten bleiben. Noch ist aber unklar, wie sich der Abbau auf sie verteilt. „Der Staatsvertrag regelt ganz klar das Verhältnis der Beschäftigtenzahl in Hamburg und Kiel“, sagt von Oesterreich. „Daran halten wir natürlich fest.“ Da sich die Stellenstreichungen über einen Zeitraum von drei Jahren erstrecken, soll die natürliche Fluktuation erheblich zum Erreichen des Einsparziels beitragen. „Wir werden gemeinsam mit dem Betriebsrat alles daran setzen, für den Stellenabbau möglichst einvernehmliche Wege zu finden“, sagt von Oesterreich.

Nach seinen Worten hat sich an der Planung, im Gesamtjahr 2014 schwarze Zahlen zu schreiben, nichts geändert. Die Bank sei „auf Kurs“, heißt es. Besonders zufrieden sei man mit dem Neugeschäft, das im Hinblick auf den Markt überdurchschnittlich wachse. In den ersten neun Monaten habe die HSH Neugeschäft in Höhe von sieben Milliarden Euro abgeschlossen: „Unser Jahresziel von insgesamt 9,4 Milliarden Euro werden wir erreichen.“