Nautische Terminal Koordination von HHLA und Eurogate nimmt Arbeit auf. Fast 1000 besonders große Schiffe laufen Hamburg 2014 an

Hamburg. Für den Hafen ist es eine Bestätigung, für Logistiker bedeutet es höhere Anforderungen: Immer mehr, immer größere Schiffe kommen nach Hamburg, vor allem Containerfrachter. Durch die jahrelangen Verzögerungen bei der Vertiefung und Verbreiterung der Elbfahrrinne sind bedenkliche Engpässe entstanden. Um die wachsende Zahl von Großschiffen besser nach Hamburg hinein und aus dem Hafen wieder heraus zu bekommen, haben die Terminalbetreiber HHLA und Eurogate die Nautische Terminal Koordination (NTK) gegründet.

Der neue Service mit Sitz auf dem HHLA-Containerterminal Tollerort baut auf die Dienstleistungen der Feeder Logistik Zentrale (FLZ) auf, die am selben Ort von den Partnern bereits seit 2009 betrieben wird. „Mit der Nautischen Terminal Koordination führen wir die erfolgreiche Arbeit der Feeder Logistik Zentrale fort“, sagte HHLA-Vorstand Stefan Behn. „Beide sind Musterbeispiele für einen kooperativen Ansatz.“ Sowohl bei der FLZ wie auch bei der NTK hält die HHLA zwei Drittel der Anteile, Eurogate ein Drittel.

Bei Schiffsgrößen von mehr als 330 Metern Länge und mehr als 45 Metern Breite spricht man in der Hafenwirtschaft von „außergewöhnlich großen Fahrzeugen“ (AGF). In diesem Jahr laufen insgesamt voraussichtlich 989 solcher Schiffe Hamburg an, im Jahr 2008 waren es 621. Die größten Containerschiffe messen inzwischen 400 Meter Länge und 59 Meter Breite. Aber auch Massengutfrachter weisen besonders große Abmessungen auf. Zunehmend kommen auch so genannte RoRo-Schiffe, die rollendes Gut und Container gleichermaßen transportieren, mit Abmessungen nach Hamburg, die für die Nautiker besondere Anforderungen bedeuten, sagte Behn. Das gelte auch für Autotransporter und Kreuzfahrtschiffe.

Zwischen Hamburg und Glückstadt dürfen Schiffe mit mehr als 90 Meter addierter Breite aus Sicherheitsgründen einander nicht passieren. Das Planungsrecht zur Fahrrinnenanpassung sieht vor, zwischen Wedel und Wittenbergen das Elbfahrwasser von 250 auf 385 Meter zu verbreitern, um diesen bestehenden Einbahnverkehr vor Hamburg zu lindern. Frühestens im kommenden Jahr allerdings werden der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg und danach das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig darüber entscheiden, ob und unter welchen Auflagen die Fahrrinne vertieft und verbreitert werden darf. Die Umweltverbände BUND und Nabu hatten den Planfeststellungsbeschluss 2012 beklagt. „Die Einrichtung der Nautischen Terminal Koordination ist unabhängig vom noch ausstehenden Urteil zur Fahrrinnenanpassung notwendig und sinnvoll“, sagte Peter Zielinski, Geschäftsführer des Eurogate Container Terminals Hamburg. „Wir freuen uns, dass sich neben den vier Hamburger Containerterminals auch der Hansaport, der größte Massengutterminal in Hamburg, an der Nautischen Terminal Koordination beteiligt. Eine Teilnahme anderer Verladestellen ist sinnvoll und begrüßenswert.“

Die Nautische Terminal Koordination verbindet untereinander alle Beteiligten, die an Schiffsanläufen und Abfahrten von Großschiffen beteiligt sind: die Terminals, die Dienstleister rund um die Hafenabfertigung, Reeder und Schiffsmakler sowie Behörden wie die Hamburg Port Authority (HPA). Die Kommunikation zwischen Reedereien und Terminals wiederum bleibt von der NTK-Plattform aus kartellrechtlichen Gründen unberührt, da etwa HHLA und Eurogate auch weiterhin im Wettbewerb miteinander agieren.

Hafenkapitän Jörg Pollmann von der HPA, der die Aufsichtsgewalt über die nautischen Belange im Hamburger Hafen innehat, sieht in der NTK keine Konkurrenz oder Parallelstruktur für die Nautische Zentrale seines Oberhafenamtes: „Die Nautische Terminal Koordination entlastet die Nautische Zentrale, weil wir uns auf unsere eigentlichen hoheitlichen Aufgaben konzentrieren können“, sagte er bei der Präsentation der NTK. „Deshalb sind auch wir daran interessiert, dass sich weitere Verladestellen an der Nautischen Terminal Koordination beteiligen. Hier nimmt nicht einer dem anderen etwas weg. Wir ergänzen uns und müssen gemeinsam besser werden. Bei der Kooperation von Oberhafenamt und Feeder Logistik Zentrale funktioniert das schon seit längerer Zeit sehr gut.“

Bei der Nautischen Terminal Koordination arbeiten derzeit drei und künftig fünf Mitarbeiter im Zweischicht-Betrieb. Die Feeder Logistik Zentrale ist mit derzeit zwölf und künftig 14 Mitarbeitern im Dreischicht-Betrieb besetzt. „Anders als die hoheitlichen Stellen dies können wollen wir die Großschiffe im Zulauf nach Hamburg mit unserer Kommunikation schon von anderen europäischen Positionen an begleiten, zum Beispiel von Gibraltar an“, sagte Heinrich Goller, Geschäftsführer von FLZ und NTK. „So wollen wir mögliche Störungen bei den Fahrplänen und Abläufen möglichst früh erkennen.“