Im Tarifstreit werde jeder Vorschlag von der Gewerkschaft abgelehnt. Bahnchef erwartet keine rasche Einigung mit Lokführern

Berlin/Hamburg. Nach dem Ende des jüngsten Streiks der Lokführer hat Bahnchef Rüdiger Grube die Lokführergewerkschaft GDL zu einer raschen Wiederaufnahme der Verhandlungen aufgefordert. Die Bahn habe viele Kompromissangebote gemacht, „jetzt liegt der Ball im Feld der GDL“. sagte Grube der „Bild am Sonntag“. Die Bahn sei jederzeit zu Gesprächen bereit: „Jeder Tag zählt.“ Der Streit dürfe nicht weiter auf dem Rücken der Bahnkunden und Mitarbeiter ausgetragen werden.

Grube machte GDL-Chef Claus Weselsky für die neuerliche Eskalation verantwortlich. Die GDL sage zu sämtlichen Vorschlägen kategorisch Nein, „selbst zu den Vergleichsvorschlägen unabhängiger Arbeitsrichter“. Weselsky verletzte das Prinzip der Verhältnismäßigkeit zwischen den Sozialpartnern. Der Bahnchef zeigte sich mit Blick auf eine mögliche Einigung im Tarifkonflikt bis Weihnachten skeptisch: „Ich kann das nicht garantieren – obwohl ich bekanntlich ein großer Optimist bin.“

Gewerkschaftschef Weselsky sagte nach Beendigung des Ausstands, er erwarte eine Einladung der Bahn zu weiteren Verhandlungen. Weselsky betonte, er sei bereit zu parallelen Verhandlungen der Bahn mit der GDL und der rivalisierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zur gleichen Zeit und am gleichen Ort. Die GDL fordert für ihre Mitglieder – überwiegend Lokführer aber auch Zugbegleiter – fünf Prozent mehr Lohn, eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit und eine Deckelung der Überstunden.

Seit Mittwoch im Güterverkehr und seit der Nacht zu Donnerstag im Personenverkehr hatten die GDL-Lokführer gestreikt. Der Ausstand endete am Sonnabendabend.

Vor allem im Norden kam es auch am Sonntag noch zu erheblichen Verspätungen. Zu den Auswirkungen des Streiks kamen Brandanschläge auf Bahnanlagen. Diese beeinträchtigten auch das Mobilfunknetz. Knapp 70.000 Vodafone-Kunden konnten am Sonnabend etwa neun Stunden lang nicht telefonieren oder per Handy ins Internet gehen, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Betroffen gewesen seien Kunden im Großraum Bremen und Oldenburg. Unbekannte Täter hatten Kabelschächte in Bad Bevensen und Bremen in Brand gesetzt. Später bekannten sich Castor-Gegner zu den Taten. Nach der Veröffentlichung des Bekennerschreibens haben Staatsschutzabteilungen der Landespolizei in den jeweiligen Ländern die Ermittlungen von der Bundespolizei übernommen. Auch die Staatsanwaltschaft Lüneburg nahm Ermittlungen auf. )