Elbvertiefung und neue Umweltstandards waren zentrale Themen des traditionellen Essens der Hamburger Schiffsmakler. Seit 1948 findet das jährliche Festessen bereits statt.

Hamburg. Vier Tonnen Eisbein, 800 Kilogramm Sauerkraut, 700 Kilo Kartoffeln, 400 Kilo Kasseler und 9000 Liter Bier. Nur einmal im Jahr wird in Hamburg eine so große Menge auf einen Schlag verzehrt, nämlich beim traditionellen Eisbeinessen der Hamburger Schiffsmakler. Am Freitagabend war es wieder so weit. Rund 5000 Schifffahrtskaufleute aus der ganzen Welt kamen auf Einladung der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS) ins Congress Centrum Hamburg (CCH), um an dem seit 1948 jährlich stattfindenden Festessen teilzunehmen. Es bildet den Abschluss einer Woche von Veranstaltungen und geschäftlichen Gesprächen Hamburger Schifffahrtsfirmen mit ihren Kunden und Partnern rund um den Erdball. Partnerland des diesjährigen Treffens war Brasilien, vertreten durch den Honorarkonsul Jan Curschmann und den Präsidenten des brasilianischen Verbands der Schiffsagenten, Waldemar Rocha Junior. Sie konnten miterleben, wie VHSS-Vorsitzender Christian Koopmann und Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) den 150.000sten Gast, eine junge Speditionskauffrau, mit einer Flasche Champagner begrüßten. Dazu traten Samba-Tänzer in bunten Kostümen auf.

Aber auch ernste Themen wurden beim Eisbeinessen wie schon am Vorabend beim Senatsempfang im Hamburger Rathaus besprochen: Die immer noch offene Entscheidung zur Elbvertiefung, die Koopmann dazu veranlasste, eine Überarbeitung des deutschen Planungsrechts zu fordern, war nur ein Punkt von vielen. „Ich bin davon überzeugt, dass wir uns im Zuge des immer stärker werdenden Wettbewerbs zwischen den Hafenstandorten solche Verzögerungen nicht mehr leisten können“, sagte er im Rathaus. Horch bemühte sich, die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, nun doch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs abwarten zu wollen, als einen Fortschritt zu verkaufen: „Die Fahrrinnenanpassung kann zwar derzeit noch nicht realisiert werden, wir befinden uns aber auf der Zielgeraden“, sagte der Wirtschaftssenator.

Mit Blick auf die Abfertigungsprobleme an den Containerterminals sowie die daraus resultierenden Staus im vergangenen Sommer forderte Koopmann, dass alle Beteiligten, Terminalbetreiber, Spediteure, Fuhrunternehmen sowie Lager besser miteinander kommunizieren. „Alle beteiligten Hafenunternehmen sind aufgefordert, sich selber zu prüfen, ob sie in ausreichender Form auf die steigenden Gütermengen sowie die größeren Schiffe vorbereitet sind“, sagte der VHSS-Chef. Die Probleme im Sommer hätten gezeigt, dass viele nicht ausreichend vorbereitet seien, kritisierte er. „Oft fehlte es fatalerweise an einer leistungsfähigen IT-Struktur, die einen raschen Datenaustausch ermöglicht.“

Schließlich kam Koopmann auch noch auf die Einführung der strengeren Grenzwerte für den Schwefelausstoß von Schiffen in Nord- und Ostsee zu sprechen, die ab Januar des nächsten Jahres gelten. Mangels tragfähiger technischer Alternativen würden die Reedereien in der Mehrzahl dann gezwungen sein, mit Marinediesel zu fahren, das deutlich teurer ist als Schweröl. Die Verteuerung der Seetransporte werde zu einer Verlagerung von der See zurück auf die Straße führen, warnte Koopmann.

Horch ergänzte, dass die norddeutschen Bundesländer ein Förderprogramm für energieeffiziente und umweltfreundliche Maßnahmen der Schifffahrtsunternehmen fordern. Denkbar wäre eine Anpassung der Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Zudem plädierte er für den Einsatz von Flüssigerdgas (LNG) als Treibstoff zur Verringerung schädlicher Schiffsabgase.