Bis zum Jahr 2016 werden Reparaturen abgeschlossen sein. Spätestens 2030 soll eine neue Hafenquerung das Bauwerk ersetzen

Hamburg. Gute Nachricht für viele Spediteure: Die laufenden Instandsetzungsarbeiten an der Köhlbrandbrücke werden noch in dieser Woche abgeschlossen. Somit kann der Verkehr wieder zweispurig fließen, wie Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) am Montag ankündigte. Doch es gibt auch eine schlechte Nachricht: Bereits im kommenden April wird mit den nächsten Sanierungen begonnen. Dann soll der Fahrbahnbelag an den beiden Rampen zur Hochbrücke erneuert werden – und es dürfte erneut zu Verkehrsbehinderungen kommen.

Sieben Millionen Euro hat Hamburg in diesem Jahr für die Reparatur des bröckeligen Betonbauwerks ausgegeben. In den kommenden beiden Jahren kommen weitere 17 Millionen Euro hinzu. Insgesamt hat das seit 2007 laufende Grundinstandsetzungsprogramm der Köhlbrandbrücke bereis 37 Millionen Euro verschlungen. Es soll das letzte Programm dieser Art im Leben der Köhlbrandbrücke sein. Das Haltbarkeitsdatum des in die Jahre gekommenen Blickfangs über dem Hamburger Hafen nähert sich mit raschen Schritten. Wenn im Oktober des Jahres 2016 die letzte Baustelle geräumt wird, soll die Brücke bis 2030 ohne ein neues Instandsetzungsprogramm halten. So lautet der Plan der zuständigen Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA). „Die Brücke sollte dann bis 2030 in einem nutzbaren Zustand ohne erneute Verkehrsbeschränkungen sein“, sagte HPA-Chef Jens Meier.

Wie es danach weitergeht, kann er noch nicht genau sagen. Klar ist aber, dass Ersatz geschaffen werden muss. Laut Senator Horch handelt es sich um eine „der wichtigsten, wenn nicht gar die wichtigste Verbindungsstraße im Hamburger Hafen“. Täglich rollen 26.000 Fahrzeuge über die 1974 fertiggestellte Brücke, davon 12.000 Laster. Wenn also im Jahr 2030 Schluss ist, muss ein Ersatzbauwerk fertig sein. Geplant wird dieses aber noch nicht.

„Es gibt lediglich Vorplanungen im Rahmen anderer Baumaßnahmen. Denn bei allen Infrastrukturprojekten, die wir im Hafen vorhaben, müssen wir einkalkulieren, dass da eine neue Trasse hineinpassen muss“, sagte HPA-Chef Meier. Ob Tunnel oder Brücke sei noch nicht endgültig geklärt, derzeit gehe die HPA aber vom Bau einer Brücke aus. Diese soll nördlich der heutigen Köhlbrandbrücke gebaut werden und deutlich höher als die derzeitige ausfallen. Mit ihrer Durchfahrthöhe von 53 Metern stößt sie nämlich bei großen Schiffen schon an ihre Grenzen. „Mit den klappbaren Aufbauten wie Antennen sowie der Aufnahme von Ballastwasser, damit die Schiffe etwas tiefer im Wasser liegen, geht es aber noch“, sagte Horch. Doch zukünftige Schiffsgenerationen haben noch höhere Deckaufbauten. Bereits am 11. Januar 2015 soll das derzeit größte Containerschiff die „CSCL Globe“ mit einem Ladungsvermögen von 19.000 Standardcontainern Hamburg anlaufen. Und sogar größere Schiffe sind geplant. Nach derzeitigen Überlegungen könnte die Ersatzbrücke deshalb 72 Meter hoch werden.

Mit den konkreten Bauplanungen soll zehn Jahre vor der Fertigstellung, also um das Jahr 2020 herum, begonnen werden. Steht die Finanzierung, könnte die Planung auch vorher beginnen. Experten schätzen die Baukosten auf bis zu 500 Millionen Euro. Zunächst müssen aber die Bauten der neuen Rethebrücke sowie der zweiten Kattwykbrücke abgeschlossen sein. Allein Letztere belastet Hamburg mit Kosten in Höhe von 190 Millionen Euro.

Unterdessen schlagen Industrie und Gewerkschaften Alarm wegen maroder Straßen und Brücken in Deutschland. Die Regierung müsse jährlich mindestens vier Milliarden Euro mehr in die Infrastruktur investieren als bisher geplant, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Papier des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die Koalition müsse mehr für die Verkehrswege ausgeben als die jährlich veranschlagten 1,25 Milliarden Euro in der laufenden Wahlperiode: „Das ist ein wichtiger erster Schritt, der aber bei Weitem nicht ausreicht.“ Denn der Investitionsbedarf allein für die sogenannten Bundesverkehrswege liege eigentlich bei mindestens 14 Milliarden Euro im Jahr. „Auch der Zustand der kommunalen Verkehrsinfrastruktur ist dramatisch“, kritisierten die Unterzeichner.