Das alte Bauwerk nähert sich rasch dem Nutzungsende

26.000 Autofahrer nutzen im Durchschnitt täglich die Köhlbrandbrücke. Und praktisch jeder von ihnen schaut nach der langen Anfahrt über die Rampen am Scheitelpunkt hoch oben über Hamburg einmal nach links und nach rechts, um den großartigen Ausblick über die Stadt und ihren Hafen zu genießen. Völlig deprimierend ist aber der Anblick von unten. Wer unter der Köhlbrandbrücke steht und einmal hochschaut, sieht über sich eine ziemlich heruntergekommene Baukonstruktion. Zahllose helle Flecken überziehen das Brückenwerk überall dort, wo der inzwischen bröckelige Beton ausgebessert werden musste. Die Lebensdauer des Wahrzeichens nähert sich rasch dem Ende.

Deshalb können Hamburgs Behörden gar nicht früh genug damit beginnen, sich Gedanken über einen Neubau zu machen. Denn ohne einen adäquaten Ersatz würde Hamburgs Verkehr binnen kürzester Zeit zusammenbrechen. Die Köhlbrandbrücke ist nicht nur die wichtigste Zufahrt zu den großen Containerterminals. Sie ist auch die schnellste Verbindung zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil des Hamburger Hafens. Und schließlich ist die Köhlbrandbrücke ein Teilstück der einzigen direkten Route zwischen den Autobahnen 7 und 1 auf Hamburger Stadtgebiet. Wegen ihrer besonderen verkehrlichen Bedeutung kann die alte Köhlbrandbrücke erst abgerissen werden, wenn der Ersatzbau steht.

Dabei sollten Hamburgs Politiker zwei Dinge nicht vergessen: Die Köhlbrandbrücke wurde genau sechs Jahre nach den ersten Plänen dazu eröffnet. Legt man das heutige Planungsrecht zugrunde, ließe sich ein Bauwerk dieser Größe in dem knappen Zeitraum nicht mehr realisieren. Vor allem mit Blick auf das zweite Argument muss deshalb früh angefangen werden: Die Köhlbrandbrücke ist keine Bundesstraße. Formal müssten die bis zu 500 Millionen Euro für einen Neubau allein aus Hamburger Landesmitteln gestemmt werden. Das erscheint angesichts der Kassenlage ausgeschlossen. Deshalb müssen andere Finanzierungsmöglichkeiten wie eine Maut ins Auge gefasst werden. Und damit kann man nicht erst beginnen, wenn die alte Brücke abrissreif ist.