EEG-Umlage geht 2015 erstmals zurück. Hamburger Verbraucherschützer fordern günstigere Tarife und mehr Bereitschaft zum Anbieterwechsel

Hamburg. Nach der erstmaligen Senkung der Umlage für erneuerbare Energien (EEG-Umlage) fordern Verbraucherschützer und Energieexperten die Stromversorger zu deutlichen Preissenkungen im nächsten Jahr auf. Zwar ist der Spielraum aus der EEG-Umlage minimal und bringt den Stromkunden bei Weitergabe nur eine Ersparnis von bis zu vier Euro pro Jahr, „aber es gibt darüber hinaus einen großen Spielraum für Preissenkungen“, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die Verbraucher müssen aber den Druck auf die Energieversorger erhöhen, indem sie mehr Wechselbereitschaft zeigen.“ Das Vergleichsportal Check24 erwartet durch die Senkung der EEG-Umlage eine Entlastung der Privathaushalte in Höhe von 114 Millionen Euro.

Zum ersten Mal seit ihrer Einführung im Jahr 2000 wird die EEG-Umlage im nächsten Jahr sinken. Die staatliche Abgabe ermäßigt sich von aktuell 6,24 Cent auf 6,17 Cent je Kilowattstunde (kWh). Im Jahr 2014 war die Umlage noch um knapp 20 Prozent erhöht worden. „Die Zeiten deutlich steigender EEG-Umlagen sind vorbei“, sagt Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Der Verband rechnet auch im nächsten Jahr mit einer weiteren Senkung für 2016. Erst 2017 könnte sich der Trend durch den Ausbau der Windanlagen auf See wieder umdrehen. Der BEE erwartet dann eine EEG-Umlage in Höhe von 6,20 Cent.

Die Senkung liegt auch daran, dass die EEG-Umlage 2014 offenbar zu reichlich bemessen wurde. So entstand ein Überschuss von 1,4 Milliarden Euro. „Die Einnahmen waren höher als die Ausgaben“, sagt BEE-Sprecher Jens Tartler. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei aber auch deutlich preiswerter geworden. So wurde für Neuanlagen die Einspeisevergütung für Strom aus Fotovoltaikanlagen stark abgeschmolzen. Dennoch sieht der Bundesverband der Verbraucherzentralen dadurch noch keine Kehrtwende bei der Entwicklung des Strompreises. Dabei sei eine Entlastung der Verbraucher dringend nötig. Der Strompreis hat sich seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt. Seit 2010 ist er nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) um rund 25 Prozent gestiegen. Auch 60 Prozent der Hamburger Unternehmen klagen über steigende Strompreise. „Entwarnung ist nicht angezeigt“, sagt Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Chef der Handelskammer Hamburg.

„Für die Versorger gibt es genügend Spielraum für Preissenkungen“, ist Hörmann überzeugt. Nach einer Studie der Verbraucherzentrale NRW sind die Strom-Beschaffungspreise seit 2010 um 25 Prozent gesunken. „Wir haben den Kostenblock aus Beschaffung, Vertrieb und Marge von rund 120 Versorgern untersucht“, sagt Verbraucherschützer Udo Sieverding. „Wenn sich die Preisgestaltung streng an den Kosten ausrichtet, hätte der Kostenblock wegen der sinkenden Beschaffungskosten geringer werden müssen. Das war aber nicht der Fall, der Kostenblock blieb konstant.“ Der Verdacht: Die Unternehmen realisierten steigende Margen.

Verbraucherschützer Hörmann rät deshalb zum Anbieterwechsel. „Das ist die einzige Möglichkeit der Verbraucher, auf diesen Markt Einfluss zu nehmen.“ Nach seiner Einschätzung haben noch 40 Prozent der Hamburger Verbraucher einen Grundversorgungstarif, haben also noch nie gewechselt. Das Einsparpotenzial ist dann am größten. Beim Vergleich helfen Internetportale wie Verivox oder Check24. Je nach bisherigem Hamburger Anbieter und Tarif liegen die jährlichen Einsparungen laut Verivox zwischen maximal 100 und 200 Euro jährlich bei einem unterstellten Verbrauch von 4000 kWh im Jahr. Ein für Neukunden möglicher einmaliger Bonus wurde dabei noch nicht berücksichtigt, weil er die jährliche Einsparung verzerrt. „Man sollte nicht nur auf den günstigsten Tarif schauen, sondern auch in Verbraucherforen recherchieren, welche Erfahrungen andere Kunden gemacht haben, oder bei der Verbraucherzentrale nachfragen“, sagt Hörmann. Vorkasse, Kaution und Pakettarife sollten gemieden werden.

Die Hamburger Versorger halten sich mit Aussagen über die weitere Preisgestaltung noch zurück. „Da noch weitere Umlagen und Abgaben den Preis beeinflussen, können wir die Auswirkungen auf den Strompreis erst prüfen, wenn diese feststehen“, sagt ein Vattenfall-Sprecher. „Wir hoffen, dass wir den Preis senken können, müssen aber dazu noch die Entwicklung der Netzentgelte abwarten“, sagt Ralph Kampwirth vom Hamburger Anbieter Lichtblick. Er bestätigte, dass der Stromeinkauf für das Unternehmen günstiger geworden ist. „Bei Haushaltsstromkunden planen wir aber mit einem größeren Puffer, damit sich kurzfristige Preissteigerungen nicht unmittelbar auswirken.“ So kommen Preissenkungen bei der Beschaffung bei den Privatkunden mit Verzögerung an. Auch Hamburg Energie will sich zur Preisentwicklung noch nicht festlegen. „Wir verfolgen weiterhin das Ziel, Ökostrom und damit nachhaltiges Handeln für alle bezahlbar zu machen“, sagt ein Unternehmenssprecher.