Bei Goodgame Studios kümmert sich ein eigenes Team um Mitarbeiter, die aus dem Ausland zum Hamburger Spieleentwickler kommen

Hamburg. Es dürfte nicht viele Hamburger Unternehmen mit einer so bunt gemischten Belegschaft geben: Bei dem Onlinespieleentwickler Goodgame Studios arbeiten Menschen aus mehr als 50 Nationen. Sie kommen unter anderem aus Kirgisistan, Jamaika, Malaysia und Gambia. Doch das Einleben in einem völlig fremden Land, dessen Kultur sie nicht kennen und dessen Sprache sie nicht sprechen, fällt manchen nicht leicht.

In solchen Fällen ist Daniel Gau gefragt. Seit dem Frühjahr leitet er bei Goodgame Studios ein Team, das neuen Mitarbeitern aus dem Ausland mit einem „Rundum-Sorglos-Paket“ den Start in Hamburg erleichtern soll. „Das reicht von der Hilfe bei der Wohnungssuche bis zu Tipps, wo man vegane Lebensmittel kaufen kann“, sagt Gau.

Jeder neu angeworbene ausländische Beschäftigte bekommt schon vor der Ankunft in Hamburg eines der fünf Mitglieder des sogenannten „Onboarding“-Teams zugeteilt. „Wir telefonieren vorab mit den neu eingestellten Mitarbeitern, schon um überzogenen Erwartungen vorzubeugen – das ist sehr wichtig“, sagt Gau. Dabei geht es unter anderem um die zu erwartende Wohnsituation, denn schließlich sind die Mieten in der Hansestadt in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

„Viele Zuwanderer wissen auch nicht, dass man hier eine Kaution von bis zu drei Monatsmieten hinterlegen muss“, berichtet Gau. Sein Team sucht Wohnungen nach den Wünschen der Neuankömmlinge und begleitet sie bei den Besichtigungen. Die ersten Behördengänge nehmen die Betreuer den neuen Kollegen in der Regel ab, indem sie sich eine Vollmacht geben lassen. Zwar ist das „Welcome Center“, das die Stadt bereits im Jahr 2007 eingerichtet hat und das Neubürgern Orientierungshilfe gibt sowie Unterstützung bei Formalitäten bietet, nach den Worten von Gau „sehr hilfreich“, aber die Kapazitäten dort sind begrenzt.

Dabei sorgt Goodgame Studios selbst nicht unwesentlich für Zuzug nach Hamburg: Das Bahrenfelder Unternehmen ist nach eigenen Angaben der am schnellsten wachsende Spieleentwickler Europas; seit Anfang 2013 hat sich die Beschäftigtenzahl auf heute 1000 Personen mehr als verdreifacht – und knapp 30 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland.

Es gibt zwei Gründe, warum die Belegschaft so international ist: In Deutschland findet man nicht genug qualifiziertes Personal für die speziellen Anforderungen, außerdem werden die Onlinespiele mit insgesamt mehr als 220 Millionen registrierten Nutzern in bis zu 26 verschiedenen Sprachen angeboten. Für jede dieser Spielergemeinden gibt es in Hamburg ein Team, das für Fragen und Anregungen zur Verfügung steht. Daher sucht Goodgame Studios gezielt in den betreffenden Ländern auf Jobbörsen und Onlineplattformen neue Mitarbeiter.

Bei deren Betreuung geht es für Gau und die anderen Betreuer nicht selten um eher banale Alltagsprobleme, etwa um die Frage, wo sich schnell Ersatz für eine defekte Waschmaschine finden lässt. Gelegentlich aber ist Beistand gefragt, der an Seelsorge grenzt: „Es kann vorkommen, dass sich jemand in Deutschland nicht willkommen fühlt.“

Allein am 1. Oktober sind 86 Beschäftigte eingestellt worden

Sehr viel häufiger benötigen die neuen Kollegen Hilfe beim Abschluss von Verträgen mit Telekommunikationsfirmen – das ist wichtig für den Kontakt mit Angehörigen und Freunden in der Heimat. Ungefähr 40 Prozent der neuen Mitarbeiter bringen Ehepartner mit. Auch ihnen bietet Goodgame Studios Sprachkurse an, gelehrt wird Deutsch oder Englisch.

Bei der Firma räumt man offen ein, dass all diese Maßnahmen – genau wie der betriebseigene Swimmingpool, der Fitnessraum oder das kostenlose Feierabendbier – nicht nur den Beschäftigten Vorteile bringen: Zufriedene Mitarbeiter leisten schneller bessere Arbeit, heißt es dazu.

Daniel Gau ist selbst erst im Mai zu dem Unternehmen gekommen. Allerdings brachte er bereits Erfahrungen aus einer sehr ähnlichen Tätigkeit mit: Zuvor arbeitete er für eine Münchner Agentur, die im Auftrag internationaler Konzerne Manager im Auslandseinsatz betreute.

Bisher sind alle fünf Mitglieder von Gaus Team Deutsche. „Wir werden künftig aber sicher internationaler“, sagt er. Eine Verstärkung steht an, denn bei dem im Jahr 2009 gegründeten Spieleentwickler soll das rasante Wachstum, das heute vor allem auf Spielen für mobile Endgeräte wie iPhone oder iPad beruht, weitergehen: Allein am 1. Oktober sind 86 Beschäftigte neu eingestellt worden.