Signal Iduna erwirbt Bürohochhäuser an der Reeperbahn für 165 Millionen Euro. Versicherer baut zudem in der City Nord.

Hamburg. Anfangs war das Bürohochhausprojekt im Viertel umstritten, doch in der Immobilienbranche hat das Gebäudepaar mit dem extravaganten Knick für Aufsehen gesorgt, was mit mehreren renommierten Auszeichnungen belohnt wurde. Jetzt hat der Versicherungskonzern Signal Iduna über seine Hamburger Fondstochter Hansainvest die Tanzenden Türme auf dem Grundstück Reeperbahn 1 für rund 165 Millionen Euro erworben, wie das Abendblatt erfuhr. Verkäufer ist der einstige Bauherr, die Projektentwicklungsfirma Strabag Real Estate.

Ulrich Leitermann, der Vorstandsvorsitzende der Signal Iduna, ist erkennbar stolz auf den Neuzugang im Immobilien-Portfolio: „Das ist ein ganz besonders spannendes und architektonisch interessantes Objekt an prominenter Adresse.“ Die rund 80 und 90 Meter hohen Türme, die durch die unterschiedlichen Neigungswinkel auffallen, wurden nach Plänen des Architekten Hadi Teherani im Jahr 2012 fertiggestellt, die Baukosten wurden mit 135 Millionen Euro angegeben.

Die beiden Bürohäuser mit einer Gesamtfläche von knapp 35.000 Quadratmetern sind nach Angaben der Signal Iduna nahezu vollständig vermietet. Durch den „viel beachteten Standort an Hamburgs bekanntester Straße“ sowie den hervorragenden Mietermix – Hauptmieter ist der Baukonzern Strabag, unter den weiteren Nutzern sind die Rechtsanwaltskanzlei Osborne Clarke und die Deutschlandzentrale des Spirituosenherstellers Diageo (Whisky Johnnie Walker, Wodka Smirnoff, Guinness-Bier) – sei man sicher, „dass die Erfolgsgeschichte weitergeht“, sagt Hansainvest-Geschäftsführer Nicholas Brinckmann.

Es gibt in den Gebäuden aber nicht nur Büros. Im 23. und 24. Stock befindet sich das Clouds, das als Hamburgs höchstgelegenes Restaurant gilt. Im Untergeschoss hat der legendäre Mojo Club eine neue Heimat gefunden. Er sorgt nach dem Willen der Bauherren für eine „Reeperbahn-affine Nutzung“ der Hochhäuser, nachdem Bewohner des Viertels kritisiert hatten, dass sich die Innenstadt mit ihren Bürokomplexen nun bis auf den Kiez ausdehne.

Die Signal Iduna investiert in Hamburg aber nicht nur in die beiden Türme mit ihrem „Solitärcharakter“, wie Leitermann sagt. Über ihre Kapitalanlage- und Immobilientochter Hansainvest lässt sie in der City Nord für knapp 60 Millionen Euro ein siebengeschossiges Bürogebäude mit rund 20.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche errichten. Bis zu 15 Prozent des Neubaus am Überseering sollen von Mitarbeitern der Versicherungsgruppe genutzt werden, den Großteil der Fläche will man vermieten.

„Wir haben schon immer an die Anlageklasse Immobilie geglaubt“, sagt Leitermann. Mit einem Immobilienanteil von mehr als sieben Prozent am gesamten Kapitalanlagebestand von gut 60 Milliarden Euro liege die Signal Iduna deutlich oberhalb des Branchenschnitts von dreieinhalb bis vier Prozent. „Wir investieren in den wesentlichen Immobilienzentren Deutschlands, vor allem aber in Hamburg und München.“ Hansainvest konzentriere sich dabei auf „Top-Lagen mit guten Vermietungschancen“, so Leitermann.

Für Versicherer kommt es wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase darauf an, Alternativen zu den festverzinslichen Wertpapieren zu finden. „Wir gehen bei Immobilieninvestments von einer Rendite zwischen vier und fünf Prozent aus“, erklärt der Konzernchef – „und Hamburg ist unter langfristigen Gesichtspunkten ein wertstabiler Standort.“

Leitermann ist mit dieser Einschätzung nicht allein. Auch die Experten der HSH Nordbank sind optimistisch für die Wertentwicklung von Büroimmobilien in der Hansestadt. Einer aktuellen Studie der Landesbank zufolge wird die Zahl der Büroarbeitsplätze in Hamburg bis 2017 um 4,8 Prozent steigen – stärker als im Bundesdurchschnitt. Die Neubautätigkeit, die in der Hansestadt zuletzt abgenommen habe, werde zwar wieder anziehen, mit der Nachfrage aber nicht ganz Schritt halten. Daher sinke die Leerstandsrate von aktuell 6,4 Prozent bis 2017 auf ein Zehnjahrestief von 6,1 Prozent, die Spitzenmiete klettere von zuletzt 24 Euro auf knapp 26 Euro, erwartet Peter Axmann, Leiter des HSH-Bereichs Immobilienkunden.

Die Signal-Iduna-Gruppe hat einen Doppelsitz in Dortmund und Hamburg. Mit 3500 Beschäftigten ist Hamburg der größte Standort des Konzerns, der in Dortmund knapp 2400 Mitarbeiter hat. Derzeit berät der Vorstand über ein Programm zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung. Wenn sich daraus ein Stellenabbau ergeben sollte, erfolge er „selbstverständlich sozialverträglich“, hieß es dazu.