Sohn des Versandhausunternehmers zieht positive Zwischenbilanz seiner Onlinefirma Collins. Mehr Geld für Werbung

Hamburg. Benjamin Otto kann sich nicht dagegen wehren: Wer als Sohn des Unternehmers Michael Otto eine neue Online-Handelsfirma startet, zieht nicht nur die Aufmerksamkeit der gesamten Branche auf sich – die Fallhöhe ist schließlich enorm. Umso mehr dürfte der Chef der Otto-Group-Tochter Collins erleichtert gewesen sein, der Öffentlichkeit nach den ersten vier Monaten am Markt eine positive Zwischenbilanz präsentieren zu können. Entsprechend der unkonventionellen Start-up-Kultur von Collins tat Benjamin Otto das nicht etwa in einem nüchternen Konferenzraum, sondern in einer trendigen Lunchbar in Ottensen.

Bei allen wesentlichen Kennzahlen liege man oberhalb der Planwerte, sagte Otto: „Das Ziel des zweistelligen Millionenumsatzes im ersten Geschäftsjahr werden wir zweifellos erreichen.“ Die Kosten seien geringer als vorgesehen. „Vor allem aber haben wir bewiesen, dass das Konzept des Open Commerce funktioniert“, so Otto.

Gemeint ist damit: Über die Internetseite aboutyou.de, auf der Kleidung, Schuhe und Accessoires angeboten werden, gelangen die Nutzer auf eine Vielzahl von Apps mit sehr unterschiedlichen Verkaufskonzepten, zum Beispiel in Form von Stilratgebern oder einem Modehoroskop.

Erstellt werden die Apps nicht von Collins selbst, sondern von externen Entwicklern. Derzeit sind etwa 30 Apps von 180 Entwicklern freigeschaltet. „Bisher haben sich bei uns 400 Entwickler angemeldet, täglich kommen weitere hinzu“, sagte Tarek Müller, der bereits mit 15 Jahren ein Internetunternehmen gründete und heute als Investor sowie seit Mitte 2013 als Co-Chef von Collins tätig ist.

Aus Tests auf den eigenen Internetseiten habe sich ergeben, dass App-Nutzer tendenziell kauffreudigere und treuere Kunden sind als die Besucher herkömmlicher Onlineshops, erklärte Müller: „Sie bleiben mehr als doppelt so lange auf der Seite, und der Warenkorb erreicht einen um 16 Prozent höheren Betrag.“ Demnächst soll About You noch mehr Schub bekommen: Am 30. September startet eine TV-Kampagne mit zehn je ungefähr 20 Sekunden langen Werbespots, in denen jeweils eine Frau oder ein Mann eine modebezogene Geschichte erzählen. Die Optik und die schnellen Schnitte erinnern an Videoclips, was angesichts der jungen Zielgruppe naheliegt.

Die Spots würden zunächst als vorgeschaltete Werbung von YouTube-Videos eingesetzt, um zu ermitteln, für welches Fernsehsendeumfeld sie am besten geeignet sind, sagte Collins-Marketingmanager Jens Peter Peuckert. Wie auch im Onlineshop selbst bemüht man sich auch bei der TV-Kampagne, deren Kosten im unteren zweistelligen Millionenbereich liegen, die Streuverluste gering zu halten.

„Das Prinzip ist Personalisierung“, so Peuckert. Künftig könnten die Kunden eigene Ideen für weitere TV-Spots einreichen und 10.000 Euro gewinnen, wenn das Konzept umgesetzt wird.

Zum Prinzip von About You – einem von drei unter dem Dach von Collins entstandenen Onlineshops neben Edited und Sister Surprise – gehört es, sich an Formaten sozialer Netzwerke wie etwa Facebook zu orientieren. So können sich registrierte Nutzer eine nach individuellen Konsumvorlieben und Modeinteressen zusammengestellte Startseite anzeigen lassen.

Um schon vor dem Start der TV-Werbung Kunden anzulocken, hat Collins eine Reihe von Prominenten der zweiten Reihe eingespannt. Dazu gehören Darsteller aus Fernsehseifenopern ebenso wie die „Germany’s next Topmodel“-Teilnehmerin Betty Taube. Allein durch einen „Post“ in ihrem Facebook-Auftritt habe sie 100.000 Besucher auf die About-You-Seite geleitet, berichtete Peuckert.

Wie viele Nutzer die Collins-Onlineshops bisher haben, will Benjamin Otto nicht verraten. Nur so viel: 80 Prozent der Kunden seien Frauen. Im Angebot habe man derzeit rund 60.000 verschiedene Artikel. Davon beziehe man 20 Prozent über die Otto-Gruppe, 60 Prozent stammten aus dem eigenen Einkauf, und die restlichen 20 Prozent würden von Handelspartnern beigesteuert.

Aktuell hat Collins etwa 180 Beschäftigte. „Zeitweise haben wir jeden Monat 20 neue Mitarbeiter eingestellt, aber jetzt wachsen wir deutlich langsamer“, sagte Tarek Müller dazu. Eine derart rasante Expansion stelle die Organisation vor große Herausforderungen. In naher Zukunft steht auch noch ein Umzug an: Collins verlegt den Firmensitz von Eppendorf in die Altstadt – es geht in die Domstraße.