Qatar Airways und bald auch Etihad holen ihre ersten A380-Jets in Hamburg ab. Arabische Kunden werden immer wichtiger für den Flugzeugbauer

Hamburg. Mit diesen Terminen wird das Geschäft für die Lufthansa noch etwas schwieriger: Am heutigen Dienstagabend erhält Qatar Airways in Hamburg den ersten Airbus A380, der erste Megajet für Etihad Airways wird am Donnerstag kommender Woche ebenfalls auf Finkenwerder der Öffentlichkeit präsentiert. Noch vor Jahresende soll er den Liniendienst aufnehmen. Die schnell wachsenden Fluggesellschaften vom Persischen Golf machen nicht nur den europäischen Platzhirschen wie Lufthansa, British Airways und Air France das Leben auf den lukrativen Langstrecken immer schwerer. Die arabischen Fluglinien – besonders Emirates, Qatar und Etihad – gehören aber auch zu den wichtigsten Kunden von Airbus. Aktuell liegen knapp 470 Bestellungen von Kunden aus der Golfregion vor. Dies macht zwar nur acht Prozent des gesamten Orderbuchs aus. Der tatsächlichen Bedeutung der arabischen Fluglinien für Airbus wird diese Zahl aber nicht gerecht, denn ein Großteil ihrer Aufträge bezieht sich auf teure Langstreckenjets. Besonders deutlich wird das beim A380: Von den insgesamt 318 Bestellungen für das Airbus-Flaggschiff kommen allein mehr als die Hälfte von Emirates (140) sowie Qatar und Etihad (je zehn).

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass neben Qatar-Chef Akbar Al Baker auch Fabrice Brégier, der Vorstandsvorsitzende des europäischen Flugzeugbauers, bei der Auslieferungszeremonie an diesem Dienstag in Hamburg anwesend sein wird. Schließlich erhält Qatar Airways in den nächsten Jahren immerhin 171 Maschinen von Airbus, davon 80 Jets des neuen Langstreckentyps A350. Für dieses Flugzeug ist Qatar der Erstkunde, noch in diesem Jahr soll in Toulouse der erste Jet übergeben werden.

Allerdings sind die Araber auch sehr selbstbewusste Kunden. Berichten zufolge musste die Auslieferung des A380 an Qatar um drei Monate verschoben werden, weil das Managementteam um Al Baker mit der Qualität der Kabinenausstattung noch nicht zufrieden war. „Ja, es hat etwas länger gedauert als geplant“, räumt ein Airbus-Sprecher ein. „Beide Seiten, der Hersteller wie auch der Kunde, legen sehr hohe Qualitätsmaßstäbe an.“

Im Juni hatte Emirates-Chef Tim Clark den Flugzeugbauer düpiert, indem er die Bestellung von 70 Jets des Typs A350 stornierte. Zuvor hatte er wiederholt die geplanten Leistungen einer der beiden georderten A350-Varianten kritisiert.

An der sehr großen Bedeutung der Golfstaatenfluglinien für Airbus ändert all dies nichts. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Airlines der Nahostregion in den nächsten 20 Jahren mit einem jährlichen Plus von gut sieben Prozent das weltweit höchste Verkehrswachstum verzeichnen werden; der globale Durchschnitt wird auf 4,7 Prozent veranschlagt. Im Prognosezeitraum benötigten die Kunden aus dem Nahen Osten insgesamt mehr als 2000 neue Flugzeuge.

Die kombinierte Flotte dieser Unternehmen werde sich von aktuell 960 Jets auf 2770 Maschinen fast verdreifachen, heißt es. „Mit ihrer zentralen geografischen Lage sind die Fluggesellschaften aus dieser Region in einer günstigen Position, um vom weltweiten Wachstum des Flugverkehrs profitieren zu können“, sagt dazu Airbus-Verkaufsvorstand John Leahy.

Hinzu kommt, dass die Haupteigner dieser Fluglinien, die jeweiligen Herrscherfamilien der Emirate Katar, Dubai und Abu Dhabi, ihnen beste Voraussetzungen für Wachstum bieten: Um die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren, wollen sie ihre Scheichtümer zu bedeutenden Verkehrs- und Handelsdrehscheiben ausbauen. So hat man in Doha, der Hauptstadt Katars, gerade einen neuen Flughafen mit einer Kapazität von 50 Millionen Passagieren errichtet, der vor knapp einem Jahr eröffnete neue Airport von Dubai soll später sogar bis zu 160 Millionen Gäste abfertigen können. Zum Vergleich: Am Frankfurter Flughafen wurden im vergangenen Jahr 58 Millionen Passagiere gezählt.

Doch schon jetzt leidet die Lufthansa unter der arabischen Konkurrenz. Als der Kranichkonzern im Juni eine Gewinnwarnung herausgeben musste, wurden die Fluglinien aus der Golfregion als eine der Hauptursachen genannt. So fliegt Emirates seit Anfang September mit einem A380 nach Frankfurt, München wird schon längst mit diesem Megajet angesteuert.

Und Qatar-Chef Akbar Al Baker strebt nach weiteren Landerechten in Deutschland. „Das wollen ja sogar die Flughäfen selbst“, sagte er dem „Handelsblatt“ kürzlich. „Vertreter aus Hamburg und Düsseldorf kommen zu mir und fragen, ob wir die nicht anfliegen können.“