Mehr als 2100 Aussteller bei der weltweit wichtigsten Branchenschau SMM. Energieeinsparung ist zentrales Thema.

Hamburg. Für den Schifffahrtsstandort Hamburg ist es eine wichtige Wegmarke: Die weltweit bedeutendste Messe für Schiffbau und Meerestechnologie SMM verzeichnet in diesem Jahr mit mehr als 2100 Ausstellern einen neuen Rekord – trotz der international anhaltenden Krise der Schifffahrt, die mittelbar auch Werften und Zulieferer trifft. „Wir sind komplett ausgebucht“, sagte Hamburgs Messechef Bernd Aufderheide am Montag vor der offiziellen Eröffnung. Mehr als 50.000 Besucher werden auf der Messe erwartet, die nur für Fachpublikum zugänglich ist.

„In diesen Tagen schaut die ganze Welt nach Hamburg“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Hier schlägt das Herz der maritimen Branche, hier wird die Zukunft der Branche gestaltet.“ Die Messe läuft von heute bis zum Freitag. Der gestrige Montag sowie jeder der vier Messetage ist mit Konferenzen und Veranstaltungen einem Schwerpunktthema gewidmet: Neben der Schiffsfinanzierung geht es um die Sicherheit vor Terrorismus und Piraterie auf See, um die maritime Energiewirtschaft, um den Umweltschutz und um die Rekrutierung von Mitarbeitern bei Unternehmen der maritimen Wirtschaft.

Der Zustand dieses Wirtschaftszweiges mutet in vieler Hinsicht widersprüchlich an. Die Unternehmen vor allem in der Containerschifffahrt leiden unter anhaltenden Überkapazitäten, die ihnen die Frachtpreise für die Transportboxen wie auch die Chartern für Schiffe verderben. Sowohl Schifffahrt wie auch Schiffbau versuchen sich in Konzentration und Konsolidierung. Die Zahl der aktiven Werften weltweit sank von 1168 im Jahr 2009 auf 696 im Jahr 2013, berichtete Martin Stopford, Präsident des maritimen Marktforschungsinstituts Clarkson Research. Zugleich erreichte der Auftragseingang der Werften 2013 das zweithöchste Volumen in der Geschichte, gemessen an der Tonnage. „Die Weltflotte wächst zu schnell, sodass der Handel den Überhang nicht auffangen kann“, sagte Stopford. „Deshalb wird die Rezession in der Schifffahrt noch einige Zeit anhalten.“

Das verbindende Element dieser Trends heißt Effizienz: Die Reedereien müssen Brennstoff einsparen, der zum wichtigsten Kostenfaktor der Schifffahrt geworden ist. Zudem werden die Grenzwerte für den Ausstoß von Schwefeldioxid und Stickoxiden in den kommenden Jahren weiter verschärft. „Bei einem mittelgroßen Containerschiff fallen im Jahr zehn Millionen Dollar Kosten für den Brennstoff an, während nur rund sechs Millionen Dollar für die Finanzierung des Schiffes selbst aufgewendet werden“, sagte Stopford. „Die Frage ist angesichts solcher Zahlen, wie vor allem kleinere Reedereien die nötige Technologie für effizientere Schiffsantriebe an Bord bekommen.“ Auch unter dem Druck hoher Brennstoffkosten sei der Absatz von maritimer Ausrüstung im Jahr 2013 auf 70 Milliarden Dollar gestiegen, gegenüber 53 Milliarden Dollar im Jahr zuvor: „Die richtige Technologie für die Steigerung der Effizienz von Neubauten und die Nachrüstung fahrender Schiffe zu finden ist essenziell wichtig.“

Technologische Exzellenz ist aus Sicht von Uwe Beckmeyer (SPD) der entscheidende Faktor dafür, dass die maritime Wirtschaft in Deutschland langfristig erhalten bleibt. Die heimischen Werften haben sich aus Sicht des Maritimen Koordinators der Bundesregierung erfolgreich auf den Spezialschiffbau konzentriert. Die deutsche Zulieferbranche führe bei vielen Technologien die Weltmärkte an. „Die Innovationsförderung für den Schiffbau wird fortgesetzt“, sagte Beckmeyer. „Dafür hat sich die Bundesregierung erfolgreich bei der Europäischen Kommission in Brüssel eingesetzt.“ Mit dem Förderprogramm „Maritime Technologien der nächsten Generation“ unterstütze die Bundesregierung neue maritime Zukunftstechnologien. Zur Vernetzung der Branche verfolge die Regierung das Programm „Nationaler Masterplan Maritime Technologien“.

Beckmeyer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsminister, machte den Aspekt des technologischen Vorsprungs auch an einem anderen Beispiel deutlich. Ohne die Namen der beteiligten Werften zu nennen, erinnerte er an den Bau von Kreuzfahrtschiffen bei Mitsubishi. Mit einem – vermutlich staatlich gestützten – Kampfpreis hatte der japanische Industriekonzern im Jahr 2011 der Papenburger Meyer Werft zwei Aufträge der Reederei Aida abgejagt. Offenbar kann Mitsubishi aber weder den Kosten- noch den Zeitplan halten, zumindest beim ersten der beiden bestellten Schiffe, heißt es in der Branche.

Ein wesentliches Messethema für die Schiffbauzulieferer sind Schiffsantriebe auf der Basis von tiefgekühltem verflüssigtem Erdgas (LNG). Die ersten Schiffe mit solchen Motoren fahren bereits im Fährbetrieb auf der Ostsee , vor allem in Norwegen und Schweden. Auf der Ostsee und auf der Nordsee gelten von 2015 an erneut strengere Abgasgrenzwerte. Auch im Containerzubringerverkehr und zur Erzeugung von Landstrom dürften LNG-Antriebe bald erheblich an Bedeutung gewinnen. Selbst für große Containerschiffe, die auf den Strecken zwischen den Kontinenten fahren, gibt es mittlerweile LNG-Konzepte. Bei der SMM werden zahlreiche neue Produkte und Dienstleistungen dazu vorgestellt.

Speziell für die Offshore-Windkraftbranche entsteht mit der SMM eine neue Schnittstelle. Erstmals veranstaltet die Messegesellschaft der Hansestadt vom 23. bis zum 26. September die Weltleitmesse WindEnergy Hamburg. Mehr als 100 Aussteller werden ihre Messestände deshalb nach der Schiffbaumesse gleich für die WindEnergy in den Messehallen stehen lassen, sagte Aufderheide.