Irischer Billiganbieter will mehr Geschäftsleute transportieren und zyprische Fluglinie übernehmen

Dublin. Ryanair startet einen neuen Großangriff auf die etablierte Konkurrenz: Mit speziellen Angeboten will der irische Billiganbieter Rivalen wie Lufthansa und Air France-KLM nun verstärkt Geschäftsleute als Kunden ausspannen. Diese Flugtickets kosten zwar mehr als die üblichen, beinhalten aber auch mehr Service. Dazu gehören die kostenlose Aufgabe von Gepäck – wofür die Reisenden bisher zusätzlich zahlen mussten – sowie eine raschere Abfertigung bei den Sicherheitskontrollen und die Sitze nahe der Ausgänge.

Die neuen „Business Plus“-Tickets sind Teil einer Imageoffensive der Iren. Sie reagieren damit unter anderem auf die Strategie des britischen Rivalen Easyjet, der bei Geschäftsleuten deutlich besser punktet. Ryanair-Chef Michael O’Leary geht es um ein höheres Ansehen seines Unternehmens, das mit seinen Niedrigpreisen zwar den Markt aufgerollt hat, aber wegen der dürftigen Serviceleistungen 2013 auf den letzten Platz der 100 größten Marken auf dem britischen Markt gewählt wurde.

„Die Kunden waren mit einigen rauen Kanten konfrontiert, die ausgemerzt werden mussten, und das haben wir getan“, sagte Marketing-Chef Kenny Jacobs. Doch das heißt nicht, dass das alte Erfolgsrezept über Bord geworfen wird: Freie Gepäckaufgabe oder kostenlose Speisen soll es auch künftig nicht geben. Jacobs: „Die Kunden interessieren sich nicht für schlechten Kaffee und labbrige Brötchen.“

Zahl der Geschäftsreisenden soll sich fast verdoppeln

Um die eigenen Wachstumsziele zu erreichen, muss Ryanair künftig viel mehr Geschäftsreisende anziehen. Deren Zahl soll auf 30 bis 36 Millionen im Jahr steigen von bislang geschätzten 20 Millionen. Branchenexperten attestieren Ryanair eine gute Perspektive. „Sie zeigen, dass dieser Markt nicht allein den angestammten Fluggesellschaften vorbehalten ist“, sagte Stephen Furlong vom Aktienhandelshaus Davy Stockbrokers. Das würden diese schmerzlich zu spüren bekommen. Auch an der Börse erhielt Ryanair Vorschusslorbeeren: Der Aktienkurs zog 2,7 Prozent an.

Jacobs kündigte zudem an, bis Freitag ein Angebot für die staatliche Cyprus Airways vorzulegen. Ryanair-Vertreter hätten in der vergangenen Woche bei einem „sehr erfolgreichen Treffen“ mit der Regierung und Vertretern der zum Verkauf stehenden Fluggesellschaft gesprochen. Als weiterer Interessent gilt die griechische private Fluglinie Aegean Airways. Cyprus Airways unterhält sechs Flugzeuge. Wer den Zuschlag erhält, soll Anfang Oktober bekannt gegeben werden.