Nach mysteriösem Eigentümerwechsel könnten in Blankensee bald die Landefeuer erlöschen

Lübeck. Der Lübecker Flughafen ist zahlungsunfähig. Am Mittwoch stellte der neue Not-Geschäftsführer Siegmar Weegen einen Insolvenzantrag für die Betreiberfirma Yasmina Flughafenmanagement GmbH. „Das Amtsgericht hat um 11.45 Uhr die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet“, sagte Ingo Socha, Vize-Pressesprecher des Amtsgerichts Lübeck. Zugleich ist auch die Staatsanwaltschaft Lübeck tätig geworden. „Wir haben einen Vorprüfungsvorgang eingeleitet“, sagte Staatsanwalt Ralf Peter Anders. Geklärt werden müsse die Frage, ob im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um den Flughafen ein Anfangsverdacht für Straftaten bestehe. „Zum Beispiel für Insolvenzverschleppung“, so Anders.

Die Flughafengesellschaft steht seit Wochen ohne Chef da. Der Vorbesitzer Mohamad Radyamar hatte die Yasmina GmbH an einen Berliner namens Adam Wagner verkauft. Sowohl Radyamar als auch Wagner sind nicht erreichbar. Der Stadt Lübeck schuldet die Firma Yasmina Pacht- und Mahngebühren in Höhe von 240.000 Euro, die seit Oktober 2013 aufgelaufen sind. Die 100 Beschäftigten des Flughafens haben im April kein Gehalt bekommen. Der Flughafenbetrieb läuft dennoch weiter. In Lübeck ist die Entscheidung mit Erleichterung aufgenommen worden. „Ich finde es positiv, dass jetzt endlich der Antrag gestellt worden ist“, sagte Andreas Zander, der Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft. „Wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wird, haben die Beschäftigten wenigstens Anspruch auf Insolvenzgeld.“ Von einer „gewissen Sicherheit“ sprach auch Thorsten Fürter, Fraktionschef der Grünen. „Die Flughafengesellschaft befindet sich jetzt in einem geordneten Verfahren, da kommt jetzt eine objektive Instanz rein“, sagte er. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jan Lindenau konstatierte einen Imageschaden: „Der Flughafen wird nun mit einer Insolvenz in Verbindung gebracht.“

Der turbulente Tag brachte am Mittwoch auch ein paar aus der Zeit gefallene Pressemitteilungen hervor. Gegen 15.15 Uhr meldete sich der Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe zu Wort. Er lobte die Installation des Not-Geschäftsführers, um dann fortzufahren: „Herr Weegen wird nun aus seiner Kenntnis des Unternehmens zu entscheiden haben, ob und ggf. wann ein Insolvenzantrag zu stellen ist.“ Was Saxe offenbar nicht wusste: Dieser Antrag war schon Stunden zuvor gestellt worden.

Für den bis gestern führungslosen Flughafen ist das Insolvenzverfahren eine Art Neustart. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wird zunächst prüfen, wie die aktuelle Geschäftslage der Yasmina GmbH ist. Wichtigste Kunden sind derzeit die beiden Billigflieger Ryanair und Wizz Air. Die Einnahmen decken offenbar bei weitem nicht die Kosten des Flugbetriebs. Die Insolvenz würde der Yasmina GmbH die rechtliche Möglichkeit eröffnen, aus diesen verlustreichen Verträgen auszusteigen. Die Folge wäre dann allerdings, dass Schleswig-Holsteins größter Verkehrsflughafen ohne Starts und Landungen dastünde.