Von Westerland bis Wien: Das Hamburger Software-Unternehmen Linkwerk hat die App Quarterquest erfunden. Nun wird ein Investor gesucht.

Hamburg. Die Idee kam Stefan Mintert bei einem Städtetrip in Kopenhagen. Tagelang waren er und seine Frau mit dem Reiseführer von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten unterwegs. „Es war schön“, erinnert sich der 44-jährige Informatiker, „aber so richtig interessant war es, wenn wir etwas Unerwartetes entdeckt haben.“ Das, habe er gedacht, müsste anderen doch ähnlich gehen. Zurück in Hamburg begann er mit neuem Blick durch die Straßen zu laufen.

Es war der Anfang von Quarterquest. Ein Kunstwort, das sich zusammensetzt aus englischen Wörtern für Quartier und Rätsel. Dahinter steckt ein Rundgang durch ein Stadtviertel, bei dem man an jeder Station eine Aufgabe bekommt. Erst wenn man die Lösung gefunden hat, geht es weiter. Eigentlich eine Art Schnitzeljagd, nur eben per Smartphone. Vor knapp zwei Jahren ging Mintert, der die kleine Software-Firma Linkwerk in der Nähe der Mundsburg betreibt, mit der ersten App-Tour online. Inzwischen gibt es 17. „Dadurch, dass man selbst zum Entdecker wird, macht es mehr Spaß“, sagt er, „und man sieht auch mehr.“

Den Grenzstein zum Beispiel, eingelassen ins Pflaster der Piazza am Schulterblatt gegenüber der Roten Flora. Darauf ein großes A und ein H, getrennt durch einen Strich. Eigentlich nicht zu übersehen. Trotzdem, sagt Mintert, sei auch er lange achtlos darüber hinweggelaufen. Dabei ist der Stein Teil hanseatischer Geschichte: Er markiert den Grenzverlauf der bis 1937 unabhängigen Städte Altona und Hamburg. Hier beginnt der Quest „Altona – von Dänemark nach Hamburg“. Acht Stationen sind es insgesamt, an denen man auf dem etwa 90 Minuten langen Weg den Spuren Altonas folgt, das vor genau 350 Jahren die Stadtrechte vom dänischen König bekommen hatte.

„Im Prinzip wird über die Rätsel spielerisch eine Geschichte erzählt“, sagt der Start-up-Unternehmer. Dazu gibt es – auch offline – touristische und historische Hintergrundinformationen, Karten, Fotos und Tipps, wenn man mal eine Antwort nicht herausbekommt. Erfolge kann man über Facebook und Twitter melden oder sich in eine Highscore-Liste eintragen lassen.

Die Download-Zahlen für die App der Hamburger wachsen stetig

Die meisten Touren hat Stefan Mintert selbst entwickelt. Das Netz reicht von Westerland bis Wien. Im baden-württembergischen Mosbach hat er gerade eine Campus-Tour für Erstsemester an der Dualen Hochschule an den Start gebracht. Schwerpunkt ist mit sechs Quests Hamburg, darunter Klassiker wie „Speicherstadt, HafenCity, Landungsbrücken“, aber auch eine Zeitreise durch das U-Bahnnetz und der Eilbekkanal sind im Programm.

Neben Städtereisenden und Tagesbesuchern, die wenig Zeit und Lust haben, Reiseführer zu wälzen, sieht er auch Einheimische als digitale Schnitzeljäger.

Derzeit sind alle Quarterquests kostenlos. Aber ein Geschäftsmodell steht trotzdem dahinter. „Die Rückmeldungen der Nutzer sind positiv“, sagt Mintert. Auch die Downloadzahlen wachsen, mehrere Tausend sind es bereits. Im Moment ist Mintert auf der Suche nach einem Investor. Zukünftig, so der Plan, könnte es dann neben der kostenfreien Basisversion ein bezahltes Premium-Update geben, das auch Audio-Beiträge bietet.

„Aber am wichtigsten bleibt, dass unsere Fragen die Kunden überraschen“, sagt Quarterquest-Erfinder Mintert. Bloß keine Langeweile. Oder wissen Sie aus dem Stand, was die Mosaike auf den Steinskulpturen im Grasbrookpark in der HafenCity zeigen: Fischbrötchen, Currywurst oder Dönertasche?