Mehr als 75 Prozent der Zimmer sind in der Hansestadt gebucht. Immer mehr dänische Touristen besuchen dabei die Stadt. Ein neues Infobüro am Rathausmarkt soll neuer Anlaufpunkt werden.

Hamburg. Auch wenn sich am Mittwoch bei der Vorstellung der neuesten Zahlen zum Tourismus in Hamburg das Wetter mal wieder von seiner wenig charmanten Seite zeigte: Die Gäste der Hansestadt scheinen sich vom Klima an Elbe und Alster nicht abhalten zu lassen. Erneut hat die Zahl der Touristen Rekorde gebrochen. Im ersten Halbjahr zählten die Statistiker 5,5 Millionen Übernachtungen, teilte Hamburg Tourismus bei der Veranstaltung in der HafenCity mit, während draußen Schauer und Windböen über die Elbe jagten. Das entspricht einem Zuwachs von 3,4 Prozent.

Deutschlandweit stieg die Zahl der Gäste im ersten Halbjahr um vier Prozent und die Zahl der Übernachtungen um 3,4 Prozent. Damit liegt Hamburg im bundesweiten Trend, hat allerdings bei Besuchern aus dem Inland Nachholbedarf: Bundesweit übernachteten inländische Gäste drei Prozent häufiger an deutschen Ausflugszielen. Hier hat Hamburg nur einen Zuwachs von einem Prozent erzielen können.

Besonders gerne steuern derzeit ausländische Touristen die Hansestadt an. Die Zahl der Übernachtungen internationaler Besucher legte um zwölf Prozent auf rund 1,3 Millionen zu. Bundesweit erhöhte sich die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 um nur sechs Prozent. Vor allem viele Dänen besuchten die Stadt: Um fast ein Viertel auf rund 129.000 Übernachtungen stieg deren Zahl. Neue Flugverbindungen wie der Direktflug nach Kopenhagen beflügelten den touristischen Zuspruch, berichtete der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Andreas Rieckhof. Infolgedessen stiegen auch Buchungen aus Italien um rund 40 Prozent. Immerhin haben sich Easyjet und Ryanair dafür entschieden, Hamburg zu einem wichtigen Knotenpunkt ihrer Flugpläne auszubauen.

Die Besucher verbesserten nicht nur die Lebensqualität der Hamburger, weil ohne auswärtige Gäste Kultur-events, Sportveranstaltungen oder Museen kaum finanzierbar seien, sagte Staatsrat Rieckhof. Sie stellten zudem einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Knapp 100.000 Menschen in der Stadt leben vom Tourismus. Dazu kommen die Einnahmen der Restaurants oder der Einzelhändler. Denn Übernachtungsgäste in Hamburg sind spendierfreudig: Sie geben pro Tag mehr als 200 Euro aus, neben den Hotels für Eintritte, Busfahrten oder Souvenirs.

Aber auch Menschen, die nur mal kurz zum Shoppen über die Landesgrenze kommen oder sich den Marathon anschauen wollen, tragen zum Wohlstand der Stadt bei. Hamburg ist nach Berlin die Metropole mit den meisten Tagesgästen. Die Ausflügler nehmen dafür im Schnitt Fahrten von 100 Kilometern auf sich.

Das Potenzial für Wachstum in der Branche sei groß, sagte Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH. Die Stadt könne sich in wichtigen Auslandsmärkten wie China noch besser vermarkten und so weitere Besucher gewinnen. Von Albedyll setzt zudem auf die Profilierung in Spezialthemen: Er will Angebote im Golf-, Gesundheits- und den barrierefreien Tourismus fördern und Kreuzfahrer dazu bringen, Hamburg nicht nur als Durchgangsstation auf der Reise zu den Weltmeeren wahrzunehmen.

Zu den Treibern der Branche zählen auch neue Hotels – vor allem bei den Fünf-Sterne-Häusern gibt es Nachholbedarf. Bis 2016 bauen Investoren hier 18 Hotels mit 7500 Betten. Kritikern, die bemängeln, die Stadt biete bereits heute schon an jeder Kreuzung eine Übernachtungsmöglichkeit, hält von Albedyll gerne die aktuellen Zahlen der Gastgeber vor: Die Zimmerauslastung in den bestehenden Hotels ist auf ein Rekordniveau von 75,8 Prozent gestiegen – damit liegt Hamburg in Deutschland auf Position eins. Der durchschnittliche Zimmerpreis ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,5 Prozent auf 103,40 Euro gestiegen.

Die Tourismusexperten sorgen sich indes nicht nur um einen erholsamen Schlaf der Gäste. Sie sollen sich auch gut informiert fühlen. Am Rathausmarkt soll ein neues Infobüro als Anlaufstelle für Besucher und Einheimische entstehen. Hier wird es Auskunft über Anbieter von Busfahrten oder Hafentouren, aber auch zu Events, kulturellen Angeboten oder Sportveranstaltungen geben. „Der Standort ist attraktiver als das bisherige Center im Hauptbahnhof“, sagte von Albedyll. Die Tourismus GmbH wird das Infobüro betreiben und verhandelt mit dem Vermieter Sprinkenhof AG derzeit noch über die Konditionen für die Immobilie.