HWWI sieht noch viele Hindernisse für Unternehmerinnen. Frauen werden oft zu wenig von ihrem Partner unterstützt.

Hamburg. Unternehmerinnen in Deutschland sehen sich beim Aufbau ihrer eigenen Firma mehr Hindernissen gegenüber als ihre männlichen Kollegen. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) zu Firmengründerinnen in Deutschland und der Ostseeregion hervor, für die die Forscher knapp 900 Chefinnen in der Bundesrepublik kontaktiert haben. 137 nahmen an der Onlinebefragung teil.

Als Haupthindernis bei der Unternehmensgründung nannten die befragten Frauen neben dem allgemeinen Fachkräftemangel den fehlenden Zugang zu finanziellen Ressourcen. „Frauen kommen schwerer an Kredite als Männer, weil die Banken weniger Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Unternehmerinnen haben“, sagt Christina Boll, Forschungsdirektorin am HWWI.

Ein großes Hindernis beim Aufbau einer eigenen Firma stellt laut der Untersuchung aber auch die mangelnde Unterstützung der Unternehmerinnen durch Familienmitglieder, insbesondere durch den Partner dar. Während Männer sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren können, wird von Frauen nach wie vor erwartet, dass sie sich neben der Karriere auch noch zusätzlich um die Betreuung der Kinder oder um pflegebedürftige Angehörige kümmern.

Als weitere Barriere führt die Studie die Tatsache an, dass manchen Frauen nach eigenen Angaben bestimmte Schlüsselqualifikationen fehlen, über die ihre männlichen Konkurrenten verfügen. „Dies hat mit der Tatsache zu tun, dass Frauen häufiger Firmen in Branchen gründen, in denen sie zuvor nicht gearbeitet haben“, sagt Boll.

Auch die Beweggründe für den Schritt in die Selbstständigkeit sind bei Männern und Frauen unterschiedlich. „Männern kommt es beim Aufbau eines eigenen Unternehmens vor allem auf den Profit an“, sagt Boll. Sie verfolgten meist einen geradlinigen Karriereplan. „Bei Frauen spielen hingegen weitaus mehr Gründe, darunter auch eine möglichst gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Rolle.“ Als Hauptgründe für die Selbstständigkeit führten die befragten Frauen das Streben nach Unabhängigkeit an, gefolgt von dem Wunsch, etwas Neues zu entwickeln und eine Veränderung in der Welt zu bewirken. Ein weiteres, wichtiges Motiv ist die Unzufriedenheit mit der früheren Arbeitssituation.

Gemessen an Indikatoren wie Börsenwert, Mitarbeiterzahl oder Unternehmensvermögen schneiden von Frauen geführte Firmen in unterschiedlichen Studien regelmäßig schlechter ab als von Männern geführte Unternehmen. Dies hat nach Ansicht der Hamburger Forscher aber nichts mit mangelnden Führungsqualitäten von Frauen zu tun, sondern lässt sich vor allem durch die Branchen erklären, in denen sich Unternehmerinnen selbstständig machen. Sie wählen in der Regel den Dienstleistungssektor, während Männer den profitableren Technologiebereich bevorzugen.

Auch tendieren Frauen eher dazu, kleinere Firmen aufzubauen und sind zurückhaltender und vorsichtiger bei der Einstellung neuer Beschäftigter. „Frauen sind in diesen Belangen konservativer als Männer, was dazu führt, dass ihre Firmen vielleicht nicht so schnell wachsen, sich dafür dann aber länger am Markt halten“, sagt Boll. Um die Zahl der Unternehmerinnen in Deutschland zu erhöhen, sollte die Politik nach ihrer Ansicht vor allem für gleiche Startbedingungen von Männern und Frauen bei der Firmengründung sorgen.