Hamburger ABO Filtertechnik Nord zählt zu den Pionieren der Branche und wächst stetig. Der heiße Sommer ist gut für das Geschäft

Hamburg. Aus vielen Arztpraxen, Büros und Industriebetrieben sind sie kaum mehr wegzudenken. Sie stehen in Werbeagenturen, Kindergärten, Schulen, Autowerkstätten oder in Fabriken, wo schweißtreibend gearbeitet wird. Überall dort, wo Arbeitgeber ihren Beschäftigten gesundheitlich etwas Gutes tun oder Dienstleister ihren Kunden eine Erfrischung anbieten wollen. Seitdem sie ihren Siegeszug von den USA, über Großbritannien in Deutschland angetreten haben, zählen sie in zahlreichen Unternehmen zum Inventar: die blauen bauchigen Wasserspender.

Mit zu den Pionieren der Branche gehört auch das Hamburger Unternehmen ABO Filtertechnik Nord. ABO steht für Analyse, Beratung und Organisation. Seit 15 Jahren haben sich Gabriele Kummerfeldt (56), Antje Kathrin (64) und Jörn-Uwe Dresler (62) dem Geschäft mit dem Wasser verschrieben. Dem Wasser, das sich jederzeit aus weltweit genormten Fünf-Gallonen-Behältern – also 18,9 Liter-Flaschen, per Knopfdruck aus Spendersäulen zapfen lässt. Kalt, heiß oder zimmertemperiert – je nach Modell. Ein Geschäft, das bundesweit stetig wächst. „Der Gesundheitstrend, mehr Wasser zu trinken, kommt uns dabei natürlich sehr entgegen“, sagt die Geschäftsführerin Kummerfeldt. „Warme Sommer, aber auch die ersten Wochen nach dem Jahreswechsel, wenn die Silvestervorsätze für ein gesünderes Leben noch nachwirken, sind deshalb unsere absatzstärksten Monate.“

„Eigentlich sind wir zu dem Geschäft wie die Jungfrau zum Kind gekommen“, erzählt die gebürtige Hamburgerin Kummerfeldt. Ihr früherer Arbeitgeber, ein Mittelständler für Papierentsorgung, wurde verkauft. Plötzlich änderten sich Arbeitstempo und Philosophie. Dies sagte der gelernten Bilanzbuchhalterin in Führungsposition aber nicht zu. Auch ihr damaliger Kollege, der Technik und Betrieb leitete, Jörn-Uwe Dresler, hatte Lust auf Veränderung. Seine Ehefrau Antje Katrin, die wiederum als geborene Verkäuferin gilt und sich mittlerweile an den Ruhestand gewöhnt, arbeitete bei einem Wasserspenderunternehmen, das vor der Übernahme stand. „Warum machen wir das eigentlich nicht selbst?“, fragte sich das Trio damals, zögerte nicht lange und stellte sein eigenes Unternehmen auf die Beine.

„Am Anfang haben wir alles selbst gemacht, waren Fahrer, Kundenberater und Installateure zugleich“, erinnert sich Jörn-Uwe Dresler. Heute zählt das Team mit 25 Mitarbeitern und einem Umsatz von zwei Millionen Euro zu den namhaften Versorgern im Großraum Hamburg, „also im Umkreis von rund 100 Kilometern von Kiel, Bremen, Soltau nach Schwerin“, sagt Kummerfeldt, die zusammen mit Jörn-Uwe Dresler die Geschäftsführung innehält. „Hier sind wir wohl sogar die Marktführer.“ Und dies, obwohl der bundesweite Markt mit rund 40 Anbietern von drei großen Unternehmen dominiert wird: Der größte Spieler ist Nestlé mit etwa 40.000 Wasserspendern bundesweit, gefolgt von Aqua Vital mit rund 30.000 und Revos mit 15.000. „Und dann kommen schon wir. Allerdings mit großem Abstand von rund 1500 Wasserspendern in Umlauf“, sagt Kummerfeldt, nicht ohne Stolz.

Im Vergleich zur Mineralwasserbranche belegt das Geschäft mit den großen Flaschen eine Nischenposition. „Nur rund ein Prozent aller verkauften Mineral- und Heilwässer gelangen per Spender in die Gläser“, sagt die Sprecherin des Branchenverbands für Wasserspender GWCA (German Water Cooler Association), Eva Odenthal. In Deutschland seien etwa 144.000 bis 150.000 sogenannte Bottled Watercooler aufgestellt. „Die Wasserspenderindustrie ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Und dennoch ist das Marktpotenzial noch lange nicht erschöpft“, meint Odenthal. Der Verband erwarte ein weiteres jährliches Wachstum um fünf Prozent.

Für ABO Filtertechnik kommt dennoch eine bundesweite Expansion nicht infrage. „Wir wollen nicht in den Wassertourismus einsteigen“, sagt Kummerfeldt. „Das entspräche nicht dem Umweltgedanken. Beim Transport würde zu viel Sprit verbraucht und entstünde zu viel ozonschädigendes Kohlendioxid. Das wollen wir nicht.“ Das spräche auch gegen das Produkt, das ausschließlich auf Pfandflaschen setzt, die für etwa 20 bis 25 Füllungen in Umlauf sind. „Was nützt uns das gesündeste Wasser, wenn es ungesund hin und her gefahren wird?“ Außerdem lieben sie schlanke Strukturen eines Mittelständlers, den persönlichen Kontakt zu Mitarbeitern und Kunden, die zumeist Geschäftsleute sind. Viele kennen die Eigentümer persönlich, Namen werden aber bewusst nicht preisgegeben.

Auch im Herzstück des Unternehmens – der Produktion – geht es beschaulich zu. Am Firmensitz in Stellingen steht in einer rund 200 Quadratmeter großen weißen, sauberen Halle die eigene Abfüllanlage. „Wir haben die Abfüllung gemeinsam mit einem österreichischen Maschinenbauer extra für unsere Zwecke konstruiert“, sagt Jörn-Uwe Dresler, der selbst Mechaniker ist. Der rund 100.000 Euro teure kleine Maschinenpark kann von einem Mitarbeiter alleine bedient werden. Heute steht an ihr Walter Schöpe (63), der seit gut sechs Jahren in dem Unternehmen beschäftigt ist.

Die Arbeitsschritte sind übersichtlich, die Maschinen geräuscharm: In einer rund ein Kubikmeter großen Spülmaschine werden zeitgleich fünf leere benutzte Kunststoffpfandbehälter fünf Minuten ausgespült, desinfiziert und wieder gespült. Danach stellt Schöpe die Flaschen auf ein etwa drei Meter langes Laufband, das sie automatisch in einen abgetrennten gläsernen Raum unter ein Abfüllrohr leitet. Gleich daneben an der Wand leuchtet ein UV-Strahler, der mögliche Insekten vertreiben soll, die allerdings an diesem Vormittag gar nicht vorhanden sind.

Zunächst wird Stickoxid in die Kunststoffflaschen aus Tritan gefüllt, beim nächsten Rohr fließt Wasser in die Flaschen – eine Minute lang, dann ist ein Behälter voll. „Das Stickoxid verhindert, dass das Wasser mit Sauerstoff in Verbindung kommt. Dadurch ist das Wasser keimarm“, erläutert Dresler. Schließlich setzt Schöpe jedem vollen Behälter per kräftigem Handdruck einen Deckel auf und markiert jede Flasche per Etikett mit dem Verfallsdatum – dem Abfülltag plus drei Monate. „Kühl und dunkel gelagert, hält das Wasser aber auch zwei Jahre“, meint Dresler. Generell empfiehlt er den Verzehr nach Flaschenöffnung innerhalb von zwei Wochen. Die Behälter kommen dann auf Paletten, fertig zur Auslieferung. In einer Acht-Stunden-Schicht werden 350 bis 400 Behälter gefüllt. Je nach Abnahmemenge kostet das Stück den Kunden zwischen 7,50 und 9,50 Euro.

Und wo aber bitte schön ist nun die Quelle? „Die hat sich über die Jahre immer mal wieder geändert“, erläutert Dresler. „Heute liegt sie nicht weit entfernt, im Stellinger Wasserwerk – etwa 90 Meter unter der Erde.“ Denn seit drei Jahren nutzt ABO das Wasser des städtischen Versorgers Hamburg Wasser. „Das Wasser kommt bei uns aus der Leitung, wird dann noch gefiltert und aufbereitet.“ In einer Osmoseanlage werden Fremdstoffe und Mineralien herausgezogen. Zuvor nutzte das Unternehmen das Quellwasser von einem Mineralbrunnen in Norderstedt. Nachdem dort jedoch hohe Investitionen für die weitere Produktion notwendig gewesen wären, suchte das Team einen neuen Lieferanten. „Und wir fanden den besten mit hervorragender Wasserqualität vor der Haustür“, so Dresler.

Alle drei Monate müssen die Behälter desinfiziert und gereinigt werden

Für die Aufbereitung eignen sich sowohl Quell- als auch Leitungswasser. „Wichtig ist der Geschmack“, sagt Kummerfeldt. „Gutes Wasser muss neutral schmecken. Es muss bekömmlich, natriumarm und mit durchschnittlichem Mineraliengehalt sein“, so ihr Bekenntnis. „Und unser Wasser schmeckt nicht nur neutral, sondern auch weich.“ Für sie ist es das Ideal und offenbar auch für ihre Kunden. Da es sich um ein Lebensmittel handelt, werde die Produktion streng überwacht. Täglich würden hausintern Wasserproben entnommen, einmal wöchentlich prüfe das Hygieneinstitut, zudem komme die Lebensmittelaufsicht unregelmäßig und unangemeldet. „Als Verbandsmitglied haben wir uns zudem freiwillig hohen Qualitätsstandards verpflichtet.“ Der Hygienekodex basiere auf den EU-Richtlinien zur Lebensmittelhygiene. Wichtig für ein gutes Wasser sei auch die regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Wasserspender mindestens alle drei Monate bei den Kunden selbst. „Wasser ist ein hochsensibles Lebensmittel, das leicht benachbarte Gerüche aufnimmt. Hygiene ist deshalb oberstes Gebot.“

Neben dem Geschäft mit den Wasserbehältern konzentriert sich das ABO-Team zunehmend auf ein zweites Standbein – die Tafelwasseranlagen. Hierbei wird das heimische Leitungswasser direkt an kleine Brunnen oder Zapfanlagen angeschlossen, die mit Aktivkohlefilter ausgestattet sind. Der Branchenverband erwartet in dem Bereich in den nächsten Jahren sogar ein zweistelliges prozentuales Umsatzplus. Sowohl Privatleute als auch Unternehmen, die sich neue Küchen einbauen, setzten auf diese Anlagen, die sogar mit Kohlensäurespendern ausgestattet werden können und somit Sprudel aus der Leitung liefern, sagt Kummerfeldt. Einen prominenten Kunden konnte das Trio bereits für sich gewinnen: den Reisekonzern TUI. Alle drei Kreuzfahrer „Mein Schiff“ sind mit Tafelwasseranlagen von ABO Filtertechnik ausgestattet. „Wir haben für die Traumschiffe eigene Zapfsäulen konstruiert“, sagt Kummerfeldt. „Und wir hoffen natürlich, dass wir noch weitere Reeder für unser Produkt begeistern können.“