Vereinbarungen mit Chinesen schließt man nicht über Nacht. Schon seit Monaten hat die Lufthansa mit Air China über eine Vertiefung der Zusammenarbeit verhandelt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr dürfte froh gewesen sein, dass mit dem Besuch der Bundeskanzlerin in Peking der Druck da war, einen unterschriebenen Vertrag noch rechtzeitig vor dem 9. Juli vorweisen zu können – an diesem Tag will Spohr seine neue Strategie für den Konzern vorstellen.

Angesichts der Probleme im Europa-Verkehr ist es für die Lufthansa umso wichtiger, das bisher noch lukrative Langstreckengeschäft abzusichern. Dazu leisten bilaterale Kooperationsabkommen, wie sie die Kranich-Linie auch schon mit Partnern in Japan und Nordamerika abgeschlossen hat, nach bisherigen Erfahrungen wichtige Beiträge. Auf der Basis eines solchen Vertrags kann man die Flüge besser aufeinander abstimmen und gemeinsam vermarkten.

Zwar sind die Lufthansa wie auch Air China schon seit Jahren Partner in der „Star Alliance“, dem weltweit umfangreichsten Airline-Netzwerk. Aber eine solche lockere Verbindung reicht offenbar nicht aus, um die Marktanteile gegen die rasant wachsenden, staatlich subventionierten Wettbewerber aus der Golfregion zu verteidigen.

Man darf gespannt sein, ob es Spohr gelingt, am Mittwoch überzeugende Rezepte auch für andere Problemfelder des Konzerns zu präsentieren. Es bleibt zu befürchten, dass die Beschäftigten einige weitere bittere Pillen schlucken müssen. Doch gibt ihnen Spohr mit dem Anspruch, aus der Lufthansa eine Fünf-Sterne-Fluggesellschaft zu machen, auch endlich wieder ein positives Ziel.