In mehr als 50 Filialen gibt es bereits Smoothies, Salate und andere frische Speisen. 150 Geschäfte sollen es werden

Hamburg. Es war schon ein Wagnis, als Mark Twiehoff, Thorsten Laudy und Axel Hiersche direkt nach ihrem Studium im Jahr 2005 die erste Filiale ihres Gastro-Unternehmen Immergrün in Berlin eröffneten. Die Karte war überschaubar: Neben Smoothies, Salaten und anderen frischen Speisen gab es kaum etwas im Angebot. Das Konzept: frische und nicht alltägliche Speisen. Die Gründer konnten immer mehr Kunden mit ihren Produkten überzeugen. Heute betreibt Immergrün fünf eigene und 54 Filialen mit Franchise-Partnern in Deutschland.

Während Laudy und Hiersche inzwischen ihre Anteile am Unternehmen reduziert haben, kümmern sich jetzt Twiehoff und Lukas Brinkmann, ein 28-jähriger Diplom-Volkswirt mit Masterabschluss, um die Geschäfte. Mit 25,3 Prozent ist er der größte Anteilseigner des Unternehmens, das vorwiegend mit Franchisepartnern wachsen will. Brinkmann, der 2014 den Firmensitz nach Hamburg verlegt hat, betrieb bereits vor dem Einstieg in das Unternehmen drei Immergrün-Standorte als Franchisenehmer, darunter das Hamburger Restaurant im Food-Bereich der Europa-Passage. Auch im Elbe-Einkaufszentrum ist Immergrün präsent.

„Ich bin während meines Master-Auslandsstudiums in Asien erstmals mit Smoothies in Kontakt gekommen. Die Geschäftsidee hat mich überzeugt“, sagt Brinkmann. Während bis zum Jahr 2008 die Zahl der Immergrün-Filialen bei weniger als zehn lag, ist es den Gründern gelungen, sie innerhalb von sechs Jahren auf mehr als 50 zu steigern. „Das haben wir geschafft, indem wir Franchisepartner mit ins Boot nahmen“, sagt Brinkmann, der neben dem Geschäft in der Europa-Passage zwei Filialen in Bremen und Posthausen betreibt. Für das Jahr 2014 rechnet Brinkmann mit einem Netto-Außenumsatz von 17,5 Millionen Euro.

Das Angebot an Speisen ist deutlich ausgeweitet worden, etwa auf Paninis, Frozen Yogurt oder Wraps. „Wir arbeiten auch daran, unser Sortiment für Veganer zu verbessern“, sagt der Unternehmer. „Zudem testen wir in einigen Geschäften, ob Pasta zu uns passt.“ Das wäre laut Brinkmann eine ideale Ergänzung, da auch Nudeln in einer offenen Küche zubereitet werden können.

Gesunde Lebensmittel werden nachgefragt wie nie zuvor. Im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 2013 untersucht, nach welchen Kriterien die Deutschen einkaufen. Dabei kommen die GfK-Experten zu erstaunlichen Ergebnissen. So achten 26 Prozent der Verbraucher nicht mehr so sehr auf den Preis, sondern stärker auf die Qualität der Produkte. Wegen der kürzeren Transportwege entscheiden sich immer mehr Verbraucher zudem für Produkte aus der Region. Die Kunden wollen Genuss mit sozialer Verantwortung verbinden, heißt es in der Studie. Neben zahlreichen anderen Anbietern will auch Immergrün in diesem großen Bereich sein Geld verdienen.

Nach der Wachstumsrallye in den vergangenen Jahren setzt Brinkmann nun auf eine moderatere Expansion. Ein bis drei Neueröffnungen sind pro Jahr geplant. „Immergrün kann es nicht 500 Mal geben, aber 150 Standorte wären ideal“, sagt er. Die Investitionen pro Filiale sind hoch. Rund 100.000 Euro kostet ein neuer Laden inklusive Einrichtung, Equipment und Ware. Die meisten davon werden wiederum von Franchisenehmern betrieben. Sie überweisen dem Unternehmen sieben Prozent ihres Jahresumsatzes als Gebühr. „Dafür erhält der Partner unter anderem eine operative und wirtschaftliche Betreuung sowie das gesamte Konzept“, sagt Brinkmann.

Ferner profitiere der Franchisepartner von günstigen Einkaufsbedingungen durch die Größe des Unternehmens. Der wichtigste Lieferant ist die Gastrofirma Transgourmet. Mit der Marke „Ursprung“ hat das Unternehmen die erste national verfügbare Marke im Foodservice-Markt positioniert, die Nachhaltigkeit und Produktion in Deutschland garantiert.

Pro Filiale beschäftigt Immergrün zwischen acht und zehn Mitarbeiter in Voll- oder Teilzeit. „Die Filialleiter bilden wir selbst aus“, sagt Brinkmann. Allein in den sieben eigenen Geschäften von Immergrün arbeiten 70 Beschäftigte. Inklusive der Mitarbeiter der Franchisenehmer sind rund 600 Beschäftigte bei Immergrün aktiv. Treugast, ein Beratungsunternehmen für Hotels und die Gastronomie, bescheinigt Immergrün in einer Analyse „ein trendgerechtes Konzept mit leichten Speisen, das durch einen hohen Grad an Frische, Qualität und eine Open-Kitchen-Philosophie“ charakterisiert sei. Trotz der Expansion sei die Marke noch nicht sehr bekannt, was zum Teil auf die kleinen Standorte zurückzuführen sei.

Das will Brinkmann nun ändern. „Wir wollen noch stärker in Bahnhöfen und Einkaufszentren präsent sein“, sagt er. Aber auch in Innenstädten will der Unternehmer mit seinen Franchisepartnern weiterhin durchstarten. „Unsere Kundschaft ist zwischen zwölf und 40 Jahre alt und meist weiblich“, so der Chef. Vorwiegend in der Mittagszeit kämen aber auch ältere Mitarbeiter aus den Büros in der Umgebung zu Immergrün. Brinkmann ist sich sicher, dass er mit seinem Konzept in den nächsten Jahren weiter wachsen kann. Denn mit Ausnahme einer Kette aus Stuttgart sei für Immergrün zumindest bundesweit keine Konkurrenz in Sicht.