Bankangestellte in Hamburg sind heute zum Warnstreik aufgerufen. Es geht um Arbeitszeit und Lohnerhöhungen

Hamburg. In mehreren Bundesländern sind die Bankangestellten schon auf die Straße gegangen, an diesem Dienstag ist nun Hamburg an der Reihe: Die Gewerkschaft Ver.di hat die Beschäftigten der Deutschen Bank, der Commerzbank sowie der HypoVereinsbank (Unicredit) zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Daran beteiligen sollen sich auch die Mitarbeiter der Commerzbank in Lübeck und Kiel.

In der Tarifauseinandersetzung geht es um mehr Geld – gefordert wird ein Sockelbetrag von 100 Euro sowie zusätzlich 3,5 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – sowie um den Einsatz des Personals auch am Sonnabend: Die Arbeitgeber wollen ein Gesamtpaket schnüren, das sowohl eine Einigung zum Gehalt wie auch zur Sonnabendarbeit vorsieht, die Gewerkschaft will darüber separat verhandeln.

Von dem Konflikt betroffen sind bundesweit rund 210.000 Mitarbeiter bei den privaten und den öffentlichen Banken. Zu den letzteren gehören unter anderem die Landesbanken, Bausparkassen und einzelne Sparkassen. Die Haspa ist ebenfalls berührt, weil sie sich am Tarif der privaten Banken orientiert. Nachdem die zweite Tarifrunde ergebnislos blieb, kam es seit dem 12. Juni bereits zu Warnstreiks in Nordrhein-Westfalen sowie in Niedersachsen, in Baden-Württemberg, im Saarland, in Berlin und in Brandenburg.

„Die Menschen sind wachgerüttelt“, sagt Michael Börzel von Ver.di in Hamburg. „Es geht darum, ob die Bankmitarbeiter einen sechsten Arbeitstag bekommen.“ Dies sei für sie ein sehr emotionales Thema. Bei der Gewerkschaft stoße die Strategie der Arbeitgeber auf „völliges Unverständnis“. Denn bisher werde – abgesehen von den IT-Abteilungen – nur in sehr wenigen Filialen in Deutschland auch am Sonnabend gearbeitet. Gerade die Großbanken hätten bisher kaum Interesse daran bekundet, eine Bestimmung im Tarifvertrag, die dies in bestimmten Fällen erlaubt, auch zu nutzen.

„Die Personalausstattung in den Filialen ist ja schon heute so eng, dass manchmal Standorte tageweise geschlossen werden müssen, wenn Beschäftigte dort krank sind. Wir fragen uns, wie man dann einen zusätzlichen Arbeitstag organisieren will“, so Börzel.

Die Arbeitgeber wiederum werfen der Gewerkschaft ihrerseits eine starre Haltung vor. Man habe schließlich „deutliche Kompromissbereitschaft“ gezeigt, sagte der Verhandlungsführer Stephan Leithner. Die Arbeitgeberseite habe angeboten, die Einsatzquote zunächst auf maximal zehn Prozent der Belegschaften im Jahresdurchschnitt zu begrenzen.

Diese Quote solle in den beiden Folgejahren um jeweils einen weiteren Prozentpunkt steigen und sie liege damit weiterhin erheblich niedriger als in allen anderen Dienstleistungsbranchen, argumentieren die Arbeitgeber. Sie verlangen für die nächste Tarifrunde außerdem „deutliche Abstriche bei den Gehaltsforderungen“ der Gewerkschaft.

Die streikenden Bankbeschäftigten wollen an diesem Dienstag in zwei Demonstrationszügen zu einer Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof um 10 Uhr kommen. Um 9 Uhr starte der erste Zug in der City Süd am Poseidonhaus (Amsinckstraße 71) und bewege sich über den Nagelsweg zum Kundgebungsort. Der zweite Zug werde sich ebenfalls um 9 Uhr am Deutschlandhaus (Valentinskamp 91) in Bewegung setzen und über den Gänsemarkt und den Adolphsplatz am Gewerkschaftshaus eintreffen.

Von allen drei Banken, deren Beschäftigte zum Warnstreik aufgerufen sind, hieß es am Montag, man gehe nicht davon aus, dass Filialen wegen der Arbeitsniederlegung geschlossen werden müssen. „Die Kunden können sich über unseren 24-Stunden-Telefonservice über die Lage informieren“, sagt eine Sprecherin der Commerzbank. „Sollte es doch Schließungen geben, können sich die Kunden eine andere Filiale in der Nähe nennen lassen.“

Auch die Deutsche Bank erwartet auf der Basis der Erfahrungen mit den Warnstreiks in anderen Bundesländern, mit einer Rumpfbesetzung den Betrieb in allen Filialen aufrechterhalten zu können: „Es könnte aber sein, dass es für die Kunden an diesem Tag etwas länger dauert.“

Für Mittwoch, Donnerstag und Freitag plant Ver.di weitere Warnstreiks in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Die dritte Verhandlungsrunde findet am Montag kommender Woche in Wiesbaden statt. „Dann werden wir sehen, ob wir auf eine Einigung zusteuern oder ob wir noch eins drauflegen müssen“, sagt Ver.di-Mann Börzel.