Reederei im ersten Quartal mit Minus von 119,1 Millionen Euro. Trotz steigender Transportmengen sinken die Erlöse

Hamburg. Hapag-Lloyd braucht in diesem Jahr eine Erfolgsstory. Das Unternehmen steht kurz vor der Übernahme des Containergeschäfts der chilenischen Reederei CSAV. Im kommenden Jahr soll das Unternehmen an die Börse gehen, da muss eine positive Entwicklungsperspektive die Anleger überzeugen. Der aktuelle Quartalsverlust von 119,1 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: minus 93,6 Millionen Euro) ist dazu allerdings nicht geeignet.

Auch sinkende Erlöse machen der Hamburger Reederei zu schaffen: Trotz einer im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent gewachsenen Transportmenge lag der Umsatz mit 1,55 Milliarden Euro unter dem des Vorjahreszeitraums (1,65 Milliarden). Ursächlich war einerseits der zum Euro schwache US-Dollar. Dadurch fielen die in Dollar erlösten Einnahmen bei der Umrechnung geringer aus. Hauptproblem waren aber die weiterhin niedrigen Frachtraten: Der durchschnittliche Preis für den Transport von Waren sei um 124 Dollar auf 1422 Dollar je Standardcontainer (TEU) gesunken, teilte das Unternehmen mit Sitz am Ballindamm mit.

Zu einem Teil hat Hapag-Lloyd die sinkenden Einnahmen durch eine Reduzierung der Kosten kompensieren können. Insgesamt wurden die Transportkosten trotz des Mengenwachstums von 5,5 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2013 um 86 Millionen auf 1,4 Milliarden Euro reduziert. Obwohl die Treibstoffpreise im Langzeitvergleich hoch sind, konnten die Spritaufwendungen durch den Einsatz moderner und effizienter Schiffe wie den 13.200 TEU-Neubauten und einem geringeren kurzfristigen Treibstoffpreis gesenkt werden. Im ersten Quartal 2014 waren es 595 Dollar pro Tonne Treibstoff, im Vorjahreszeitraum noch 627 Dollar. Insgesamt seien die Treibstoffkosten aber derzeit auf einem Niveau, das durch die aktuell zu erlösenden Raten in keiner Weise kompensiert werden könne, heißt es.

Das erste Quartal gilt in der Linienschifffahrt traditionell als das schwächste. Als Ziel für das Gesamtjahr gibt Hapag-Lloyd weiterhin eine Verbesserung der Gesamtrate im Vergleich zum Vorjahr aus. „Das Erreichen dieses Zieles wird maßgeblich von der Ratenentwicklung im zweiten Halbjahr, und hier vor allem der Peak Season, abhängen“, sagte Michael Behrendt, Vorstandsvorsitzender von Hapag-Lloyd. „Durch die Erweiterung der G6 Alliance auf alle Ost-West-Fahrtgebiete, die derzeit in unserem Service-Netzwerk umgesetzt wird, sowie durch die Übernahme und Integration der Containersparte von CSAV nach Zustimmung der Wettbewerbsbehörden wird Hapag-Lloyd seine Wettbewerbsfähigkeit nochmals deutlich verbessern. Wir sind damit gut für die Zukunft und weiteres Wachstum aufgestellt“, so Behrendt.

Auch der Analyst der NordLB, Thomas Wybierek sieht Hapag-Lloyd in keiner kritischen Lage: „Da das erste Quartal immer schlecht läuft, sind die Zahlen nicht sonderlich beunruhigend“, sagte der Schifffahrtsexperte. Das Unternehmen greife weniger auf Charterschiffe zurück und setze mehr eigene Frachter ein. Interessant sei zu beobachten, ob sich der neuerliche Vorstoß der Linien zur Erhöhung der Frachtraten durchsetzen wird. „Dann kann Hapag-Lloyd einiges wettmachen.“

Opposition in der Bürgerschaft befürchtet Verluste für Steuerzahler

Mit Kritik reagierte die Opposition in der Bürgerschaft. Sie bewertet das Engagement der Stadt bei Hapag-Lloyd zunehmend kritisch, dass es mehr und mehr zu einem Verlustgeschäft zu werden droht. Hamburg hält derzeit knapp 37 Prozent an der Reederei. Im Zuge der Fusion mit den Chilenen soll dieser Anteil auf 23,2 Prozent sinken. „Das Konzernergebnis von minus 120 Millionen Euro zeigt, dass Hapag-Lloyd – auch nach Abzug der Einmalbelastungen aus der CSAV-Fusion – weiter auf der Stelle tritt“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU in der Bürgerschaft, Roland Heintze. Die Container-Linienschifffahrt stehe weiter erheblich unter Druck. „Der Senat hat mit dem Nachkauf von Hapag-Lloyd-Anteilen die Stadt sehenden Auges in ein Verlustgeschäft geführt und hat keinen eigenen Plan, wir er da letztlich wieder herauskommt“, sagte Heintze. „Das ist eine ausgesprochen schlechte Nachricht für die Hamburger Steuerzahler“, ergänzte Anjes Tjarks von den Grünen. „Es ist ungewisser denn je, ob Hamburg das investierte Steuergeld jemals wiedersieht.“

Noch kann Hapag-Lloyd aber an einer Erfolgsstory arbeiten. Durch die Integration der Containersparte von CSAV will das Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit noch einmal deutlich verbessern und jährlich Kosten in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro einsparen.