Laut Handelskammer fördern immer mehr Hamburger Betriebe die Gesundheit. Firmen bieten Sporthallen, Gymnastikräume und Trainingskurse an

Hamburg. Seit dem 1. Mai ist es im Fitnessstudio der Otto Group an der Wandsbeker Straße noch enger geworden. 1000 Mitarbeiter des Bundeswehrkrankenhauses haben jetzt die Möglichkeit, für einen Beitrag von rund 30 Euro im Monat die Sportangebote des Nachbarunternehmens zu nutzen. Dazu gehören 27 verschiedene Sportkurse wie Pilates, Rückengymnastik oder Kickboxen. In den Räumen trainieren 900 der 5500 Mitarbeiter der Otto Group in Hamburg – so viele wie nie zuvor seit der Einweihung im Jahr 2004.

Otto ist Vorreiter eines Trends in der Stadt: Immer mehr Unternehmen bieten ihren Beschäftigten Sportmöglichkeiten im eigenen Betrieb an wie den Tanz in der Mittagspause. „Gesundheit aus einer Hand. Das ist ein Riesenvorteil“, sagt Karsten von Rabenau, Leiter des Gesundheitsmanagements bei Otto. Das Unternehmen hat einen wissenschaftlich gestützten Gesundheitsindex entwickelt, der neben dem Sportangebot auch eine eigene ärztliche Versorgung, psychologische Sprechstunden oder medizinische Check-ups umfasst. Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter und ihre Zufriedenheit zu steigern. Der Gesundheitsindex hat sich für Otto zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Fünf Unternehmen, darunter die Techniker Krankenkasse, arbeiten mittlerweile mit Otto zusammen und kaufen deren Beratungsangebote.

Nicht nur die großen Unternehmen haben den Gesundheitssport für sich entdeckt. Auch immer mehr mittelständische Betriebe setzen auf präventive Sportangebote für die eigenen Beschäftigten. Das ergibt eine Umfrage der Handelskammer Hamburg, die jetzt veröffentlicht wurde. Ergebnis der bundesweit ersten Umfrage in diesem Bereich: Ein Drittel aller mittelständischen Unternehmen in Hamburg hat ein eigenes Gesundheitsmanagement eingeführt. „Innovative und leistungsfähige Mitarbeiter sind in Zeiten des demografischen Wandels ein zentraler Wettbewerbsfaktor und tragen wesentlich zum Erfolg des Unternehmens bei“, sagt Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg. „Die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu fördern ist daher kein Luxus, sondern eine Investition in die Zukunft des eigenen Unternehmens.“ Zu den Gründen, warum Firmen sich vermehrt um das Wohl ihrer Angestellten kümmern, zählen laut der Umfrage auch die Personalbindung und die Verbesserung des Arbeitgeberimages. „Insgesamt hat das Thema Gesundheit in den vergangenen fünf Jahren für den Hamburger Mittelstand spürbar an Bedeutung gewonnen. Oftmals gibt es aber noch Informationsdefizite, wie die Gesundheitsförderung in das Unternehmen integriert werden kann“, sagt Schmidt-Trenz.

Einer der Vorreiter im unternehmenseigenen Sportprogramm ist Beiersdorf. 4500 Beschäftigte haben in Hamburg-Eimsbüttel verschiedene Möglichkeiten der Gesundheitsförderung. Ihnen stehen eine eigene Sporthalle, ein Gymnastikraum sowie zwei Beachvolleyballfelder zur Verfügung. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements wird das Programm weiter ausgebaut. Im Sommer eröffnet bei Beiersdorf ein weiterer Gymnastikraum. „Das Engagement für das Wohl der Mitarbeiter gehört seit jeher zur Unternehmenskultur“, sagt Personalvorstand Ulrich Schmidt. „Sport ist gut für die Gesundheit, bietet einen hervorragenden Ausgleich zum Beruf und fördert Teamgeist und Vernetzung.“

Laut der Umfrage der Handelskammer sind es vor allem Logistiker und Dienstleister, die in ein Gesundheitsmanagement investieren. Berufsbereiche, in denen die Menschen viel Zeit im Sitzen verbringen. So wie bei der Hamburger Sparkasse. Die Haspa bietet ihren Mitarbeitern ein eigenes Fitnessstudio sowie Programme zur Bewegung und Entspannung an. Zudem gibt es Kooperationen mit externen Fitnessanbietern. Ähnlich macht es die HSH Nordbank. Das Unternehmen setzt vor allem auf den Bereich Entspannung. In einem sogenannten Silent Quarter können die Angestellten in den Pausen an Übungseinheiten teilnehmen, um Stress zu reduzieren und die Achtsamkeit zu erhöhen.

Die steigenden Investitionen in präventive Sportangebote hängen bei vielen Betrieben mit der Entwicklung des Arbeitsmarktes zusammen. Die schrumpfende Bevölkerung hat weniger Erwerbstätige und einen späteren Rentenbezug zur Folge. Die Unternehmen wollen wettbewerbsfähig bleiben. Die Angestellten müssen möglichst lange für die Arbeitswelt fit bleiben.

Das UKE, mit 9300 Beschäftigten der viertgrößte Arbeitgeber der Stadt, setzt seit drei Jahren auf ein Gesundheitskonzept für die Mitarbeiter. Für die Koordination hat das Unternehmen nun eine eigene Stelle geschaffen. Die Investitionen steigen. „Wir müssen uns kümmern, damit unsere Mitarbeiter in diesen belastenden Berufen alt werden können“, sagt Vorstandsmitglied Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement am UKE. Dafür bietet man eine vergünstigte Nutzung des betriebseigenen Fitnessstudios an.

Zu den weiteren Wahlmöglichkeiten gehören Lauftreffs, aktive Mittagspausen und Kooperationen mit externen Fitnessanbietern wie Aspria, Fitness First oder Meridian. Hier zahlen Mitarbeiter des UKE zehn bis 20 Euro weniger für die Angebote. Ein privater Anbieter ermöglicht zudem die Teilnahme an einem Bootcamp im Eppendorfer Park, eine Art mobiles Fitnessstudio mit verschiedenen Stationen für Gruppen. Für das UKE ist das auch eine Imagefrage: „Wir wollen ein Toparbeitgeber sein. Die besten Leute sollen zu uns kommen. Dafür ist der Bereich Gesundheitssport wichtig“, sagt Prölß.

Auch die Asklepios Kliniken GmbH, mit 11.674 Beschäftigten der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt, setzt auf Bewegungsangebote. „Wir wollen unseren Mitarbeitern Hilfe und Motivation geben“, sagt Franz Jürgen Schell, Sprecher des Konzerns. Asklepios bietet seinen Mitarbeitern Vergünstigungen bei externen Fitnessstudios sowie wöchentliche Lauftreffs, Yoga und Rückenschule an. Die Investitionen in diesen Bereich steigen. Schell: „Nicht nur wenn man die Summe in vermiedene Fehlzeiten umrechnet, lohnt sich die Investition.“