Arbeitslosenquote sinkt auf 7,7 Prozent. Unzufrieden ist die Arbeitsagentur mit den geringen Lehrstellenangeboten

Hamburg. Das Frühjahr hat auf dem Hamburger Arbeitsmarkt nur für eine leichte Belebung gesorgt. Die Zahl der Arbeitslosen ging im April gegenüber dem Vormonat um 1390 Personen oder 1,8 Prozent auf 74.438 zurück, teilte die Agentur für Arbeit in der Hansestadt mit. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich von 7,8 auf 7,7 Prozent. Ein Rückgang der Erwerbslosigkeit ist nach den Wintermonaten üblich, weil in vielen witterungsabhängigen Berufen die Arbeit wieder aufgenommen wird.

Ohne Berücksichtigung dieser Frühjahrsbelebung zeigt sich aber ein etwas anderes Bild: Gegenüber dem April des Vorjahres erhöhte sich die Arbeitslosigkeit im abgelaufenen Monat in Hamburg gegen den Bundestrend um 4,4 Prozent, das sind 3112 mehr Arbeitslose. Grund dafür ist die Fortschreibung einer schwächelnden Konjunktur im vergangenen Jahr, die zu Beginn 2014 zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosen geführt hatte. Bundesweit ist die Zahl der Jobsucher unterdessen überraschend stark um 111.000 auf 2,943 Millionen gesunken – und damit so tief wie zuletzt im Jahr 1992. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,3 Punkte auf 6,8 Prozent ab.

Sönke Fock, Chef der Hamburger Arbeitsagentur, sieht dennoch insgesamt ermutigende Zeichen auf dem Hamburger Arbeitsmarkt. Erstens habe die Nachfrage nach Arbeitskräften einen Höchststand erreicht. Derzeit seien bei der Agentur 12.787 freie Arbeitsplätze von Hamburger Unternehmen gemeldet, so viel wie noch nie in diesem Jahr. Zweitens steige die Gesamtbeschäftigung in Hamburg stärker als im Bundesdurchschnitt. In Hamburg seien 884.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Stand Februar), das sind 17.400 oder 2,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Drittens steige die Zahl der Abmeldungen in Arbeit. Im April hätten 6883 Hamburger eine neue Arbeit aufgenommen, so viel wie seit August 2012 nicht mehr. Fock erwartet, dass die Zahl von 70.000 Arbeitslosen im Herbst unterschritten werden kann, wenn die konjunkturellen Bedingungen stabil bleiben. Zuletzt war diese Schwelle Mitte des Jahres 2012 unterschritten worden.

Kritisch sieht Fock jedoch die Entwicklung am Lehrstellenmarkt: „Der Hamburger Ausbildungsmarkt bleibt mit Blick auf die gemeldeten Lehrstellen hinter unseren Erwartungen zurück“, sagte der Chef der Arbeitsagentur. So wurden der Agentur von Oktober bis April insgesamt 8280 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind fast 1000 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (9053). Dieses entspricht einem Rückgang um 8,5 Prozent.

Gleichzeitig suchen im April mehr als 7200 Jugendliche über die Agentur einen Ausbildungsplatz; das sind über 1000 mehr als vor einem Jahr. „Auch wenn rein rechnerisch ein Ausgleich vorliegt, nimmt der zeitliche und persönliche Druck auf beiden Seiten des Ausbildungsmarkts zu“, sagte Fock. „Die jungen Bewerber sollten daher keine Zeit verlieren, um sich zu bewerben.“

Unterdessen melden Hamburgs Groß- und Außenhändler erhebliche Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Laut einer Umfrage des AGA Unternehmensverbands unter seinen 3500 Mitgliedsunternehmen im Norden suchen derzeit 31,5 Prozent Fachpersonal. Die Dauer für Suche und Einstellung geeigneter Mitarbeiter liege derzeit bei knapp neun Wochen. Dabei würden sich die Arbeitgeber ordentlich ins Zeug legen, sagte der AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch. Der Vorwurf die Betriebe seien bei Neueinstellungen zögerlich zeige „eine deutliche Praxisferne“, so Tschirch.