Medizintechnik-Unternehmen Eppendorf setzt auf innovative Produkte, muss aber Umsatzrückgang hinnehmen.

Hamburg. Der Laborgerätehersteller Eppendorf hat sein Bekenntnis zum Standort Hamburg untermauert. In Hummelsbüttel, direkt am Stammwerk des weltweit aktiven Unternehmens wurde jetzt ein 4000 Quadratmeter großer Anbau ans bisherige Gebäude erstellt. „Wir brauchen mehr Platz, auch weil wir Produktbereiche für die Zellforschung stark ausbauen“, sagt Chef Dirk Ehlers. Vier Stockwerke umfasst das Gebäude, indem bislang nur zwei genutzt werden. Die anderen Etagen wurden errichtet, falls der Weltmarktführer für Pipetten künftig mehr Mitarbeiter braucht. Unter anderem wird aktuell eine Produktionsstätte mit 60 Mitarbeitern aus Schottland in die Hansestadt verlagert. Groß geworden ist das 1945 von Heinrich Netheler und Hans Hinz auf dem Gelände des UKE gegründete Unternehmen mit neuen Geräten für Blutuntersuchungen, Zentrifugen und Pipetten. Heute arbeiten weltweit mehr als 2800 Mitarbeiter in 25 Ländern für die Firma. Gut 650 sind es in Hamburg.

Pipetten werden zwar immer noch produziert, aber das Augenmerk der Hamburger liegt inzwischen auf neuen Technologien. Nachdem der amerikanische Wissenschaftler Craig Venter als erster Mensch Anfang des Jahrtausends das menschliche Genom erforscht hat, haben sich auch für Eppendorf und deren weltweite Konkurrenz neue Chancen aufgetan. So werden inzwischen nicht mehr nur die Gene des Menschen erforscht, sondern auch die Zelle als Ganzes. „Wir liefern die passenden Geräte und Verbrauchsartikel, um diese Zellen zu handhaben und zu kultivieren“, sagt Ehlers.

Hunderte Kunden weltweit, etwa Labore von Universitäten und andere Institutionen sowie zahlreiche Industriekunden ordern von den Hamburgern inzwischen Fermenter, die zur Anzucht von Mikroorganismen oder Zellen dienen. Ab sofort bietet Eppendorf dazu auch Schalen, Platten und Flaschen für die Zellkultur an. „Vor allem die akademische Forschung, Pharma- oder Kosmetikindustrie interessiert sich für die Zellforschung“, sagt Ehlers. Schließlich könne man mit der Technik auch die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Krankheiten wie Krebs beschleunigen. Die Zellen dürfen auf keinen Fall verunreinigt werden. Deshalb hat das Unternehmen inzwischen Petrischalen, die am Rand geriffelt sind, damit sie dem Laborpersonal nicht aus der Hand fallen können. Zudem hat das Unternehmen im Erdgeschoss des Neubaus neue Labore eingerichtet sowie Schulungszentren – auch für die Zellforschung – für Mitarbeiter und Kunden.

2013 war für Eppendorf und die gesamte Life-Science- und Biotechnik-Branche ein schwieriges Jahr. So büßte die Firma währungsbedingt mit einem Umsatz von 502,7 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr 18 Millionen Euro ein. Grund war vor allem die Zurückhaltung von Auftraggebern in den USA, die auf Gelder der öffentlichen Hand angewiesen sind. Der Gewinn sank von 70,6 auf 67,5 Millionen Euro. „Trotz der schwierigen Marktsituation in für uns wichtigen Segmenten haben wir investiert“, sagt Ehlers. Unter anderem wurden weltweit 100 neue Mitarbeiter eingestellt. Zudem hat die Firma im Jahr 2013 zahlreiche neue Produkte auf den Markt gebracht, und weitere Neuheiten dürfen erwartet werden.