In der Handelskammer lassen sich Menschen mit dem Mut zur Selbstständigkeit von Experten beraten

Hamburg. Bettlaken sind in der Regel einfarbig – und damit einfach trist, findet Melanie Mengerink-Esch. Sie will das ändern. Laken in frischen Designs, die in Norddeutschland in kleinen Serien produziert werden, möchte sie auf den Markt bringen. „Zunächst für Baby- und Kinderbetten, weil dafür die Ausgabebereitschaft höher ist“, sagt Mengerink-Esch.

Auf der Gründermesse in der Handelskammer hat sie sich am Sonnabend darüber informiert, wie sich dieser Plan in die Tat umsetzen ließe. Dabei ist der Schritt in die Selbstständigkeit für sie nichts Neues. Seit sieben Jahren vermittelt die frühere Mitarbeiterin eines Versandhauskonzerns Ferienimmobilien auf Mallorca.

Zusammen mit dem Einkommen des Ehemannes reiche das zwar für die beiden und ihre zwei Kinder zum Leben, sagt die Diplomkauffrau, aber nun würde sie sich gern ihren lang gehegten Traum erfüllen und die neue Geschäftsidee realisieren. Mit dem breiten Angebot des Gründertages, etwa den gut 30 Vorträgen zu Themen wie Finanzierungswege, Tipps für den Businessplan, erfolgreiche Kundengewinnung oder Buchführung ist sie sehr zufrieden – trotz der zeitlichen Überschneidungen, die es verhindern, alle gewünschten Vorträge zu besuchen.

Anders als Mengerink-Esch hat Isabelle Müller für ihr neues Tätigkeitsfeld bereits eine Firma gegründet. Die Psychologin hat sie „easYgeneration“ genannt; seit einem halben Jahr berät sie Personen, die sich beruflich orientieren oder ihr Selbstmanagement verbessern wollen. Das Angebot richtet sich aber auch an Unternehmen, die sich für junge Beschäftigte im Alter von 19 bis 35 Jahren (die „Generation Y“) attraktiver machen möchten.

„Die Menschen dieser Generation haben ein anderes Wertesystem als ältere und stellen die Arbeitgeber vor andere Herausforderungen“, sagt Isabelle Müller. Sie schätzt an der Selbstständigkeit, dass sie sich die Arbeit nach eigenen Vorstellungen einteilen kann, aber auch die Chance, mit vielen verschiedenen Firmen und Menschen in Kontakt zu kommen. An Kunden fehle es nicht, sagt sie, wobei ihr das Netzwerk hilft, das sie sich als Koordinatorin für Persönlichkeitsentwicklungsprogramme an der Bucerius Law School aufgebaut hat. Auch wenn die Gründung schon hinter ihr liegt, findet Müller den Gründertag wertvoll und hat sich dort über die Rentenversicherung sowie über steuerliche Fragen informiert.

Die rund 800 bis 1000 Gründungsinteressierten hatten auf der Veranstaltung die Chance, ihre Geschäftsidee in einer fünfminütigen Präsentation einem Expertenteam vorzustellen. Nicht selten mangele es an einer realistischen Einschätzung der Nachfrage und an guten Branchenkenntnissen, sagte Jens Jorewitz von der Hamburger ExistenzgründungsInitiative (H.E.I.), einer der Experten. „Die Kosten kann man ganz gut planen, aber es dauert länger als die meisten Menschen annehmen, bis hinreichend große Umsätze hereinkommen“, sagte auch Jörg Finnern, Geschäftsführer der H.E.I., die von der Wirtschaftsbehörde, der Handelskammer und Handwerkskammer sowie von Verbänden, Innungen, Kreditinstituten und der BürgschaftsGemeinschaft Hamburg getragen wird.

Dass seit Jahren immer mehr Menschen parallel zu ihrer Festanstellung zu Gründern werden, ist eine Tendenz, die Finnern begrüßt. Allerdings ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen bei der Handels- und der Handwerkskammer in Hamburg zuletzt gesunken, im vergangenen Jahr waren es 21.067.