Hamburg und die Hauptstadt kooperieren bei Kreuzfahrten und Gesundheitstourismus. Hansestadt will Position bei Kreuzfahrten ausbauen

Berlin/Hamburg. Deutschlands Metropolen Berlin und Hamburg werden künftig in den Bereichen Kreuzfahrt- und Gesundheitstourismus intensiv zusammenarbeiten. Eine entsprechende Vereinbarung im Bezug auf den Kreuzfahrtsektor haben Hamburg-Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll und visitBerlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker am Mittwoch auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin unterzeichnet: „Es können beide Metropolen vom Kreuzfahrttourismus profitieren, deshalb setzen wir auf Zusammenarbeit statt Konkurrenz“, sagte von Albedyll dem Abendblatt. Es gehe vor allem darum, die Touristen aus den USA für einen kombinierten Aufenthalt in beiden Metropolen zu begeistern, so von Albedyll weiter.

Berlin und Hamburg wollen künftig gemeinsam für ihre Städte auf Messen im In- und Ausland werben. Ein konkreter Termin steht bereits fest: Vom 2. bis zum 6. April präsentieren sich die beiden Metropolen auf der „cruise3sixty“ in Fort Lauderdale in den USA. Die Zusammenarbeit fasste Burkhard Kieker so zusammen: „Wir bewerben Hamburg mit seinem maritimen Flair und Berlin als Schaufenster Deutschlands mit Kultur und Coolness.“ Auch zusätzliche ICE-Verbindungen zwischen Berlin und Hamburg sind Thema der Kooperation: „Wir brauchen mehr Kapazitäten, wenn mehrere Hundert Kreuzfahrtgäste auf einmal auf der Schiene zwischen den Städten transportiert werden sollen. Dazu werden Gespräche mit der Deutschen Bahn geführt“, sagte von Albedyll.

Nicht nur im Bereich Kreuzfahrten, sondern auch auf dem Gesundheitssektor wollen die beiden Städte Synergien nutzen: „Wir planen auf dem internationalen Markt gemeinsam für unsere hervorragenden Krankenhäuser wie die Charité in Berlin oder das UKE und die Endo-Klinik in Hamburg zu werben“, sagte von Albedyll. Im vergangenen Jahr stellte Hamburg mit 11,6 Millionen Übernachtungsgästen einen neuen Rekord auf. Aber noch immer kommen fast neun Millionen der Gäste aus dem Inland. Hamburg Tourismus-Chef von Albedyll hat vor allem einen Markt im Blick: „Wir wollen die USA erobern.“ Auch hier setzt von Albedyll auf die Zusammenarbeit mit anderen Städten. Die Hansestadt stellt sich gemeinsam mit Helsinki, Riga, St. Petersburg und Warschau im Reiseführer „One Baltic Sea Region“ vor. Auf der ITB, der weltgrößten Reisemesse, präsentiert sich Hamburg noch bis zum 9. März auf einem 660 Quadratmeter großen Stand. Zum traditionellen Hamburg-Empfang kamen am Mittwoch rund 250 Gäste.

Besondere Bedeutung hat für Hamburg der Wachstumsmarkt des Kreuzfahrttourismus, den die Hansestadt erst seit den 2000er-Jahren mit Nachdruck erschließt. Im Hochseebereich konnten die Reedereien in Deutschland im vergangenen Jahr einen Passagierrekord verbuchen. Die Zahl der Gäste stieg um 9,2 Prozent auf 1,69 Millionen. Das geht aus einer Studie des Deutschen Reiseverbandes (DRV) und des Kreuzfahrtverbands CLIA hervor, die am ersten Tag der ITB vorgestellt wurde. Im Vorjahr war das Wachstum mit 11,2 Prozent allerdings noch etwas stärker. Rund 764.000 Passagiere verbuchte allein die Rostocker Reederei Aida Cruises im vergangenen Jahr. Das entsprach einem Plus von 20 Prozent gegenüber 2012. „Das Interesse an Hochseekreuzfahrten ist ungebrochen hoch“, erklärte Aida-Chef Michael Ungerer, der auch als Deutschland-Vorsitzender von CLIA fungiert. Aida ist in Deutschland Marktführer bei Kreuzfahrten.

Hamburg baut seinen Rang als führender deutscher Kreuzfahrthafen unterdessen weiter aus. 2013 führte die Hansestadt mit 552.459 Passagieren die Statistik der drei meistbesuchten deutschen Kreuzfahrthäfen an, vor Rostock-Warnemünde mit 483.000 Passagieren und Kiel mit 363.476 Kreuzfahrtgästen. „Besonders auffällig an den Hamburger Zahlen ist der geringe Anteil an Transitpassagieren, die gleich weiterreisen oder die direkt von einem anderen Verkehrsmittel an Bord des Kreuzfahrtschiffes gehen“, sagte der Marktexperte Helge Grammerstorf von CLIA Deutschland dem Abendblatt. „Nur rund 32.500 Passagiere in Hamburg waren 2013 Transitpassagiere, gegenüber rund 248.000 in Warnemünde.“ Wer aber nicht unmittelbar erst zur Kreuzfahrt anreise oder direkt nach der Ankunft von der Seereise die Stadt wieder verlasse, gebe vor Ort im Zweifelsfall mehr Geld aus – sei es bei Übernachtungen, in der Gastronomie oder bei einem Einkaufsbummel.

In den kommenden Jahren will Hamburg den Kreuzfahrttourismus gezielt weiter ausbauen. Im Sommer 2015 soll dafür auf Steinwerder im zentralen Hafenbereich ein neues, drittes Kreuzfahrtterminal in Betrieb gehen, zusätzlich zum Cruise Center in der HafenCity, das modernisiert wird, sowie dem Cruise Center Altona. Für das laufende Jahr rechnet die Stadt mit 191 Kreuzfahrt-Anläufen und insgesamt mehr als 600.000 Passagieren. 2013 zählte Hamburg 177 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen. Besonderen Schwung erhoffen sich Tourismusbranche und Hafenwirtschaft vom neuen Angebot der führenden deutschen Kreuzfahrtlinie Aida Cruises. Ab 20. Juni 2015 soll Hamburg ganzjährig Start- und Zielhafen für siebentägige Rundreisen der neuen „AidaPrima“ zu den Metropolen Westeuropas sein – jeweils am Sonnabend.